Ostasiatischer Buchsbaumzünsler verursacht Kahlfraß
Befallene Pflanzen Wertstoffhöfen zuführen
Rosenheim — Die Raupen eines ursprünglich in Ostasien beheimateten Kleinschmetterlings verderben derzeit etlichen Gartenbesitzern und Parkbetreibern die gute Laune: Mangels natürlicher Feinde breitet sich der Buchsbaumzünsler im Landkreis Rosenheim aus und entlaubt Buchsbäume innerhalb kürzester Zeit. Von Frühjahr bis Spätsommer bringt das nimmersatte Neubürgertier alle zwei bis drei Monate eine neue Generation hervor, pro Jahr bis zu vier. Das Sachgebiet Abfallwirtschaft im Landratsamt Rosenheim rät, Pflanzenreste und eingesammelte Tiere in Müllsäcken über den Sperrmüll zu entsorgen, das Sachgebiet Gartenkultur und Landschaftspflege empfiehlt zudem eine biologische Bekämpfung.
Der ostasiatische Kleinschmetterling mit dem lateinischen Namen „Cydalima perspectalis“ ist erst vor rund zehn Jahren in Mitteleuropa eingeschleppt worden, vermutlich in Folge des globalen Handels. Hierzulande hat der sich zur „invasiven Spezies“ entwickelnde Buchsbaumzünsler keine natürlichen Feinde und seine Eier, Puppen und Raupen überstehen selbst harten Frost. Der flinke Falter mit einer Flügelspannweite von bis zu 45 Millimetern legt seine Eier hauptsächlich an der Unterseite der Blätter des immergrünen Buchsbaums ab.
Die entschlüpfenden Raupen werden bis zu fünf Zentimeter lang, gelb- bis dunkelgrün sowie schwarz und weiß gestreift mit schwarzen Punkten, weißen Borsten und schwarzer Kopfkapsel. Sie fressen sich vom Innern des Buchses nach außen, weshalb der Schaden erst spät entdeckt wird. Die Rinde der Äste bleibt dabei nicht verschont. Sowohl das strenge Aroma als auch die giftigen Inhaltsstoffe, die vom Buchs in die Raupen gelangen, lassen Vögel und andere Nützlinge die neobiotischen Tiere meiden. So verursachen die sogenannten „Neozoen“ oder „Neubürgertiere“ innerhalb kürzester Zeit Kahlfraß.
Gefährdet sind sowohl einzelne, jahrelang gepflegte Sträucher als auch ausgedehnte historische Parks und Wälder. So hat der Zünsler in Grenzach-Wyhlen, Landkreis Lörrach, einen der wenigen natürlichen Buchsbaumwälder Mitteleuropas kahl gefressen – immerhin 150 Hektar. Und selbst das 300.000 Hektar große Weltnaturerbegebiet Westkaukasus, ein Naturraum mit einzigartiger Flora und Fauna, ist wegen des Befalls gefährdet: Der „Naturschutzbund Deutschland (NA)“ warnte bereits vor zwei Jahren, die Schmetterlingsraupen entlaubten die Buchsbäume und ganze Naturkomplexe drohten zu verschwinden. In Frankfurt/Main wurden indessen die vom Buchsbaumzünsler geschwächten Pflanzen von einem Buchsbaumpilz befallen, der sich ebenfalls in Deutschland und Frankreich stark ausbreitet. Die befallenen Pflanzen wurden in der Folge durch das Alternativgewächs „Ilex crenata“ ersetzt: Die immergrüne japanische Hülse kommt dem Buchsbaum im Erscheinungsbild sehr nahe.
Abwehr des Buchsbaumzünslers
Das Landratsamt Rosenheim rät, Raupen, Gespinste sowie abgestorbene Triebe und Pflanzen nicht über den Kompost im Garten oder die Grüngutcontainer auf den Wertstoffhöfen zu entsorgen. Das Sachgebiet Abfallwirtschaft empfiehlt stattdessen, die Pflanzenreste und eingesammelten Tiere in einem Müllsack zu sammeln und sich damit auf den Wertstoffhöfen beim dortigen Personal zu melden. Der Müllsack werde kostenlos über den Sperrmüll entsorgt. Alternativ kann der Müllsack samt Inhalt in einer der drei Kompostieranlagen in Aschau, Bruckmühl oder Eiselfing abgegeben werden.
Bei starkem Befall rät das Sachgebiet Gartenkultur und Landschaftspflege zudem zu einer biologischen Bekämpfung auf Basis des nützlingsschonenden „Bacillus thuringiensis ssp. Kurstaki“. Der Fachhandel biete betroffenen Gartenbesitzern eine entsprechende Beratung an. ✻
Erstveröffentlichung
Print: Rosenheimer blick, Inntaler blick, Mangfalltaler blick, Wasserburger blick, 30. Jg., Nr. 33/2017, Samstag, 19. August 2017, S. 1f., Kolumne „Leitartikel“ [115/3/–/7].
Online: ⭱ E-Paper Rosenheimer blick, ⭱ E-Paper Inntaler blick, ⭱ E-Paper Mangfalltaler blick, ⭱ E-Paper Wasserburger blick, Samstag, 19. August 2017. Stand: Neujahr, 1. Januar 2020.