Corona-Krise hat dramatische regionale Folgen
Huml: „Ausbreitung verlangsamen“

Mühldorf a.Inn / Rosenheim — „Wir sind am Anfang einer Epidemie“, ver­deut­licht der Prä­si­dent des Robert Koch-In­sti­tuts (RKI), Prof. Dr. Lothar Wieler. Das RKI re­gis­triert für al­le Bun­des­län­der 1.567 COVID-19-In­fi­zier­te, da­run­ter drei To­des­fäl­le in Nord­rhein-West­fa­len. „Die Corona-Krise ist voll in Bayern an­ge­kom­men“, kon­sta­tiert auch Mi­nis­ter­prä­si­dent Dr. Markus Söder (CSU). In Bayern sind 366 In­fi­zier­te be­kannt, in Stadt und Land­kreis Ro­sen­heim neun, im Land­kreis Mühldorf a.Inn der­zeit nie­mand. Bayerns Ge­sund­heits­mi­nis­te­rin Melanie Huml (CSU) ruft die Bür­ger zur Ko­opera­tion bei der Ein­däm­mung des neu­ar­ti­gen Coronavirus auf: „Es liegt in der Ver­ant­wor­tung je­des Ein­zel­nen, da­für zu sor­gen, dass sich die Aus­brei­tung des Virus mög­lichst ver­lang­samt“. In­des er­grei­fen Be­hör­den und Po­li­tik au­ßer­ge­wöhn­li­che Maßnahmen.

Wegweiser

Verbreitung von SARS-CoV-2 soll eingedämmt werden

„Das Virus ist in Europa angelangt, es ist da, das müssen wir al­le ver­ste­hen“, er­klärt Bun­des­kanz­le­rin Dr. Angela Merkel (CDU). Zen­tra­le Auf­ga­be sei nun, die Ver­brei­tung des neuartigen Coronavirus’ (SARS-CoV-2) ein­zu­däm­men, denn noch ge­be es kei­ne The­ra­pie, kei­nen Impf­stoff. Blei­be dies so, könn­ten An­ga­ben von Ex­per­ten zu­fol­ge 60 bis 70 Pro­zent der Be­völ­ke­rung in­fi­ziert wer­den, so Merkel. Nach der Emp­feh­lung von Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU), des­halb Ver­an­stal­tun­gen mit mehr als 1.000 Teil­neh­mern ab­zu­sa­gen, zei­gen sich die Wir­kun­gen bis tief in die Region.

Beispiel Hochschulen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat al­le grö­ße­ren Ver­an­stal­tun­gen bis En­de April ab­ge­sagt, Dienst­rei­sen ein­ge­schränkt oder durch di­gi­ta­le For­ma­te er­setzt. Im Fo­kus der Maß­nah­men ste­he der Schutz der Sti­pen­dia­ten, be­tei­lig­ten Part­ner und Be­schäf­tig­ten so­wie der Fort­gang des För­der­ge­schäfts. Das baye­rische Ka­bi­nett hat den Start des Som­mer­se­mes­ters 2020 an den Hoch­schu­len für an­ge­wand­te Wis­sen­schaf­ten und an den Kunst- so­wie Mu­sik­hoch­schu­len auf den 20. April ver­scho­ben. Da­durch wird der Be­ginn an den Start des Som­mer­se­mes­ters an den Uni­ver­si­tä­ten im Frei­staat an­ge­gli­chen. Lehr­ver­an­stal­tun­gen, die von der Ver­schie­bung des Vor­le­sungs­be­ginns be­trof­fen sind, sol­len nach­ge­holt wer­den, da­mit al­le Stu­die­ren­den die im Som­mer­se­mes­ter 2020 vor­ge­se­he­nen Stu­dien­leis­tun­gen er­brin­gen kön­nen. In der Re­gion hat die Tech­ni­sche Hoch­schu­le Ro­sen­heim zu­dem den In­fo­abend am Cam­pus Burg­hau­sen am 11. März ge­nau­so ab­ge­sagt wie den Kunst­stoff­tech­no­lo­gie­tag am 13. März, den Astro-Vor­trag „Licht­ver­schmut­zung“ am 19. März und den „Schnup­per­tag“ für Stu­dien­in­ter­es­sier­te am 7. April. Der „Kli­ma­früh­ling 2020“ ist ver­scho­ben auf den 16./17. Oktober.

Children do get the virus and they also spread it.
Greta Thunberg, CNN’s Coronavirus Town Hall, 15. Mai 2020

Beispiel Schulen. Schulen mit be­stä­tig­ter In­fek­tion wer­den zu­meist vorüber­ge­hend dicht­ge­macht. So bleibt das Ka­ro­li­nen-Gym­na­sium in Rosenheim bis zum 20. März ge­schlos­sen. Laut Staat­li­ches Ge­sund­heits­amt Rosenheim wur­den zwei Schü­ler po­si­tiv ge­tes­tet: Die bei­den sind Ge­schwis­ter und im Land­kreis be­hei­ma­tet. Der Abi­tur-Jahr­gang aus ei­nem an­de­ren Ge­bäu­de darf in­des auf frei­wil­li­ger Ba­sis wei­ter­hin in den Un­ter­richt ge­hen und die Vor­be­rei­tun­gen auf die Abi­tur­prü­fun­gen fort­set­zen. Mitt­ler­wei­le zählt Ro­sen­heim neun in­fi­zier­te Per­so­nen – bis auf ei­nen Gast aus Nord­rhein-West­falen wa­ren die meis­ten zu­vor in Süd­ti­rol. Der Land­kreis hat ein Bür­ger­te­le­fon ein­ge­rich­tet un­ter der Ruf­num­mer 0 80 31/3 92 55 55, er­reich­bar mon­tags bis frei­tags von 8 Uhr bis 16 Uhr, sams­tags von 8 Uhr bis 12 Uhr.

Beispiel Sport. Den Geisterspielen der Fuß­ball-Bun­des­li­ga ist in­zwi­schen der Sai­son­ab­bruch durch die Deut­sche Eis­ho­ckey Li­ga (DEL) und die Deut­sche Eis­ho­ckey Liga 2 (DEL2) ge­folgt. Ei­nen Meis­ter wird es hier erst­mals nicht ge­ben. Die Ober­li­ga zog nach. Der Starbulls Rosenheim e. V. hat­te den Vor­ver­kauf für das Play­off-Ach­tel­fi­nal­spiel 2 in Rosenheim am 15. März be­reits ge­stoppt. „Die Ab­sa­ge der Play­offs und das da­mit ein­her­ge­hen­de so­for­ti­ge Sai­son­en­de ist für die ge­sam­te Li­ga und auch für un­se­ren Ver­ein ein gro­ßer Schock“, sagt Ers­ter Vor­stand Marcus Thaller. „Geis­ter­spie­le wa­ren von An­fang an für kei­nen Klub ei­ne Al­ter­na­ti­ve, aber auch Spie­le vor we­ni­ger als 1.000 Zu­schauern wä­ren ei­ne ex­trem schmerz­haf­te Si­tua­tion für Ver­ein, Fans und Spon­so­ren ge­we­sen.“ Durch die ent­fal­len­den Ein­nah­men bei den Heim­spie­len der Play­offs so­wie den eben­falls ab­ge­sag­ten Nach­wuchs­tur­nie­ren wür­den die Starbulls al­ler­dings „mas­si­ve fi­nan­ziel­le Ver­lus­te er­lei­den“. Der Ver­ein bit­tet da­her Fans und Spon­so­ren um Ver­ständ­nis und hofft, sie ste­hen ihm „ge­ra­de jetzt in die­ser schwie­ri­gen La­ge wei­ter­hin al­le treu zur Sei­te“, so Thaller.

Kulturveranstaltungen werden abgesagt

Das bayerische Kabinett hat beschlossen, dass staatliche Theater, Kon­zert­sä­le und Opern­häu­ser im Frei­staat bis zum En­de der Os­ter­fe­rien ge­schlos­sen blei­ben. Mit die­ser Maß­nah­me könn­te nach den Wor­ten des Staats­mi­nis­ters für Wis­sen­schaft und Kunst, Bernd Sibler (CSU), wert­vol­le Zeit ge­won­nen wer­den: „Wir wol­len das Ge­sund­heits­sys­tem ent­las­ten und die Be­völ­ke­rung schüt­zen. Selbst­ver­ständ­lich be­ob­ach­ten wir die Ent­wick­lung sehr ge­nau und steuern nach, wenn dies not­wen­dig sein sollte.“

In der kreisfreien Stadt Rosenheim hat die AuerBräu GmbH das Rosenheimer Stark­bier­fest ab­ge­sagt. Die Stadt be­grüßt die Ent­schei­dung, denn die Braue­rei tra­ge da­mit der ver­schärf­ten Ri­si­ko­be­wer­tung des Ge­sund­heits­am­tes Rech­nung. In Raubling ent­fällt das dor­ti­ge Stark­bier­fest. „Ein Stark­bier­fest ist hier ein gro­ßer Ri­si­ko­fak­tor“, er­klärt der Lei­ter des Staat­li­chen Ge­sund­heits­am­tes, Dr. Wolfgang Hierl, die Maß­nah­me. Grund: Er­kran­kun­gen, die mit ge­rin­ger Symp­to­ma­tik ver­lie­fen, blie­ben un­er­kannt, doch die be­trof­fe­nen Per­so­nen könn­ten das Virus wei­ter ver­brei­ten. Die Un­ter­sa­gung die­ne dem Schutz der Be­völ­ke­rung. Mit glei­chem Grund ist in Bruckmühl der Jo­se­fi-Markt mit ver­kaufs­of­fe­nem Sonn­tag am 15. März ab­ge­sagt wor­den. Wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen wie bei­spiels­wei­se das Meis­ter­kon­zert im Ro­sen­hei­mer Kul­tur- und Kon­gress­zen­trum (KU’KO) mit Olga Scheps oder die bei­den Kon­zer­te von Pia­nis­tin Johanna Bufler im Kur­haus-Kon­zert­saal in Bad Aibling fal­len eben­falls aus, das Klei­ne Thea­ter Haar et­wa ist bis zum 19. April ge­schlos­sen. Kul­tur­in­ter­es­sier­te sind gut be­ra­ten, sich zu er­kun­di­gen, ob ei­ne Ver­an­stal­tung stattfindet.

Wir sind in Deutschland der Meinung, dass Grenz­schlie­ßun­gen
kei­ne adä­qua­te Ant­wort auf die Heraus­for­de­run­gen sind.
Dr. Angela Merkel, MdB (CDU), Bun­des­kanz­le­rin der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, 11. März 2020

Die Kreisstadt Mühldorf a.Inn hat mit Verweis auf die Ausbreitung des neu­ar­ti­gen Coronavirus’ al­le Ver­an­stal­tun­gen im Haber­kas­ten, Stadt­saal und in der Stadt­bü­che­rei ab­ge­sagt, auch der Mit­te­fas­ten­markt am 24. März und der ver­kaufs­of­fe­ne Sonn­tag am 29. März fin­den nicht statt. Be­grün­dung: Die Kreis­stadt sei als Un­te­re Si­cher­heits­be­hör­de ge­mein­sam mit dem Land­rats­amt Mühldorf a.Inn als Kreis­ver­wal­tungs­be­hör­de ge­for­dert, für Ver­an­stal­tun­gen Ri­si­ko­be­wer­tun­gen vor­zu­neh­men. Und auf Emp­feh­lung des Ge­sund­heits­am­tes wür­den auch Ver­an­stal­tun­gen mit we­ni­ger als 500 Teil­neh­mern abgesagt.

In der Stadt Waldkraiburg ist das Streetfoodfestival am 14./15. März auf dem Sar­trou­ville­platz auf Emp­feh­lung des Ge­sund­heits­am­tes vom Ver­an­stal­ter ab­ge­sagt wor­den. Auch der für den 15. März in Wald­krai­burg ge­plan­te Jo­se­fi­markt ist ab­ge­sagt. Da laut Stadt­ver­wal­tung hier­mit die Voraus­set­zun­gen des ver­kaufs­of­fe­nen Sonn­tags nach der Ver­ord­nung vom 13. De­zem­ber 2019 über das Of­fen­hal­ten von Ver­kaufs­stel­len nicht mehr vor­lie­gen, kann auch die­ser nicht statt­fin­den. An­de­re Ver­an­stal­tun­gen an die­sem Wo­chen­en­de fän­den statt. Über­dies sind al­le Ver­an­stal­tun­gen im „Haus der Kul­tur“ und im „Haus des Bu­ches“ bis ein­schließ­lich 19. April ab­ge­sagt. „Wir be­dauern die­se Ent­schei­dung sehr, aber die Ge­sund­heit un­se­rer Be­su­cher steht für uns an ers­ter Stel­le“, be­tont der Ers­te Bür­ger­meis­ter Robert Pötzsch (UWG). Für den „Saft­la­den“ gibt es vom Ver­an­stal­ter kei­ne Er­satz­ter­mi­ne. Für al­le wei­te­ren Ver­an­stal­tun­gen ist das Team des „Haus der Kul­tur“ be­müht, Er­satz­ter­mi­ne zu fin­den. Ge­kauf­te Ti­ckets wer­den zurückerstattet.

Wirtschaft klagt über Einbußen

Veranstaltungsabsagen treffen die heimische Wirtschaft. „Hotellerie und Gas­tro­no­mie, Han­del und Frei­zeit­ein­rich­tun­gen in München be­kom­men das Virus be­reits mit zum Teil gra­vie­ren­den Um­satz­ein­bu­ßen zu spü­ren“, er­klärt Manfred Gößl, Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Baye­ri­schen In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer­tags (BIHK). Laut ei­ner Um­fra­ge der In­dus­trie- und Han­dels­kam­mern un­ter knapp 1.000 baye­ri­schen Un­ter­neh­men er­war­ten über 80 Pro­zent der Be­trie­be in den kom­men­den Wo­chen ge­schäft­li­che Aus­wir­kun­gen der Epidemie. Die Hälf­te der Fir­men rech­net mit teil­wei­se emp­find­li­chen Um­satz­ein­bu­ßen für das Ge­schäfts­jahr 2020. Pes­si­mis­ti­scher fal­len die Rück­mel­dun­gen der Fir­men in Oberbayern aus – we­gen der Nä­he zu Ita­lien und der be­son­ders durch Ex­por­te und das Mes­se­ge­schäft ge­präg­ten Wirt­schaft: Hier er­war­ten so­gar 53 Pro­zent der Be­trie­be Um­satz­rück­gän­ge, mehr als ein Vier­tel so­gar er­heb­li­che Um­satz­ein­bu­ßen von mehr als zehn Pro­zent. Gößl ap­pel­liert: „Das öf­fent­li­che Le­ben und das Wirt­schafts­le­ben darf nicht zum Still­stand ge­bracht wer­den.“ Als Hil­fe für die Wirt­schaft for­dert Gößl von der Po­li­tik die so­for­ti­ge Re­ak­ti­vie­rung der Kurz­ar­bei­ter­re­ge­lung wie der Kre­dit­ab­si­che­rung zu Zei­ten der Fi­nanz­kri­se so­wie die zins­freie Stun­dung von Steuern und Sozial­versicherungs­beiträgen.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e. V. (DEHOGA Bayern) hält die Aus­wir­kun­gen der Corona-Krise nach Aus­sage von Lan­des­ge­schäfts­füh­rer Dr. Thomas Geppert so­gar für „exis­tenz­be­dro­hend“: „Was vie­le noch nicht be­grif­fen ha­ben, ist: Heu­te sind es die Res­tau­rants und Ho­tels, die schlie­ßen müs­sen, mor­gen al­le vom Gast­ge­wer­be und Tou­ris­mus ab­hän­gi­gen Zu­lie­fe­rer und Dienst­leis­ter“, prä­zi­siert Geppert. Das Gast­ge­wer­be sei ei­ner der wich­tigs­ten re­gio­na­len Wirt­schafts­mo­to­ren und Grund­voraus­set­zung für den Tou­ris­mus. „Bre­chen hier die Be­trie­be weg, wird es al­le dar­auf auf­bauen­den Un­ter­neh­men nicht mehr geben.“

Wir wollen, dass möglichst kein Unternehmen in Deutschland
nur auf­grund der Corona-Epidemie in die In­sol­venz ge­hen muss.
Peter Altmaier, MdB (CDU), Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Ener­gie im Ka­bi­nett Merkel IV, 11. März 2020

Der „Bundesverband Industrie Kommunikation e. V. (bvik)“ warnt eben­falls vor „im­men­sen, noch un­ab­seh­ba­ren, aber viel­fach exis­tenz­be­dro­hen­den Fol­gen der Ab­sa­gen und Ver­schie­bun­gen von Groß­ver­an­stal­tun­gen“. Die rund 220 Fir­men­mit­glie­der des Ver­ban­des stün­den teils vor schwer lös­ba­ren Heraus­for­de­run­gen: Al­lein für den Be­reich Mes­se­bau ha­be das „Research In­sti­tute for Exhibition and Live-Com­munic­ation (R.I.F.E.L.)“ den Scha­den auf 670 Mil­lio­nen Eu­ro, den Ge­samt­scha­den der Mes­se­wirt­schaft so­gar auf über 1,6 Mil­liar­den Eu­ro be­zif­fert. Da­bei liegt das jähr­li­che Um­satz­vo­lu­men der Mes­se­ver­an­stal­ter in Deutsch­land bei rund vier Mil­liar­den Eu­ro. Selbst die knapp 21.000 Taxi­un­ter­neh­mer in Deutsch­land ver­zeich­nen be­reits ei­nen Nach­fra­ge­rück­gang und Um­satz­ein­bu­ßen. Der Ge­schäfts­füh­rer des Bun­des­ver­bands Taxi und Miet­wa­gen, Michael Oppermann, warnt da­her, für klei­ne Un­ter­neh­men kön­ne die Corona-Epidemie exis­tenz­be­dro­hend werden.

Kommunalwahlkampf ist eingeschränkt

In der Krise stockt auch der ⭲ Kom­mu­nal­wahl­kampf. Die CSU Ro­sen­heim-Stadt hat al­le öf­fent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen ab­ge­sagt: „Die Ge­sund­heit un­se­rer Mit­bür­ger­in­nen und Mit­bür­ger steht im Vor­der­grund“, er­klärt CSU-Kreis­vor­sit­zen­der Herbert Borrmann den Schritt. In Rims­ting hat die CSU die Jo­se­fi­feier ab­ge­sagt. Die FDP hat sämt­li­che öf­fent­li­che Ver­an­stal­tun­gen des Lan­des­ver­ban­des bis auf wei­te­res ge­stoppt. Da­von be­trof­fen sind auch die „Town­hall-Mee­tings“ mit dem Bun­des­vor­sit­zen­den Christian Lindner in Augsburg, Ingolstadt, Nürnberg und Erlangen so­wie der Lan­des­par­tei­tag am 21./22. März in Hirsch­aid. Die Ro­sen­hei­mer So­zial­de­mo­kra­ten ver­zich­ten auf ih­ren Stra­ßen­wahl­kampf. „Für uns als Ro­sen­hei­mer SPD gilt: Die Si­cher­heit geht vor“, er­klärt Ober­bür­ger­meis­ter­kan­di­dat Robert Metzger. Die Vor­sit­zen­de des SPD-Un­ter­be­zirks, Elisabeth Jordan, ap­pel­liert: „Je­der ist nun da­zu auf­ge­ru­fen, sich selbst und sei­ne Nächs­ten vor ei­ner An­ste­ckung zu schüt­zen. Hän­de­schüt­teln am In­fo­stand oder an den Haus­tü­ren, eben all’ das, was für uns zu ei­nem bür­ger­na­hen Wahl­kampf da­zu­ge­hört, wi­der­spricht die­sem Ge­bot der Stunde.“

Halten Sie sich bitte an die vom RKI emp­foh­le­nen Hy­gie­ne­maß­nah­men.
Re­du­zie­ren Sie im Sin­ne des Social Distancing die An­zahl per­sön­li­cher Kon­tak­te, da­mit die Aus­brei­tung der In­fek­tion in der Be­völ­ke­rung ver­lang­samt wird. Lo­ten Sie pri­vat und beruflich di­gi­ta­le Al­ter­na­ti­ven aus – von Tele­ar­beit über Tele­fon- und Video­meetings bis hin zu Homeoffice, von Homeschooling über Tele­medizin bis hin zu Online-Shopping.
Seien Sie so­li­da­risch mit der äl­te­ren Ge­ne­ra­tion und un­ter­stüt­zen Sie all je­ne, die Ge­mein- und Ge­sund­heits­we­sen so­wie die hei­mi­sche Wirt­schaft auf­recht er­hal­ten.
Leis­ten Sie Nach­bar­schafts­hil­fe und blei­ben Sie gesund.
Dr. Olaf Konstantin Krueger (PIRATEN), 10. März 2020

Die Bündnisgrünen im Landkreis Mühldorf a.Inn haben „in enger Rück­spra­che mit der Lan­des- und Bun­des­ebe­ne“ be­schlos­sen, den Wahl­kampf „stark zu re­du­zie­ren“. Laut Land­rats­kan­di­da­tin und Kreis­rä­tin Cathrin Henke sind der Haus­tür­wahl­kampf, al­le für drin­nen und drau­ßen ge­plan­ten Ak­tio­nen so­wie die öf­fent­li­che Wahl­party am 15. März ab­ge­sagt. „Da­mit wol­len wir un­se­ren Bei­trag da­zu leis­ten, die Ver­brei­tung des Virus zu ver­lang­sa­men und äl­te­re und schwä­che­re Men­schen zu schüt­zen. An un­se­ren In­fo­stän­den ha­ben in­ter­es­sier­te Bür­ger­in­nen und Bür­ger wei­ter­hin die Mög­lich­keit, sich über un­se­re In­hal­te zu in­for­mie­ren und Fra­gen zur Kom­mu­nal­wahl zu klä­ren“, er­läu­tert Henke. Die Bünd­nis­grü­nen aus Stadt- und Land­kreis Ro­sen­heim ver­zich­ten eben­falls auf den Haus­tür­wahl­kampf und ha­ben ih­re Kreis­ver­samm­lung mit De­le­gier­ten­wah­len auf An­fang April ver­scho­ben. Laut der Kreis­vor­sit­zen­den Steffi König sind die Bünd­nis­grü­nen in der Wahl­kampf­end­pha­se „be­son­ders im In­ter­net sicht­bar und an­sprech­bar“. Und die Um­welt­ak­ti­vis­ten der Be­we­gung „Fridays for Future (FFF)“ ha­ben ih­re ⭲ De­mon­stra­tio­nen vor­erst ein­ge­stellt. Statt­des­sen ru­fen sie da­zu auf, an mög­lichst vie­len Or­ten selbst­ge­mal­te De­mo-Schil­der auf­zu­stel­len, zu fo­to­gra­fie­ren und über die so­zia­len Medien zu teilen.

Vorbeugungsmaßnahmen und Hygieneregeln

Das humane Coronavirus (SARS-CoV) verursachte 2003 das „Schwe­re Aku­te Re­spi­ra­to­ri­sche Syn­drom (SARS)“. Ak­tu­ell ist das neu­ar­ti­ge mit SARS ver­wand­te Coronavirus (SARS-CoV-2) welt­weit ak­tiv und für be­stimm­te Ri­si­ko­grup­pen le­bens­be­droh­lich. Kli­ni­ker in Wuhan, wo die ers­ten Krank­heits­fäl­le An­fang De­zem­ber 2019 auf­tra­ten, war­nen, dass die An­ste­ckung nicht nur über At­mung und Tröpf­chen­in­fek­tion, son­dern auch über fä­ka­le Rou­ten er­fol­gen kann. Darüber hinaus wä­ren ora­le Pro­ben nicht aus­rei­chend, um in­fek­tiö­se Pa­tien­ten zu er­ken­nen, wes­halb se­ro­lo­gi­sche Tests er­gänzt wer­den sollten.

Derweil bleiben ⭲ Vor­beu­gungs­maß­nah­men wich­tig wie der Ver­zicht auf Hand­schlag und Um­ar­mung. Ein­fa­che Hy­gie­ne­re­geln, ins­be­son­de­re häu­fi­ges, in­ten­si­ves Hän­de­wa­schen, hel­fen, ei­ne In­fek­tion zu ver­mei­den. Beim Hus­ten und Nie­sen wer­den über Spei­chel und Na­sen­se­kret Krank­heits­er­re­ger ver­sprüht. Sie wer­den durch Tröpf­chen­in­fek­tion auf an­de­re Per­so­nen über­tra­gen. Da­her ist beim Husten oder Niesen ein Min­dest­ab­stand von 1,5 Me­tern zur nächs­ten Per­son zu wah­ren, sich da­bei um­zu­dre­hen und in die Arm­beu­ge zu husten/niesen.1 Bei Ver­dacht auf ei­ne Er­kran­kung ist ärzt­li­cher Rat ein­zu­ho­len. Zur Stär­kung des Im­mun­sys­tems emp­feh­len All­ge­mein­me­di­zi­ner ge­ra­de den be­son­ders ge­fähr­de­ten Äl­te­ren Vi­ta­min-D-Prä­pa­ra­te, Obst und Ge­mü­se, aus­rei­chend Schlaf, kör­per­li­che Be­we­gung an der fri­schen Luft und ge­ge­be­nen­falls Rachenspülungen.

Erleichterung für Arbeitnehmer: Patienten mit leichten Atemwegserkrankungen kön­nen sich nach tele­fo­ni­scher Rück­spra­che mit ih­rem Arzt bis zu sie­ben Ta­ge krank­schrei­ben las­sen. Der Be­such ei­ner Arzt­pra­xis ist nicht mehr er­for­der­lich. Darauf ha­ben sich die „Kas­sen­ärzt­li­che Bun­des­ver­ei­ni­gung (KBV)“ und der „Spit­zen­ver­band Bund der Kran­ken­kas­sen (GKV-Spit­zen­ver­band)“ ver­stän­digt. Die Re­ge­lung gilt für Pa­tien­ten, die kei­ne schwe­re Symp­to­ma­tik auf­wei­sen oder of­fi­ziel­le Kri­te­rien für ei­nen Ver­dacht auf ei­ne In­fek­tion mit dem neu­ar­ti­gen Coronavirus er­fül­len. Die­se Ver­ein­ba­rung gilt zu­nächst für vier Wochen. 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 33. Jg., Nr. 11/2020, Sams­tag, 14. März 2020, S. 1f., Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ (Kurz­fas­sung) [199/3/1/7]; Inn-Salz­ach blick, 11. Jg., Nr. 11/2020, Sams­tag, 14. März 2020, S. 1f., Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ (Kurz­fas­sung) [200/3/1/7].
Online: ⭱ blick-punkt.com, Mitt­woch, 11. März 2020; ⭱ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⭱ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, ⭱ E-Paper Inn-Salz­ach blick, Sams­tag, 14. März 2020. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2024.

Verweise[+]

 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker