Netzwerkforum des Stellwerk18 diskutiert Zukunftstrends
Wie wollen wir 2028 leben?

Rosenheim — „We want to live better, fuller, calmer and clearer“, re­sü­miert ei­ne neue in­ter­na­tio­na­le Zu­kunfts­stu­die die Er­war­tungs­hal­tung in­no­va­ti­ver Men­schen für die kom­men­den zehn Jah­re. Aus­ge­wähl­te Stu­dien­er­geb­nis­se wur­den rund 150 Rosenheimer Un­ter­neh­mern auf dem ers­ten „Netz­werk­fo­rum“ des „Stell­werk 18“ im OVB-Me­dien­fo­rum vor­ge­stellt. Im An­schluss dis­ku­tier­te ein Po­dium vor dem Hin­ter­grund der „di­gi­ta­len Trans­for­ma­tion“ die ge­sell­schaft­li­chen, po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Ge­stal­tungs­spiel­räu­me.

Die branchenübergreifende Zukunftsstudie, an der ne­ben an­de­ren Audi und IKEA be­tei­ligt wa­ren, fußt auf breit an­ge­leg­ten Re­cher­chen so­wie den Aus­sa­gen von 60 „Trend Re­ceivern“ und jun­gen Vor­den­kern in den USA, Deutschland, Österreich, der Schweiz und China. Un­ter dem Mot­to „Un­ser All­tag mor­gen: Trei­ber des Wan­dels und Po­ten­zia­le zu­künf­ti­ger Le­bens­wel­ten“ stell­ten Dr. Rupert Hofmann von der Audi Bu­si­ness In­no­va­tion GmbH und Lars Lengler-Graiff von der IKEA Retail Ser­vi­ces AB im OVB-Medienforum mar­kan­te Er­geb­nis­se der Stu­die vor. Ih­re in­for­ma­ti­ven, kri­ti­schen und ap­pel­la­ti­ven Aus­füh­run­gen wur­den durch ei­ne bild­mäch­ti­ge, en­glisch­spra­chi­ge Prä­sen­ta­tion verstärkt.

Im Unterschied zu fiktionalen Zukunftsszenarien ver­dich­tet die Stu­die die Er­war­tun­gen der Ge­sprächs­part­ner und ord­net sie zehn Le­bens­be­rei­chen zu: Ar­beit, Bil­dung, Frei­zeit, Kon­sum, Wohn­wel­ten, Fi­nan­zen, Mo­bi­li­tät, Ge­sund­heit, Er­näh­rung und Kom­mu­ni­ka­tion. Die Heran­ge­hens­wei­se schafft Orien­tie­rung und führt zu hin­rei­chend kon­kre­ten Ziel­set­zun­gen. Sie­ben Trends seien angeführt.

Zukunftstrends

Trend 1: Mobiles Arbeiten. Der Leitspruch „Work any­where, any­time“ wer­de teil­wei­se ro­man­ti­siert. Bei al­ler wün­schens­wer­ten Fle­xi­bi­li­sie­rung von Ar­beits­or­ten und -zei­ten hiel­ten die Ge­sprächs­part­ner den­noch ei­ne in­di­vi­du­ell ge­stal­te­te Trenn­bar­keit von Ar­beit und Zu­hau­se für wert­voll. Die per­ma­nen­te Ver­füg­bar­keit – Stich­wort: „al­ways on­line“ – sei we­der at­trak­tiv noch ef­fi­zient. Trend 2: Co­bots (Col­la­bo­ra­tive Ro­bots). Sie ler­nen ei­gen­stän­dig und as­sis­tie­ren bei al­len mög­li­chen Auf­ga­ben, da sie sich oh­ne Schutz­ein­rich­tun­gen in un­mit­tel­ba­rer Nä­he zum Men­schen be­we­gen und mit ih­nen ge­mein­sam ar­bei­ten kön­nen. Ih­re Zahl stei­ge ge­mäß di­ver­ser Stu­dien bis 2025 „enorm“ an, er­klärt Hof­mann. Den­noch blie­ben le­bens­lan­ges Ler­nen, ori­gi­nel­le Lern­stra­te­gien, mensch­li­che Be­ur­tei­lun­gen, Ent­schei­dun­gen und Ideen wich­tig. Da­her der Ap­pell: „Don’t you dare stop learning!“. Trend 3: Smart Homes. Künf­ti­ger Wohn­raum pas­se sich den Er­for­der­nis­sen an, sei mul­ti­funk­tio­nal, nut­ze ver­füg­ba­ren Platz op­ti­mal. Gleich­wohl wünsch­ten sich die Ge­sprächs­part­ner mehr­heit­lich, dass die da­für nö­ti­ge Tech­nik im Hin­ter­grund ver­blei­be. Lengler-Graiff zu­fol­ge sei das Be­dürf­nis hoch, die Ver­bin­dung zur phy­si­schen Welt zu halten.

Die Vorstellung hochintelligenter Maschinen nur als Science-Fiction abzutun,
ist verführerisch, doch das wäre ein Fehler –
womöglich überhaupt der schlimmste Fehler, den wir begehen könnten.
Stephen William Hawking, britischer theoretischer Physiker und Astrophysiker
Kurze Antworten auf große Fragen, Stuttgart: Klett-Cotta, 17. Aufl. 2019, S. 208f.

Trend 4: Privatsphäre. Per­sön­li­che Da­ten wür­den zur neuen „Wäh­rung“ und beim Kon­sum sehr be­wusst ein­ge­setzt. Trend 5: Öko­no­mie/Öko­lo­gie. Die Geis­tes­hal­tung „Owning a mi­ni­mum, using a ma­xi­mum“ grei­fe wei­ter Raum, ge­nau­so das Ziel „Zero waste, zero emis­sions“. Trend 6: „Fil­ter­bubble“. Die Ten­denz, in der Peer­group zu ver­har­ren, stei­ge und da­mit die Ge­fahr, dass die Ge­sell­schaft zu­neh­mend se­gre­giert sei. Trend 7: maß­ge­schnei­der­te Mo­bi­li­tät. Die wach­sen­de Be­deu­tung au­to­nom fah­ren­der Au­tos er­lau­be und er­for­de­re die neue Ge­stal­tung und Nut­zung au­to­mo­bi­ler In­nen­räu­me. Die De­vi­se lau­te „every­thing green, clea­ner, less noisy“. Die Stu­die be­legt über­dies ne­ben den vie­len ge­mein­sa­men Er­war­tun­gen und Wün­schen man­che un­ter­schied­li­che Ein­stel­lun­gen der Ge­sprächs­part­ner. So wer­de in Eu­ro­pa der Da­ten­schutz pro­non­ciert, wäh­rend in China Ei­gen­tum und In­di­vi­dual­mo­bi­li­tät in hö­he­rem Ma­ße als er­stre­bens­wert an­ge­se­hen wür­den und in den USA Ei­gen­tum und Wissen.

Relevanz

Solche Zukunftstrends sind besonders relevant für die „Ro­sen­hei­mer Ini­tia­ti­ve zur För­de­rung der In­for­ma­tions- und Kom­mu­ni­ka­tions­tech­nik (ROSIK e. V.)“ und das Rosenheimer Stellwerk18. Die­ses um­fasst den Be­rufs- und Fach­ver­band „Stellwerk 18 – Di­gi­ta­le Wirt­schaft Südostoberbayern e. V.“ und die Stellwerk 18 GmbH als Be­trei­ber des „Di­gi­ta­len Grün­der­zen­trums (DGZ)“. Ge­för­dert vom Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­rium für Wirt­schaft und Me­dien, Ener­gie und Tech­no­lo­gie un­ter­stützt das Stellwerk18 die re­gio­na­le Wirt­schaft in der Pla­nungs­re­gion 18 bei der Di­gi­ta­li­sie­rung und be­zweckt, Ver­ständ­nis für die Trans­for­ma­tion ana­lo­ger in di­gi­ta­le Ge­schäfts­mo­del­le und -pro­zes­se zu schaf­fen. Die Pla­nungs­re­gion 18 Süd­ost­ober­bayern setzt sich zu­sam­men aus den Land­krei­sen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf a.Inn, Rosenheim, Traunstein, Erding und der kreis­freien Stadt Rosenheim. Die Be­deu­tung der vor­ge­stell­ten Stu­dien­er­geb­nis­se für Un­ter­neh­men, Mul­ti­pli­ka­to­ren, Hoch­schu­len, For­schungs­in­sti­tu­te, Fi­nan­zie­rungs­part­ner, In­ves­to­ren und Po­li­ti­ker der Re­gion klärte das von der IHK für München und Oberbayern un­ter­stütz­te Netz­werk­fo­rum auf ei­nem Podium.

Bildung, Verantwortung und Ethik standen dabei im Mit­tel­punkt der vom Pub­li­zis­ten und Di­gi­tal­ex­per­ten Tim Cole mo­de­rier­ten Dis­kus­sion. Florian Bielmeier, Ge­schäfts­füh­rer des di­gi­ta­len Start-ups Be­auf­tra­gen Soft­ware GmbH, Anton Kathrein, CEO Kath­rein SE, Michael Schanz, Ge­schäfts­füh­rer Spreadfilms GmbH, und Prof. Dr. Korbinian Riedhammer von der Hoch­schu­le Ro­sen­heim bra­chen die Er­geb­nis­se herun­ter und er­ör­ter­ten mit Hofmann und Lengler-Graiff die Re­le­vanz für Ge­sell­schaft, re­gio­na­le Wirt­schaft und Po­li­tik. Er­geb­nis: De­fä­tis­mus und Tech­nik­pho­bie seien fehl am Platze – Be­wußt­sein, Wis­sen, soft skills und Sou­ve­rä­ni­tät hin­ge­gen zu fördern. 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 31. Jg., Nr. 22/2018, Sams­tag, 2. Ju­ni 2018, S. 5, Ko­lum­ne „Lo­ka­les“ [146/5/–/–].
Online: ⭱ blick-punkt.com, Don­ners­tag, 24. Mai 2018; ⤉ rosik.com, Frei­tag, 1. Ju­ni 2018; ⭱ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⭱ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, Sams­tag, 2. Ju­ni 2018. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2024.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker