Landratsamt kontert Kritik an Krisenbewältigung
Huber: „K-Fall war nicht angezeigt“

Rosenheim — Ta­ge­lan­ges Schnee­trei­ben, Aus­fall des Schul­un­ter­richts, Ruf nach dem Ka­tas­tro­phen­fall: Die Kri­sen­be­wäl­ti­gung des Schnee­chaos’ durch das Land­rats­amt Ro­sen­heim steht in der Kri­tik. Vi­ze-Land­rat Josef Huber (CSU) ver­wahrt sich aber ge­gen teils har­sche Vor­wür­fe und be­tont, nie­mand war von der Au­ßen­welt ab­ge­schnit­ten und der Win­ter­dienst leis­te­te „her­vor­ra­gen­de Ar­beit“. Kreis­brand­rat Richard Schrank pflich­tet dem bei und ver­weist auf die „dy­na­mi­sche La­ge“. Die Lei­te­rin des Staat­li­chen Schul­am­tes, Helga Wichmann, ist sich zu­dem si­cher, der ein­heit­li­che Schul­aus­fall ha­be zur Pla­nungs­si­cher­heit bei­ge­tra­gen.

Der Dauer­schnee im Al­pen­vor­land hat laut „Deut­scher Wet­ter­dienst (DWD)“ zu Jah­res­be­ginn his­to­ri­sche Nie­der­schlags­re­kor­de ge­bracht. Fünf ein­ge­schnei­te ober­baye­ri­sche Land­krei­se rie­fen so­gar den Ka­tas­tro­phen­fall aus: Bad Tölz-Wolf­rats­hau­sen, Berch­tes­ga­de­ner Land, Gar­misch-Par­ten­kir­chen, Mies­bach und Traun­stein. Ob­wohl auch in Ro­sen­heim die Ein­satz­kräf­te bis an die Gren­ze der Be­last­bar­keit ar­bei­te­ten, gab es hier kei­nen „K-Fall“. Grund: Die Be­dro­hung von vie­len Men­schen, um­fang­rei­chen Sach­wer­ten oder na­tür­li­chen Le­bens­grund­la­gen war für das Land­rats­amt nicht so gra­vie­rend, dass die be­trof­fe­nen Kom­mu­nen über­for­dert wa­ren und die Bun­des­wehr Men­schen in ab­ge­schnit­te­nen Ort­schaf­ten ver­sor­gen so­wie da­bei hel­fen muss­te, Dä­cher von der Schnee­last zu be­freien.

Kreis­brand­rat Richard Schrank bi­lan­ziert, im Land­kreis Ro­sen­heim seien von den 118 Feuer­weh­ren mit ih­ren rund 6.300 Hel­fern in der Spit­ze et­wa 750 Ein­satz­kräf­te be­nö­tigt wor­den. Hin­zu ka­men die Hel­fer von Ret­tungs­diens­ten wie Berg­wacht und „Tech­ni­sches Hilfs­werk (THW)“. Zu kei­ner Zeit war laut Schrank ei­ne Un­ter­de­ckung an­ge­zeigt und da­mit die Not­wen­dig­keit, die Bun­des­wehr an­zu­for­dern. Von den 46 Kom­mu­nen seien le­dig­lich Aschau im Chiem­gau, Ober­au­dorf und Prien am Chiem­see här­ter be­trof­fen ge­we­sen. Al­le Brenn­punk­te seien „vom ers­ten Tag an“ be­sich­tigt wor­den. We­ni­ger als zehn Per­so­nen er­hiel­ten Er­satz­woh­nun­gen. We­der Ver­letz­te noch Schä­den an Aus­rüs­tung und Häu­sern seien zu be­kla­gen.

„Schnee­chaos in den Ski­re­gio­nen“

Nach An­sicht von Vi­ze-Land­rat Josef Huber konn­te der Land­kreis Ro­sen­heim das „Schnee­chaos in den Ski­re­gio­nen“ ei­gen­stän­dig lö­sen. An­statt den „K-Fall“ aus­zu­ru­fen, wur­de Paragraf 15 des „Baye­ri­schen Ka­tas­tro­phen­schutz­ge­set­zes (BayKSG)“ an­ge­wandt. Da­nach kann die Kreis­ver­wal­tungs­be­hör­de zur Be­wäl­ti­gung grö­ße­rer Scha­dens­er­eig­nis­se, die kei­ne Ka­tas­tro­phen sind, fach­lich ge­eig­ne­te Per­so­nen als Ört­li­che Ein­satz­lei­ter be­stel­len, wenn da­durch das ge­ord­ne­te Zu­sam­men­wir­ken am Ein­satz­ort we­sent­lich er­leich­tert wird. An­ders als im „K-Fall“ blei­ben hier die Auf­ga­ben und Be­fug­nis­se der Po­li­zei un­be­rührt. Ein schlech­tes Ge­wis­sen brau­che sich nie­mand ein­re­den zu las­sen, re­sü­miert Hu­ber.

Dank­bar­keit und Mit­hil­fe der ein­ge­schnei­ten Be­trof­fe­nen seien in­des groß ge­we­sen, schil­dert Schrank sei­ne Ein­drü­cke. Nur we­ni­ge hät­ten kein Ver­ständ­nis ge­zeigt, er­gänzt Hu­ber und wehrt sich „mas­siv“ ge­gen ver­all­ge­mei­nern­de „Ein­zel­aus­sa­gen“: „In vie­len Fäl­len wird Gu­tes ge­tan und nicht dar­über ge­spro­chen.“ Über­dies zu mo­nie­ren, der Land­rat müs­se stets vor Ort sein, sei „Po­pu­lis­mus“. Wie der Kreis­brand­rat, so er­in­nert auch der stell­ver­tre­ten­de Land­rat an die Ei­gen­ver­ant­wor­tung je­des Ein­zel­nen und dass nicht stän­dig nach der öf­fent­li­chen Hand ge­ru­fen wer­den soll­te.

Schul­frei trotz Wet­ter­än­de­rung

Die Ein­wän­de man­cher El­tern, de­ren Kin­der vor und nach dem Wo­chen­en­de zu Hau­se blei­ben muss­ten, be­ant­wor­tet Schul­amts­lei­te­rin Helga Wichmann da­mit, dass die Ent­schei­dung zu­guns­ten des Un­ter­richts­aus­falls für al­le Schul­ar­ten nicht leicht ge­fal­len sei. Bei wech­sel­haf­ter Wet­ter­la­ge sei aber nur ei­ne ein­heit­li­che Hand­ha­bung sinn­voll – und die Schnee­schmel­ze nach dem Wo­chen­en­de war nicht an­ge­zeigt.

Beim Hin­weis, „frü­her“ sei selbst bei star­kem Schnee­fall un­ter­rich­tet wor­den, ver­weist Wich­mann auf ver­än­der­te Mo­bi­li­täts­for­men – län­ge­re An­fahrts­we­ge, hö­he­res Ver­kehrs­auf­kom­men und die für jun­ge Schü­ler un­über­sicht­li­che Stra­ßen­la­ge bei me­ter­ho­hem Schnee. Auch wenn die Schu­le da­mals bei star­kem Schnee­fall nicht aus­fiel, so seien doch et­li­che Schü­ler dem Un­ter­richt fern ge­blie­ben. Heu­ti­gen Pen­nä­lern ver­si­chert Wich­mann, die aus­ge­fal­le­nen Schul­stun­den müss­ten nicht nach­ge­holt wer­den. 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 32. Jg., Nr. 3/2019, Sams­tag, 19. Ja­nu­ar 2019, S. 2, Ko­lum­ne „Lo­ka­les“ [172/3/–/–].
Online: ⭱ blick-punkt.com, Diens­tag, 15. Ja­nu­ar 2019; ⭱ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⭱ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, Sams­tag, 19. Ja­nu­ar 2019. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2020.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker