RoMed Klinik Bad Aibling
Geburtsstation soll erhalten bleiben

Bad Aibling — Das dro­hen­de Aus der ge­burts­hilf­li­chen Sta­tion der RoMed Kli­nik Bad Aib­ling zum 15. Au­gust be­wegt im­mer mehr Ge­müter: Die Ab­tei­lung ver­zeich­ne­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ei­nen kon­ti­nuier­li­chen An­stieg der Ge­bur­ten­zahl, die sich auf über 600 Neu­ge­bo­re­ne jähr­lich ein­ge­pen­delt hat. Zu­gleich führ­te die an­ge­spann­te Per­so­nal­si­tua­tion zu­neh­mend zu Eng­päs­sen bei den zu or­ga­ni­sie­ren­den Diens­ten. Eine ePeti­tion an Land­rat Wolf­gang Ber­tha­ler zu­guns­ten des Er­halts hat nach vier Ta­gen be­reits knapp 3000 Un­ter­stüt­zer ge­fun­den. Doch die Po­li­tik dämpft die Er­war­tun­gen.

„Es ist be­dauer­lich, dass wir eine wohn­ort­na­he Ge­burts­hil­fe nicht mehr an­bie­ten kön­nen“, sagt Dr. Wolfgang Vorhoff, Gy­nä­ko­lo­ge und Be­leg­arzt an der RoMed Kli­nik Bad Aib­ling. Gy­nä­ko­lo­gi­sche Krank­heits­bil­der wür­den aber wei­ter­hin am­bu­lant und sta­tio­när be­han­delt. Vor­hoff be­nennt das Feh­len von Heb­am­men als Ur­sa­che und er­klärt: „Es ist scha­de, dass die vie­len Ap­pel­le, die bun­des­wei­ten Rah­men­be­din­gun­gen für die Ge­burts­hil­fe zu ver­bes­sern, of­fen­sicht­lich nicht ge­wirkt ha­ben.“

Simone Donhauser, Spre­che­rin der Be­leg­heb­am­men an der RoMed Kli­nik Bad Aib­ling, ver­an­schau­licht, dass stei­gen­de Haft­pflicht­prä­mien bei Heb­am­men und Ärz­ten die Per­so­nal­aquise für Be­leg­ab­tei­lun­gen er­schwer­ten: „Trotz in­ten­si­ver Su­che in den letz­ten Jah­ren konn­ten wir lei­der nicht ge­nü­gend neue Heb­am­men fin­den. Wir selbst kön­nen dauer­haft nicht noch mehr Diens­te ab­decken und so bleibt für uns nur noch der letz­te Aus­weg: Die ge­burts­hilf­li­che Tä­tig­keit auf­zu­kün­di­gen.“

Peter Lenz, Ge­schäfts­füh­rer der RoMed Kli­ni­ken, be­dauert dies. „Wir ha­ben sehr in­ten­siv ver­sucht, un­se­ren Bei­trag zu leis­ten und mit­zu­hel­fen, die per­so­nel­le Pro­ble­ma­tik der Heb­am­men zu lö­sen.“ Die „qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge und leis­tungs­star­ke Ge­burts­hil­fe“ muss­te zu­letzt mit einer ver­gleichs­wei­se nie­dri­gen An­zahl von Be­leg­heb­am­men und Be­leg­ärz­ten auf­recht er­hal­ten wer­den – An­fang Ju­ni hat­te sich die Si­tua­tion durch Ver­rin­ge­rung um vier Heb­am­men ver­schärft, zwei wei­te­re be­en­den ihre Tä­tig­keit Ende Ju­li. Schließlich aber habe das Wohl von Mut­ter und Kind „höch­ste Prio­ri­tät“ ge­habt: „Von da­her war es für uns zwar auch sehr be­dauer­lich, aber doch selbst­ver­ständ­lich, dem Wunsch der Be­leg­heb­am­men nach einer doch sehr kurz­fris­ti­gen Ver­trags­auf­lö­sung nach­zu­kom­men“, so Lenz.

ePetition zum Er­halt

Mit dem Aus wol­len sich in­des­sen viele Ro­sen­hei­mer nicht wi­der­spruchs­los ab­fin­den. So richtet sich seit letz­tem Sams­tag eine Pe­ti­tion auf der On­line-Platt­form www.openpetition.de an Land­rat Wolfgang Berthaler (CSU) mit der For­de­rung, bes­se­re Be­din­gun­gen für Heb­am­men zu schaf­fen, „da­mit es at­trak­tiv bleibt, als Be­leg­heb­am­me am Kran­ken­haus zu ar­bei­ten und so­mit auch die Ge­burts­sta­tion Bad Aib­ling er­hal­ten blei­ben kann“. Da­nach seien schlech­te Be­din­gun­gen für Heb­am­men ur­säch­lich dafür, dass immer mehr Ge­burts­sta­tio­nen schlös­sen. Selbst Bad Aiblings Bür­ger­meis­ter Felix Schwaller (CSU) er­klär­te, die Schließung nicht kampf­los hin­neh­men zu wol­len. Bei ihm hät­ten sich zwi­schen­zeit­lich in­teres­sier­te Frauen ge­mel­det, die näch­stes Jahr ihre Aus­bil­dung in der Heb­am­men­schule ab­schließen wür­den. Selbst bei schlech­ten Aus­sich­ten für den Er­halt der Ge­burts­hil­fe dür­fe man nicht auf­ge­ben, so Schwal­ler.

Das Aus der ge­burts­hilf­li­chen Sta­tion wurde zu­dem in ei­ner „Feier­abend­run­de“ mit Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Otto Lederer (CSU) in Neu­beuern be­fasst. Haupt­red­ner zum Thema „Heb­am­men- und Haus­ärz­te­ver­sor­gung im länd­li­chen Raum“ war hier der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Ge­sund­heits­aus­schus­ses im Bayeri­schen Land­tag, Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Bernhard Seidenath (CSU). Bür­ger­meis­ter Schwal­ler so­wie Heb­am­men und Ver­tre­ter der Kli­nik­lei­tung äußer­ten ihre mit der Schließung ver­bun­de­nen Sor­gen und for­der­ten eine Kurs­än­de­rung, etwa durch eine Er­hö­hung der Ver­gü­tung. Sei­denath ver­deut­lich­te wie­derum, dass dies kei­ne Auf­ga­be der Po­li­tik sei, son­dern der bei­den Ver­trags­part­ner – Heb­am­men­ver­bän­de und Kran­ken­kas­sen.

Le­de­rer – wie Ber­tha­ler und Schwal­ler im Auf­sichts­rat des RoMed Kli­nik­ver­bunds – un­ter­stütz­te Sei­denath in die­ser Hal­tung und ver­wies auf lau­fen­de Ver­hand­lun­gen zwi­schen Heb­am­men­ver­bän­den und Kran­ken­kas­sen. Ein ers­tes An­ge­bot, mit dem die Ver­gü­tung der frei­be­ruf­li­chen Heb­am­men an­ge­ho­ben wür­de, sei bis­lang ab­ge­lehnt wor­den. Grund hier­für sei nach Aus­kunft der Heb­am­men, dass ih­nen aus die­sem An­ge­bot mehr Nach­tei­le ent­stün­den, bei­spiels­wei­se durch zu­sätz­li­che bü­ro­kra­ti­sche Hür­den und Be­schrän­kun­gen im Ar­beits­all­tag, die durch eine hö­he­re Ver­gü­tung nicht aus­ge­gli­chen wer­den könn­ten. Ein neuer Ter­min für eine Ei­ni­gung sei für Mit­te Ju­li an­ge­setzt.

Ge­samt­kon­zept für die Region

Ge­gen­über ⭲ Radio Cha­ri­va­ri äußer­te sich Schwal­ler dennoch zu­ver­sicht­lich. Da­nach be­für­wor­te­ten je­ne Heb­am­men und Ärz­te, mit de­nen er ge­spro­chen ha­be, ei­ne Wei­ter­füh­rung der ge­burts­hilf­li­chen Sta­tion der RoMed Kli­nik Bad Aib­ling. Nur müss­ten Fra­gen wie die Ver­si­che­rungs­the­ma­tik der Be­schäf­tig­ten ge­klärt wer­den. Und selbst wenn der Be­trieb in der Kli­nik wei­ter­lie­fe, wer­de laut Schwal­ler ein bes­se­res Ge­samt­kon­zept für die gan­ze Re­gion be­nö­tigt. Im Mit­tel­punkt ste­he da­bei die An­er­ken­nung des Be­ruf­stan­des der Heb­am­men. Die Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten müss­ten die Rah­men­be­din­gun­gen schaf­fen, dass es wie­der mehr Nach­wuchs in die­sem Be­reich und auch bei den Gy­nä­ko­lo­gen gebe. 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 30. Jg., Nr. 26/2017, Sams­tag, 1. Ju­li 2017, S. 5, Ko­lum­ne „Lo­ka­les“; [191/5/–/–].
Online: ⭱ blick-punkt.com, Mittwoch, 28. Ju­ni 2017; ⭱ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⭱ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, Sams­tag, 1. Ju­li 2017. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2020.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker