Ostasiatischer Buchsbaumzünsler breitet sich aus
Befallene Pflanzen fachgerecht entsorgen
Mühldorf a.Inn — Die Raupen eines ursprünglich in Ostasien beheimateten Kleinschmetterlings verderben derzeit etlichen Gartenbesitzern und Parkbetreibern die gute Laune: Mangels natürlicher Feinde breitet sich der Buchsbaumzünsler im Landkreis Mühldorf a.Inn aus und entlaubt Buchsbäume innerhalb kürzester Zeit. Von Frühjahr bis Spätsommer bringt das nimmersatte Neubürgertier alle zwei bis drei Monate eine neue Generation hervor, pro Jahr bis zu vier. Im Frühjahr 2017 trat der erste Befall in der Kreisstadt auf. Inzwischen ist der gesamte Landkreis betroffen, insbesondere die Gemeinden Polling, Erharting, Niedertaufkirchen und Kraiburg. Das Landratsamt warnt in einer Mitteilung: „Die nächste Welle der Buchsbaumzünsler überrollt den Landkreis Mühldorf a.Inn.“
Der ostasiatische Kleinschmetterling mit dem lateinischen Namen „Cydalima perspectalis“ ist erst vor rund zehn Jahren in Mitteleuropa eingeschleppt worden, vermutlich in Folge des globalen Handels. Hierzulande hat der sich zur „invasiven Spezies“ entwickelnde Buchsbaumzünsler keine natürlichen Feinde und seine Eier, Puppen und Raupen überstehen selbst harten Frost. Der flinke Falter mit einer Flügelspannweite von bis zu 45 Millimetern legt seine Eier hauptsächlich an der Unterseite der Blätter des immergrünen Buchsbaums ab.
Die entschlüpfenden Raupen werden bis zu fünf Zentimeter lang, gelb- bis dunkelgrün sowie schwarz und weiß gestreift mit schwarzen Punkten, weißen Borsten und schwarzer Kopfkapsel. Sie fressen sich vom Innern des Buchses nach außen, weshalb der Schaden erst spät entdeckt wird. Die Rinde der Äste bleibt dabei nicht verschont. Sowohl das strenge Aroma als auch die giftigen Inhaltsstoffe, die vom Buchs in die Raupen gelangen, lassen Vögel und andere Nützlinge die neobiotischen Tiere meiden. So verursachen die sogenannten „Neozoen“ oder „Neubürgertiere“ innerhalb kürzester Zeit Kahlfraß.
Gefährdet sind sowohl einzelne, jahrelang gepflegte Sträucher als auch ausgedehnte historische Parks und Wälder. So hat der Zünsler in Grenzach-Wyhlen, Landkreis Lörrach, einen der wenigen natürlichen Buchsbaumwälder Mitteleuropas kahl gefressen – immerhin 150 Hektar. Und selbst das 300.000 Hektar große Weltnaturerbegebiet Westkaukasus, ein Naturraum mit einzigartiger Flora und Fauna, ist wegen des Befalls gefährdet: Der „Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU)“ warnte bereits vor zwei Jahren, die Schmetterlingsraupen entlaubten die Buchsbäume und ganze Naturkomplexe drohten zu verschwinden. In Frankfurt/Main wurden indessen die vom Buchsbaumzünsler geschwächten Pflanzen von einem Buchsbaumpilz befallen, der sich ebenfalls in Deutschland und Frankreich stark ausbreitet. Die befallenen Pflanzen wurden in der Folge durch das Alternativgewächs „Ilex crenata“ ersetzt: Die immergrüne japanische Hülse kommt dem Buchsbaum im Erscheinungsbild sehr nahe.
Abwehr des Buchsbaumzünslers
Die Mühldorfer Abfallberatung verzeichnet vermehrt Nachfragen, wie vom Zünsler befallene Buchsbäume zu entsorgen sind. Neben Maßnahmen wie dem aufwändigen Absammeln oder Abstrahlen sowie dem zusätzlichen Anwenden von für Hausgärten zugelassener Insektizide ist das Zurückschneiden der befallenen Sträucher eine Möglichkeit der Rettung, bevor der Buchs komplett abgefressen ist. Hierbei ist zu beachten, dass befallene Pflanzen und Pflanzenteile fachgerecht entsorgt werden müssen, um eine zusätzliche Verbreitung des Buchsbaumzünslers zu verhindern.
Das Landratsamt Mühldorf rät dazu, kleine Mengen geschädigten Buchsschnitts in verschlossenen Kunststofftüten in die Restmülltonne zu geben. Größere Mengen befallener Buchspflanzen sollten in gut verschlossenen Kunststoffsäcken an der Müllumladestation in Altmühldorf, Siemensstraße 16, gegen Gebühr abgegeben werden. Kleinanlieferungen bis 50 Kilogramm kosten hier 7 Euro. Eine zusätzliche Abgabemöglichkeit bietet die Waldkraiburger Firma Wurzer in Wörth 73: Die ersten zwei Kubikmeter sind kostenlos, Übermengen kostenpflichtig.
Keine Kompostierung im eigenen Garten
Keinesfalls dürfen vom Buchsbaumzünsler befallene Pflanzen der Grüngutsammelstelle auf dem Wertstoffhof zugeführt werden: Das Grüngut lagert dort einige Tage, bis es vom Entsorger in die Kompostierungsanlage gebracht wird. Dadurch hat der Buchsbaumzünsler die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln und auszubreiten. Genauso kontraproduktiv ist der Versuch des Kompostierens der Raupen, Gespinste sowie abgestorbenen Triebe oder Pflanzen im eigenen Garten. Auch die Biotonne ist tabu.
Bei Fragen rund um die Entsorgung von stark befallenen, gerodeten Sträuchern berät das Team der Abfallwirtschaft persönlich unter Rufnummer 0 86 31/69 97 44 und via E-Mail an abfallwirtschaft [AT-Zeichen] lra-mue . de. Bei Fragen zur Bekämpfung des Buchsbaumzünslers steht Erwin Obermeier Rede und Antwort unter Rufnummer 0 86 31/69 95 93 und per E-Mail an erwin . obermeier [AT-Zeichen] lra-mue [Punkt] de. ✻
Erstveröffentlichung
Print: Inn-Salzach blick, 9. Jg., Nr. 33/2017, Samstag, 19. August 2017, S. 1f., Kolumne „Leitartikel“ [149/3/–/8].
Online: ⭱ E-Paper Inn-Salzach blick, Samstag, 19. August 2017. Stand: Neujahr, 1. Januar 2020.