Bayerische Kommunalwahlen im Schatten der Corona-Krise
Je acht Stichwahlen in Mühldorf und Rosenheim
Mühldorf a.Inn / Rosenheim — Bayern hat gewählt – doch manche Kommunen brauchen eine zweite Runde. Bei den Kommunalwahlen am 15. März wurden in 71 Landkreisen und 2.056 Städten, Märkten und Gemeinden die Kreistage, Stadt-, Markt- und Gemeinderäte gewählt, zudem die meisten Landräte, Ersten Bürgermeister und Oberbürgermeister. In einigen Landkreisen, Städten und Gemeinden ist jedoch eine Stichwahl erforderlich, darunter in der Kreisstadt Mühldorf a.Inn sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim. Allerdings wird es bei den Stichwahlen am 29. März keinen Gang zur Wahlurne geben: Die Staatsregierung hat wegen der Corona-Krise beschlossen, dass Briefwahlunterlagen versandt werden.
Wegweiser
- Kommunalwahlen in Bayern 2020
- Acht Stichwahlen im Landkreis Mühldorf a.Inn
- Acht Stichwahlen im Landkreis Rosenheim
- Stichwahlen während der Corona-Krise
Kommunalwahlen in Bayern 2020
Zugewinne für Bündnis 90/DIE GRÜNEN, FREIE WÄHLER und Unabhängige, teils große Verluste für CSU und SPD, AfD abgeschlagen, FDP bedeutungslos – so lautet allgemein das Fazit der vom Kampf gegen ⭲ das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) geprägten Kommunalwahlen in Bayern vom 15. März. In Oberbayern ist das Ergebnis der Personenwahlen prägnanter ausgefallen als in den anderen Regierungsbezirken. Hier kommt die CSU auf 35,5 Prozent, Bündnis 90/DIE GRÜNEN auf 19,2 Prozent, die SPD auf 10,9 Prozent, FREIE WÄHLER auf 10,3 Prozent, die AfD auf 4,7 Prozent und die FDP auf 3,0 Prozent, wobei Unabhängige und Sonstige zusammen 16,5 Prozent erhalten haben. Insgesamt bleibt die CSU weitaus stärkste kommunalpolitische Kraft, hat jedoch in keinem der größeren bayerischen Stadträte oder Kreistage eine absolute Mehrheit. Die Bündnisgrünen konnten ihre Stimmenanteile in vielen Kommunalvertretungen verdoppeln, bei Personenwahlen gelingt ihnen jedoch kein Durchbruch. Den Sozialdemokraten gehen in den Stadt- und Kreisräten hunderte Mandate verloren.
In acht der 24 kreisfreien Städte Bayerns haben die Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters direkt die absolute Mehrheit errungen: vier gingen an die CSU, zwei an die SPD, zwei an gemeinsame Wahlvorschläge. Doch in 16 kreisfreien Städten konnte sich im ersten Wahlgang keiner der Bewerber durchsetzen, sodass es dort am 29. März Stichwahlen gibt.
In 46 der 64 bayerischen Landkreise konnte sich jeweils ein Bewerber bei den Landratswahlen im ersten Wahlgang durchsetzen: 32 Landratsposten gingen an die CSU (-3) und jeweils ein Mandat an die SPD, an die Partei FREIE WÄHLER und an Bündnis 90/DIE GRÜNEN. In weiteren sechs Landkreisen waren gemeinsame Wahlvorschläge unter CSU-Beteiligung erfolgreich, fünf mehr als bisher. Drei Landratswahlen wurden von gemeinsamen Wahlvorschlägen unter Beteiligung der Partei FREIE WÄHLER gewonnen. Jeweils einen Landkreis entschieden eine Wählergruppe und ein übriger gemeinsamer Wahlvorschlag für sich. In 18 Landkreisen sind die Bürger erneut aufgerufen, sich in einer Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen zu entscheiden.
Acht Stichwahlen im Landkreis Mühldorf a.Inn
Im Landkreis Mühldorf a.Inn wurden zwölf Bürgermeister wiedergewählt, zehn Bürgermeister neugewählt, in acht Kommunen gehen die Bewerber in eine Stichwahl, in Ampfing kommt es in 2024 zur nächsten Bürgermeisterwahl. Vier amtierende Bürgermeister müssen ihr Amt in der Stichwahl am 29. März verteidigen: Sissi Schätz (SPD) in Haag i.OB, Marianne Zollner (SPD) in Mühldorf a.Inn, Erwin Baumgartner (UWG) in Neumarkt-Sankt Veit und Lorenz Kronberger (UWG) in Polling.
Bei der Landratswahl ist Max Heimerl (CSU) mit 50,1 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang knapp zum neuen Landrat für Mühldorf a.Inn gewählt worden. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,1 Prozent (+2,0). Abgeschlagen die fünf Mitbewerber: Ulli Maier (UWG/WGW) 18,9 Prozent, Cathrin Henke (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) 14,4 Prozent, Martin Wieser (AfD) 8,8 Prozent, Angelika Kölbl (SPD) 5,7 Prozent und Peter Corticelli (FDP) 2,1 Prozent.
Wiedergewählt: Buchbach – Thomas Einwang (Wahlvorschlag Ranoldsberg/80,3 Prozent; einziger Kandidat), Egglkofen – Johann Ziegleder (Unabhängige Liste/89,6 Prozent; einziger Kandidat), Lohkirchen – Siegfried Schick (UWG/95,4 Prozent; einziger Kandidat), Niederbergkirchen – Werner Biedermann (CSU/Bürgerliste/87,7 Prozent; einziger Kandidat), Niedertaufkirchen – Sebastian Winkler (FWG/FWG Roßbach/87,0 Prozent; einziger Kandidat), Oberbergkirchen – Michael Hausperger (CSU/PFW/90,1 Prozent; einziger Kandidat), Oberneukirchen – Anna Meier (FW/WG Oberneukirchen/90,7 Prozent; einziger Kandidat), Obertaufkirchen – Franz Ehgartner (FWG „Heimattreue“ Obertaufkirchen, HTO/95,9 Prozent; einziger Kandidat), Rattenkirchen – Rainer Greilmeier (CSU/FWG/94,6 Prozent; einziger Kandidat), Rechtmehring – Sebastian Linner (FWG/91,4 Prozent; einziger Kandidat), Schönberg – Alfred Lantenhammer (CSU/FWG/WA/95,0 Prozent; einziger Kandidat), Waldkraiburg – Robert Pötzsch (UWG/62,4 Prozent; vier Kandidaten).
Neu gewählt: Erharting – Matthias Huber (UWG/60,1 Prozent), Heldenstein – Antonia Hansmeier (CSU/51,6 Prozent), Jettenbach – Maria Maier (Jettenbacher Wählergemeinschaft/91,0 Prozent; einzige Kandidatin), Kirchdorf – Christoph Greißl (FWG Kirchdorf/88,3 Prozent; einziger Kandidat), Maitenbeth – Thomas Stark (Bürgerliste Maitenbach/86,2 Prozent; einziger Kandidat), Reichertsheim – Franz Stein (Einigkeit Ramsau/94,0 Prozent; einziger Kandidat), Schwindegg – Roland Kamhuber (CSU/52,5 Prozent), Taufkirchen – Alfons Mittermaier (UWG/95,3 Prozent; einziger Kandidat), Unterreit – Christian Seidl (FWG Wang/92,5 Prozent; einziger Kandidat), Zangberg – Georg Auer (WVZ/83,0 Prozent; einziger Kandidat).
Stichwahl: Aschau a.Inn – Christian Weyrich (CSU/40,7 Prozent) vs. Thomas Duxner (Bündnis 90/DIE GRÜNEN/38,0 Prozent), Gars a.Inn – Robert Otter (parteiunabhängig/48,9 Prozent) vs. Anton Lentner (FWG Lengmoos/42,2 Prozent), Haag i.OB – Sissi Schätz (SPD/41,9 Prozent) vs. Bernd Schneider (CSU/25,1 Prozent), Kraiburg a.Inn – Petra Jackl (CSU/43,0 Prozent) vs. Anette Lehmann (UWG/34,5 Prozent), Mettenheim – Josef Eisner (CSU/43,4 Prozent) vs. Michael Mooshuber (ÜWG/42,3 Prozent), Mühldorf a.Inn – Marianne Zollner (SPD/48,5 Prozent) vs. Michael Hetzl (MW/UM/34,6 Prozent), ⭲ Neumarkt-Sankt Veit – Erwin Baumgartner (UWG/47,1 Prozent) vs. Michael Kulhanek (CSU/46,9 Prozent; tritt aber aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder an), Polling – Lorenz Kronberger (UWG/38,9 Prozent) vs. Stefan Mooshuber (CSU/33,7 Prozent).
Außerhalb der Reihe gewählt: Ampfing – Josef Grundner (CSU) in 2018.
Acht Stichwahlen im Landkreis Rosenheim
Im Landkreis Rosenheim wurden 17 Bürgermeister wiedergewählt, 18 Bürgermeister neu gewählt, in acht Kommunen gehen die Bewerber in eine Stichwahl, in drei gab es zuvor bereits Wahlen. Zwei amtierende Bürgermeister müssen ihr Amt in der Stichwahl verteidigen: Doris Laban (ABE) in Bad Endorf und Stefan Lederwascher in Flintsbach.
Bei der Landratswahl konnte keiner der neun Kandidaten die Hälfte aller gültigen Stimmen auf sich vereinen: Bei einer Wahlbeteiligung von 61,6 Prozent (+29,0 Prozent im Vergleich zur Wahl am 16. März 2014) erreichten Otto Lederer (CSU) 41,1 Prozent, Ursula Zeitlmann (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) 16,0 Prozent, Rainer Auer (Parteifreie/ÜWG) 13,3 Prozent, Sepp Hofer (FREIE WÄHLER) 12,8 Prozent, Alexandra Burgmaier (SPD) 6,4 Prozent, Michaela Eglseer (AfD) 4,8 Prozent sowie Josef Fortner (ÖDP) 2,2 Prozent, Florian Weber (BP) 2,2 Prozent und Walter Pakulat (FDP) 1,2 Prozent. Damit treten am 29. März Lederer und Zeitlmann gegeneinander um die Nachfolge von Wolfgang Bertaler (CSU) an.
In der kreisfreien Stadt Rosenheim sind am 15. März sieben Kandidaten angetreten. Ergebnis: Bei einer Wahlbeteiligung von 47,5 Prozent (+6,7 Prozent) erreichten Andreas März (CSU) 45,6 Prozent, Franz Opperer (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) 22,5 Prozent, Christine Degenhart (FREIE WÄHLER/UP) 11,7, Robert Metzger (SPD) 11,0 Prozent, Andreas Kohlberg (AfD) 4,9 Prozent, Ricarda Krüger (⭲ BüRo) 2,9 Prozent und Lars Blumenhofer (FDP) 1,3 Prozent. Damit gehen März und Opperer in die Stichwahl um die Nachfolge von Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU).
Wiedergewählt: Babensham – Josef Huber (CSU/83,1 Prozent), Brannenburg – Matthias Jokisch (CSU/50,6 Prozent), Breitbrunn – Anton Baumgartner (Parteifreie/ÜWG/92,0 Prozent; einziger Kandidat), Bruckmühl – Richard Richter (CSU/PW/72,0 Prozent), Edling – Matthias Schnetzer (CSU/55,1 Prozent), Eiselfing – Georg Reinthaler (Bündnis 90/DIE GRÜNEN/91,0 Prozent; einziger Kandidat), Griesstätt – Robert Aßmus (Parteifreie/65,9 Prozent; einziger Kandidat), Großkarolinenfeld – Bernd Fessler (Parteifreie/69,6 Prozent), Gstadt – Bernhard Hainz (FWG/65,6 Prozent), Kiefersfelden – Hajo Gruber (UW/63,8 Prozent), Kolbermoor – Peter Kloo (SPD/52,6 Prozent), Nußdorf a.Inn – Sepp Oberauer (CSU/77,3 Prozent; einziger Kandidat), Raubling – Olaf Kalsperger (CSU/80,9 Prozent), Samerberg – Georg Huber (ÜPW/53,8 Prozent), Tuntenhausen – Georg Weigl (CSU/72,6 Prozent), Vogtareuth – Rudolf Leitmannstetter (ÜWG/53,6 Prozent), Wasserburg a.Inn – Michael Kölbl (SPD/63,0 Prozent).
Neu gewählt: Albaching – Rudolf Schreyer (FWG Alb./63,4 Prozent), Amerang – Konrad Linner (Gemeindeliste Amerang, GLA/53,7 Prozent), Aschau i.Chiemgau – Simon Frank (Zukunft f. Aschau/57,8 Prozent), Chiemsee – Armin Krämmer (FWG/79,7 Prozent; einziger Kandidat), Frasdorf – Daniel Mair (CSU/90,4 Prozent; einziger Kandidat), Höslwang – Johann Murner (Parteifreie/61,9 Prozent), Oberaudorf – Prof. Dr. Matthias Bernhardt (FWO/68,1 Prozent), Pfaffing – Josef Niedermeier (FW/68,3 Prozent), Prutting – Johannes Thusbaß (CSU/Pfr./66,9 Prozent), Ramerberg – Manfred Reithmeier (UWR/53,8 Prozent), Rimsting – Andreas Fenzl (CSU/63,0 Prozent), Rohrdorf – Simon Hausstetter (Bürgerblock/51,4 Prozent), Rott a.Inn – Daniel Wendrock (BfR/64,4 Prozent), Schechen – Stefan Adam (CSU/84,1 Prozent; einziger Kandidat), Schonstett – Paul Dirnecker (FW Schonstett/85,2 Prozent; einziger Kandidat), Soyen – Thomas Weber (GWS/56,9 Prozent), Stephanskirchen – Karl Mair (Parteifreie/54,9 Prozent), Söchtenau – Bernhard Summerer (CSU/90,0 Prozent; einziger Kandidat).
Stichwahl: Bad Aibling – Stephan Schlier (CSU/29,9 Prozent) vs. Martina Thalmayer (B90/GRÜNE/27,9 Prozent), Bad Endorf – Doris Laban (ABE/22,9 Prozent) vs. Alois Loferer (CSU/37,7 Prozent), Bernau a.Chiemsee – Philipp Bernhofer (BL/31,3 Prozent) vs. Irene Biebl-Daiber (CSU/30,1 Prozent), Eggstätt – Christian Glas (FBE/45,9 Prozent) vs. Hans Plank (CSU/31,6 Prozent), Flintsbach – Stefan Lederwascher (CSU/48,6 Prozent) vs. Holger Steiner (Parteifreie/34,4 Prozent), Halfing – Regina Braun (CSU/49,0 Prozent) vs. Sepp Stettner (FREIE WÄHLER/34,4 Prozent), Prien a.Chiemsee – Annette Resch (CSU/33,2 Prozent) vs. Andreas Friedrich (ÜWG/31,9 Prozent), Riedering – Dr. Andreas Uhlig (parteifrei/44,7 Prozent) vs. Christoph Vordermaier (FWG Riedering/BGM Neukirchen/49,7 Prozent).
Außerhalb der Reihe gewählt: Bad Feilnbach – Anton Wallner (CSU) in 2018, Feldkirchen-Westerham – Hans Schaberl (FWG/PB/FWF) in 2017, Neubeuern – Christoph Schneider (parteilos) in 2019.
Stichwahlen während der Corona-Krise
Von den 18 in Bayern nötigen Stichwahlen zur Bestimmung eines Landrates finden allein in Oberbayern elf statt. Zumeist sind dies Landkreise, in denen die CSU zuletzt den Landrat stellte. Oftmals kommt es nun zum Duell zwischen einem Christsozialen und einem Bündnisgrünen. Ähnlich verhält es sich bei den Bürgermeisterwahlen. Wegen der ⭲ Corona-Krise sind allerdings bis einschließlich 19. April öffentliche Veranstaltungen und Versammlungen landesweit untersagt. Die schwarz-orangefarbene Staatsregierung hat diese Maßnahme beschlossen, um die rasante Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Die zweite Runde der Kommunalwahlen läuft deshalb per Briefwahl ab, Wahllokale gibt es keine. Die Wahlunterlagen werden automatisch und ohne vorherigen Antrag an die Wahlberechtigten verschickt.
Die Ergebnisse der Oberbürgermeister- und Landratswahlen vom 15. März sowie der Bürgermeisterwahlen in den kreisangehörigen Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern sind online abrufbar unter www.statistik.bayern.de. ✻
Erstveröffentlichung
Print: Rosenheimer blick, Inntaler blick, Mangfalltaler blick, Wasserburger blick, 33. Jg., Nr. 12/2020, Samstag, 21. März 2020, S. 1f., Kolumne „Leitartikel“ (Kurzfassung); Inn-Salzach blick, 11. Jg., Nr. 12/2020, Samstag, 21. März 2020, S. 1f., Kolumne „Leitartikel“ (Kurzfassung) [198/3/1/7].
Online: ⭱ blick-punkt.com und ⭱ blick-punkt.com, Mittwoch, 18. März 2020; ⭱ E-Paper Rosenheimer blick, ⭱ E-Paper Inntaler blick, ⭱ E-Paper Mangfalltaler blick, ⭱ E-Paper Wasserburger blick, ⭱ E-Paper Inn-Salzach blick, Samstag, 21. März 2020. Stand: Neujahr, 1. Januar 2024.