Corona-Krise prägt Polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2020
Bei Regelverstößen „immer sofort lageorientiert einschreiten“

Rosenheim — Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 des Po­li­zei­prä­si­di­ums Oberbayern Süd weist mit 54.141 Straf­ta­ten die ge­rings­te Kri­mi­na­li­täts­be­las­tung der letz­ten zehn Jah­re auf. Woh­nungs­ein­brü­che, Dieb­stahls­de­lik­te, Ge­walt­kri­mi­na­li­tät, Ver­mö­gens- und Fäl­schungs­de­lik­te, Cybercrime: al­le­samt rück­läu­fig. Nur Callcenter-Be­trug, Straf­ta­ten ge­gen die sexu­el­le Selbst­be­stim­mung, ins­be­son­de­re Kin­der­por­no­gra­phie, Rausch­gift­kri­mi­na­li­tät und po­li­tisch mo­ti­vier­te Kri­mi­na­li­tät sind ge­stie­gen. Drei Vier­tel al­ler Straf­ta­ten wur­den auf­ge­klärt: Be­leg für „den ho­hen und eta­blier­ten Si­cher­heits­stan­dard im süd­li­chen Oberbayern“, so Po­li­zei­prä­si­dent Robert Kopp. Die Zah­len müss­ten je­doch im Lich­te der Corona-Krise be­trach­tet wer­den, zu­mal mit der Über­wa­chung der Ein­hal­tung der In­fek­tions­schutz­ver­ord­nun­gen ein neues Auf­ga­ben­feld ent­stan­den sei. Die er­for­der­li­chen Maß­nah­men zu er­läu­tern, wer­de je­doch „von Tag zu Tag schwerer“. Ein Blick in die So­zia­len Netz­wer­ke scheint dies zu be­stä­ti­gen. Spurensuche.

Wegweiser

Polizeieinsätze „mit Bezug zu Corona“

Der Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd (PP OBS) um­fasst die kreis­freie Stadt Rosenheim so­wie die neun Land­krei­se Altötting, Bad Tölz-Wolfratshausen, Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Mühldorf a.Inn, Rosenheim, Traunstein und Weilheim-Schongau – mit­hin 1,287 Mil­lio­nen Ein­woh­ner in 245 Kom­mu­nen. „Ich se­he es als ge­mein­sa­me Auf­ga­be von Po­li­tik, Jus­tiz und Po­li­zei, den Bür­ger­in­nen und Bür­gern im süd­li­chen Ober­bayern zu ver­mit­teln, dass die ob­jek­ti­ve Si­cher­heit über Maß ge­währ­leis­tet ist und sich die Men­schen hier si­cher füh­len kön­nen“, er­klärt Po­li­zei­prä­si­dent Robert Kopp. Das Ri­si­ko, im süd­li­chen Ober­bayern Op­fer ei­ner Straf­tat zu wer­den, sei deut­lich ge­rin­ger als in vie­len an­de­ren Re­gio­nen der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. „Un­ser Ziel ist es, die­sen gu­ten Si­cher­heits­stan­dard zu er­hal­ten – mit ge­ziel­ter Prä­ven­tion und ei­nem ho­hen Druck auf Tä­ter durch re­pres­si­ve Kri­mi­na­li­täts­be­kämp­fung“, so Kopp.

Die Pandemie hat für eine ungeheure Menge von Einsätzen gesorgt.
Es gab eine enorme Arbeitsverdichtung ohne Extra-Personal.
Jörg Radek, Polizeihauptkommissar und stv. Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP),
28. De­zem­ber 2020

Die ⭲ Corona-Krise stel­le auch die Po­li­zei „vor nie da ge­we­se­ne Heraus­for­de­run­gen“. Im Si­cher­heits­be­richt 2020 nennt er als Bei­spie­le für neue po­li­zei­li­che Auf­ga­ben die Über­wa­chung von Kon­takt- und Aus­gangs­be­schrän­kun­gen, von nächt­li­chen Aus­gangs­sper­ren und ge­schlos­se­nen Ein­rich­tun­gen so­wie das „Contact-Tracing“/die ⭲ Kon­takt­per­so­nen­nach­ver­fol­gung in Ge­sund­heits­äm­tern. Al­lein 2020 ha­be das PP OBS 8.057 Ein­sät­ze mit Be­zug zu Corona durch­ge­führt, et­wa we­gen Par­tys trotz Kon­takt­ver­bots und Aus­gangs­sper­re oder Öff­nung von Dienst­leis­tungs­be­trie­ben trotz Verbotes.

Die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) 2020 des PP OBS do­ku­men­tiert ne­ben der Kri­mi­na­li­täts­ent­wick­lung die „po­li­zei­li­che Ein­satz­be­wäl­ti­gung“ in der Corona-Krise. Da­nach hat die Po­li­zei vom 21. März an bis zum Jah­res­en­de 2020 ins­ge­samt 335.327 Kon­trol­len zur Über­wa­chung der ein­schlä­gi­gen In­fek­tions­schutz­ver­ord­nun­gen durch­ge­führt. Die ein­ge­setz­ten Po­li­zei­be­am­ten stell­ten 17.943 Ver­stö­ße fest und brach­ten 11.436 zur An­zei­ge. Zwar wur­den im Zu­ge der Lockdowns sämt­li­che Groß­ver­an­stal­tun­gen ab­ge­sagt, doch die von der Po­li­zei zu be­treuen­den Ver­samm­lun­gen stie­gen deut­lich an: Im Prä­si­di­al­be­reich fan­den 571 öf­fent­li­che Ver­samm­lun­gen statt (2019: 209), da­von 495 ⭲ Ver­samm­lun­gen zu den In­fek­tions­schutz­maß­nah­men, „ins­be­son­de­re von Corona-Leugnern, sog. Querdenkern und Impfgegnern“. Hier­bei ver­hielt sich die über­wie­gen­de Mehr­heit der Ver­samm­lungs­teil­neh­mer laut PKS rechts­kon­form und fried­lich, ob­schon im­mer wie­der Ver­stö­ße ge­gen gel­ten­de Be­stim­mun­gen, et­wa we­gen des Nicht­be­ach­tens von Auf­la­gen wie dem Tra­gen ei­ner Mund-Na­sen-Be­de­ckung (MNB), be­an­stan­det wurden.

Für mich sind die Querdenker Feinde der Freiheit.
Jörg Radek, Polizeihauptkommissar und stv. Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP),
22. De­zem­ber 2020

Bei der Politisch Motivierten Kriminalität (PMK) wur­den 645 Straf­ta­ten er­fasst (2019: 313). Im Phä­no­men­be­reich „PMK – nicht zu­zu­ord­nen“ häuf­ten sich im Zu­sam­men­hang mit dem ⭲ Kom­mu­nal­wahl­kampf 2020 so­wie den ⭲ Grund­rechts- und Frei­heits­ein­schrän­kun­gen die Sach­be­schä­di­gun­gen an Wahl­pla­ka­ten so­wie Be­lei­di­gungs­de­lik­te zum Nach­teil von Po­li­ti­kern. Dass Po­li­zei­prä­si­dent Kopp auf Nach­fra­ge er­wähnt, die Er­läu­te­rung der po­li­zei­li­chen Auf­ga­ben­wahr­neh­mung wer­de „von Tag zu Tag schwe­rer“, dürf­te trotz der an­ge­kün­dig­ten „drit­ten Wel­le“ der Aus­brei­tung des neu­ar­ti­gen Coronavirus’ (SARS-CoV-2) auf die zu­neh­men­de Lockdown-Er­schöp­fung der Be­völ­ke­rung zu­rück­zu­füh­ren sein. Jürgen Gros, Prä­si­dent des Ge­nos­sen­schafts­ver­bands Bayern e. V. (GVB), for­mu­liert mit Blick auf den ab­ge­sun­ke­nen „Hei­mat­in­dex“ der Volks­ban­ken und Raiff­ei­sen­ban­ken in Bayern: „Die Men­schen sind von der an­hal­ten­den Anti-Corona-Si­tua­tion nicht nur er­mü­det, sie sind re­gel­recht zer­mürbt.“ Schon die „ers­te Wel­le“ ha­be den Bayern deut­lich aufs Ge­müt ge­schla­gen. „Jetzt er­le­ben wir ei­nen Ab­sturz“, mahnt der GVB-Prä­si­dent. Grün­de da­für mö­gen sein: die me­di­a­le Über­sät­ti­gung, die zu­neh­men­den ⭲ „Kol­la­te­ral­schä­den“ in Wirt­schaft, Han­del und Ge­sell­schaft, die ge­stopp­ten „Corona-Hilfen“, die feh­len­de Öff­nungs­per­spek­ti­ve, das „Impfstoff-Debakel“, die De­bat­ten über „Son­der­rech­te für Geimpfte“ und ⭲ Impf­pässe als Frei­brie­fe, das „Impf-Desaster“, du­bio­se „Masken-Deals“ so­wie wech­seln­de All­ge­mein­ver­fü­gun­gen bei schwan­ken­den In­zi­denz­wer­ten wie der­zeit in Mühldorf a.Inn und Rosenheim.

Wachsende Kritik am „Krisenmanagement“

Einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap für den ARD-Deutsch­land­trend zu­fol­ge hal­ten zwar 47 Pro­zent der Be­frag­ten die ak­tu­el­len Corona-Maßnahmen für an­ge­mes­sen, 20 Pro­zent be­für­wor­ten gar ei­ne Ver­schär­fung. Doch die Kri­tik wächst: Nach 22 Pro­zent An­fang Fe­bru­ar sind ak­tu­ell 30 Pro­zent der Mei­nung, die Maß­nah­men ge­hen zu weit. Wäh­rend ein Drit­tel (34 Pro­zent) noch strikt an den Maß­nah­men fest­hält, fa­vo­ri­siert schon gut die Hälf­te (53 Pro­zent) ei­ne teil­wei­se Auf­he­bung, je­der Zehn­te will sie gänz­lich ab­schaf­fen. Das po­li­ti­sche Kri­sen­ma­na­ge­ment wird zu­neh­mend kri­tisch be­wer­tet: Drei Vier­tel der Be­frag­ten sind mit der Impf­stoff­be­schaf­fung (74 Pro­zent) und der Or­ga­ni­sa­tion der Corona-Imp­fun­gen (73 Pro­zent) we­ni­ger oder gar nicht zu­frie­den, zwei Drit­tel sind mit der Be­reit­stel­lung und Nut­zung von Corona-Schnell­tests un­zu­frie­den (66 Prozent).

Und die Umfragewerte der für das Kri­sen­ma­na­ge­ment ver­ant­wort­li­chen Spit­zen­po­li­ti­ker sin­ken: Jens Spahn, MdB (CDU), Bun­des­mi­nis­ter für Ge­sund­heit im Ka­bi­nett Merkel IV, er­zielt der­zeit mit 39 Pro­zent den ge­rings­ten Zu­spruch seit No­vem­ber 2019, Peter Altmaier, MdB (CDU), Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Ener­gie im Ka­bi­nett Merkel IV, sackt auf 33 Pro­zent. Mit der Ar­beit der Bun­des­re­gie­rung sind 50 Pro­zent zu­frie­den (Fe­bru­ar: 55 Pro­zent), 49 Pro­zent üben aber Kri­tik – das ist der schlech­tes­te Wert seit Be­ginn der Corona-Krise. Der Zu­spruch für Bun­des­kanz­le­rin Dr. Angela Merkel (CDU) liegt mit 64 Pro­zent auf dem Ni­veau von April 2020. Und Matthias Jung vom Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tut For­schungs­grup­pe Wah­len (FGW) warnt, wenn Ab­ge­ord­ne­te ih­re Be­zie­hun­gen für pri­va­te Pro­fi­te nutz­ten, sei das ei­ne Er­schüt­te­rung der Grund­la­gen der de­mo­kra­ti­schen Kultur.

Nach dem aktuellen RTL/n-tv-Trend­ba­ro­me­ter er­hiel­ten CDU/CSU 33 Pro­zent (Bun­des­tags­wahl 2017: 32,9 Pro­zent), SPD 16 Pro­zent (20,5 Pro­zent), FDP 8 Pro­zent (10,7 Pro­zent), Bündnis 90/DIE GRÜNEN 18 Pro­zent (8,9 Pro­zent), DIE LINKE 8 Pro­zent (9,2 Pro­zent) und AfD 10 Pro­zent (12,6 Pro­zent). Sie­ben Pro­zent wür­den sich für ei­ne an­de­re Par­tei oder Wäh­ler­ver­ei­ni­gung ent­schei­den (5,2 Pro­zent). Die Zahl der Nicht­wäh­ler und Un­ent­schlos­se­nen liegt mit 22 Pro­zent et­was un­ter dem An­teil der Nicht­wäh­ler bei der Bun­des­tags­wahl 2017 (23,8 Prozent).

Einschreiten bei Verstößen gegen die BayIfSMV

Derzeit gilt die ⭱ 12. Baye­ri­sche In­fek­tions­schutz­maß­nah­men­ver­ord­nung (BayIfSMV). Sie ist am 8. März 2021 in Kraft ge­tre­ten. Da­nach ist im All­ge­mei­nen je­der an­ge­hal­ten, phy­si­sche Kon­tak­te zu an­de­ren Men­schen „auf ein ab­so­lut nö­ti­ges Mi­ni­mum zu re­du­zie­ren und den Per­so­nen­kreis mög­lichst kon­stant zu hal­ten“. Über­all, wo zwi­schen zwei Per­so­nen kein Min­dest­ab­stand von 1,5 Me­tern mög­lich ist, soll eine MNB ge­tra­gen wer­den. Zur Kon­takt­per­so­nen­er­mitt­lung sind wahr­haf­te Da­ten an­zu­ge­ben. Ver­an­stal­tun­gen, Ver­samm­lun­gen, An­samm­lun­gen so­wie öf­fent­li­che Fes­ti­vi­tä­ten und Feiern auf öf­fent­li­chen Plät­zen und An­la­gen sind lan­des­weit un­ter­sagt. Für Ver­samm­lun­gen nach Art. 8 des Grund­ge­set­zes gel­ten Aus­nah­men. Ein­ge­schränkt zu­läs­sig sind öf­fent­li­che Got­tes­diens­te in Kir­chen, Sy­na­go­gen und Mo­scheen so­wie Zu­sam­men­künf­te an­de­rer Glau­bens­ge­mein­schaf­ten. Der Be­trieb von Frei­zeit­ein­rich­tun­gen ist un­ter­sagt, Sport­aus­übung be­dingt zu­läs­sig. Wirt­schafts­le­ben so­wie Bil­dung und Kul­tur sind re­gle­men­tiert. Al­ko­hol­kon­sum ist auf den öf­fent­li­chen Ver­kehrs­flä­chen der In­nen­städ­te und an son­sti­gen be­leb­ten öf­fent­li­chen Or­ten un­ter freiem Him­mel un­ter­sagt. In Land­krei­sen und kreis­freien Städ­ten mit ei­ner ge­gen­über dem Lan­des­durch­schnitt deut­lich er­höh­ten 7-Tage-In­zi­denz (7-TI) müs­sen wei­ter­ge­hen­de An­ord­nun­gen ge­trof­fen wer­den, in je­nen mit ei­ner 7-TI über 100 ist der Auf­ent­halt au­ßer­halb ei­ner Woh­nung von 22 Uhr bis 5 Uhr un­ter­sagt, in sol­chen mit ei­ner weit darun­ter lie­gen­den 7-TI kön­nen ge­wis­se „Öff­nungs­schrit­te“ ab 22. März 2021 ge­trof­fen wer­den. § 29 be­nennt 21 Ord­nungs­wi­drig­kei­ten, et­wa das Be­trei­ben von ⭲ Fit­ness­stu­di­os, Tanz­schu­len und Gas­tro­no­mie­be­trie­ben. Die 12. BayIfSMV tritt mit Ab­lauf des 28. März 2021 au­ßer Kraft.

Wir werden nicht anlasslos von Haus zu Haus gehen und nachzählen,
wie viele Leute am Tisch sitzen. Das ginge auch gar nicht, das wäre ein Verstoß gegen
das Grundrecht auf Unversehrtheit der Wohnung. Aber wenn wir Hinweise bekommen,
dass irgendwo Regeln verletzt werden, dann gehen wir dem nach.
Jörg Radek, Polizeihauptkommissar und stv. Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP),
22. De­zem­ber 2020

Die Po­li­zei­dienst­stel­len im Schutz­be­reich des Po­li­zei­prä­si­di­ums Oberbayern Süd sind laut Kopp an­ge­wie­sen, bei Ver­stö­ßen ge­gen die gel­ten­de BayIfSMV im­mer so­fort la­ge­orien­tiert ein­zu­schrei­ten, um da­mit ver­meid­ba­re In­fek­tions­ri­si­ken zu un­ter­bin­den. So hat­te der Po­li­zei­prä­si­dent be­reits En­de März 2020 an­ge­kün­digt: „Ge­gen die­je­ni­gen, die durch ihr un­ver­nünf­ti­ges und un­ein­sich­ti­ges Ver­hal­ten die Ge­sund­heit und das Le­ben an­de­rer ris­kie­ren, wer­den wir wei­ter kon­se­quent vor­ge­hen.“ Darüber hinaus sind die Po­li­zei­be­am­ten bei Aus­gangs­be­schrän­kun­gen an­ge­wie­sen, das Vor­lie­gen von trif­ti­gen Grün­den für das Ver­las­sen der Woh­nung so­wie die Be­ach­tung der Kon­takt­be­schrän­kung im Rah­men ganz­heit­li­cher Kon­trol­len zu über­prü­fen und da­bei fest­ges­tell­te Ver­stö­ße zur An­zei­ge zu brin­gen. Wer­den ⭲ De­mon­stra­tio­nen und Ein­sät­ze der Bun­des­po­li­zei aus­ge­blen­det, zei­tigt dies Po­li­zei­mel­dun­gen wie die fol­gen­den aus dem vier­ten Quar­tal 2020.

  • 2. Oktober 2020, Palling (Lkr Traunstein). Po­li­zei­be­am­te des Ein­satz­zu­ges Traunstein kon­trol­lie­ren ei­nen voll­be­setz­ten Klein­bus mit pol­ni­scher Zu­las­sung. Der Rei­se­ver­an­stal­ter hat kein Schutz- und Hy­gie­ne­kon­zept, die In­sas­sen tra­gen kei­ne MNB. Al­le wer­den nach der 7. BayIfSMV an­ge­zeigt, je­der muss ei­ne Si­cher­heit von 250 Eu­ro hin­ter­le­gen.
  • 10. Oktober 2020, Schliersee (Lkr Miesbach). Die Po­li­zei­in­spek­tion (PI) Miesbach löst in ei­ner La­ger­hal­le die Ge­burts­tags­feier ei­nes 30-Jäh­ri­gen mit rund 50 Gäs­ten auf. Der Ver­an­stal­ter hat we­der ein Schutz- und Hy­gie­ne­kon­zept, noch Des­in­fek­tions­spen­der oder ei­ne Kon­takt­per­so­nen­er­mitt­lung und wird nach der 7. BayIfSMV an­ge­zeigt. Die Gäs­te un­ter­schrit­ten den Min­dest­ab­stand, tru­gen kei­ne MNB, ver­hal­ten sich aber ko­opera­tiv.
  • 24. November 2020, Markt Berchtesgaden (Lkr Berchtesgadener Land). Die PI Berch­tes­ga­den be­en­det in ei­ner Gast­stät­te ei­ne Hoch­zeit mit 16 Per­so­nen. Für die Feier liegt we­der ei­ne Ge­neh­mi­gung, noch ein Schutz- und Hy­gie­ne­kon­zept vor, die Gäs­te stam­men aus mehr als zwei Haus­stän­den. Die An­zei­gen al­ler an­we­sen­den Per­so­nen nach der 8. BayIfSMV wer­den der zu­stän­di­gen Ver­fol­gungs­be­hör­de zur Ent­schei­dung über die Ver­hän­gung von Buß­gel­dern über­sandt.
  • 8. Dezember 2020, Kreis­stadt Miesbach (Lkr Miesbach). Die PI Mies­bach über­prüft auf dem Rat­haus­platz rund 30 Per­so­nen, die we­der den Min­dest­ab­stand ein­hal­ten, noch ei­ne MNB tra­gen. Die Po­li­zis­ten er­stat­ten 14 An­zei­gen nach der 9. BayIfSMV, ei­ne An­zei­ge we­gen der Nicht­an­mel­dung ei­ner Ver­samm­lung so­wie ei­ne An­zei­ge we­gen Wi­der­stands ge­gen Po­li­zei­be­am­te.
  • 8. Dezember 2020, Haag i.OB (Lkr Mühldorf a.Inn). Ei­ne Strei­fe der Po­li­zei­sta­tion (PSt) Haag i.OB er­greift ei­nen 55-Jäh­ri­gen, der zu­vor ei­nen Bus­fah­rer an der Bus­hal­te­stel­le in der Mün­che­ner Stra­ße be­droht hat­te, nach­dem der ihn darauf hin­ge­wie­sen hat­te, ei­ne MNB zu tra­gen. Der 55-Jäh­ri­ge wird we­gen Be­dro­hung und Ver­sto­ßes ge­gen das 9. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 19. Dezember 2020, Seeshaupt (Lkr Weilheim-Schongau). Die PI Penzberg löst ei­ne „Coronaparty“ in ei­ner Woh­nung im Be­reich Alter Post­platz auf. Meh­re­re Ju­gend­li­che und Heran­wach­sen­de wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt. Die An­zei­gen wer­den der zu­stän­di­gen Ver­fol­gungs­be­hör­de zur Ent­schei­dung über die Ver­hän­gung von Buß­gel­dern über­sandt.
  • 30. Dezember 2020, Stadt Rosenheim. Die Po­li­zei hält im Rah­men ei­ner Fahn­dung ei­nen 51-jäh­ri­gen Rad­fah­rer in der Pet­ten­ko­fer­stra­ße an. Pas­san­ten hat­ten den Mann be­ob­ach­tet, wie er an Bus­häus­chen, Stra­ßen­la­ter­nen und Ver­kehrs­zei­chen Auf­kle­ber an­brach­te. Der Ro­sen­hei­mer hat Auf­kle­bern bei sich mit dem Auf­druck „Si­cher­heits­arsch­lö­cher, fresst Euer Streu­salz!“. Der Sach­scha­den soll im vier­stel­li­gen Be­reich lie­gen.

Neuerliche Verstöße gegen den Infektionsschutz

Steigende Temperaturen und zunehmende Malaise füh­ren zur Kon­ti­nui­tät sol­cher Po­li­zei­mel­dun­gen. Meist lö­sen „Hin­weis­ge­ber“ die Ein­sät­ze aus.

  • 5. Februar 2021, Bad Feilnbach (Lkr Rosenheim). Die Po­li­zei be­en­det ei­ne Party von neun Ju­gend­li­chen. Die teils er­heb­lich al­ko­ho­li­sier­ten Per­so­nen wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 6. Februar 2021, Wallgau (Lkr Garmisch-Partenkirchen). Die Po­li­zei be­en­det zwei pri­va­te Feiern. Bei der ei­nen wer­den sechs Män­ner we­gen Miß­ach­tung der Hy­gie­ne­be­stim­mun­gen an­ge­zeigt. Bei der an­de­ren löst ei­ne Strei­fen­be­sat­zung der Ope­ra­ti­ven Er­gän­zungs­diens­te (OED) Weilheim die Ge­burts­tags­party mit elf Per­so­nen auf.
  • 6. Februar 2021, Waging am See (Lkr Traunstein) und Neumarkt-Sankt Veit (Lkr Mühldorf a.Inn). Die Po­li­zei be­en­det zwei Feiern in Woh­nun­gen.
  • 12. Februar 2021, Garmisch-Partenkirchen. Ei­ne Strei­fen­wa­gen­be­sat­zung der PI Gar­misch-Par­ten­kir­chen be­en­det ei­ne Feier in ei­nem Ge­wer­be­be­trieb der Markt­ge­mein­de. Die an­ge­trof­fe­nen neun Per­so­nen tra­gen zwar al­le MNB, stam­men aber aus ver­schie­de­nen Haus­stän­den. Sie wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 13. Februar 2021, Nußdorf a.Inn (Lkr Rosenheim). Die Po­li­zei be­en­det im Werk­statt­an­bau ei­nes Ge­wer­be­be­trie­bes ei­ne Feier von acht Per­so­nen aus fünf Haus­stän­den. Die Be­tei­lig­ten wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 13. Februar 2021, Antdorf (Lkr Weilheim-Schongau). Die Po­li­zei Penzberg löst ei­ne „Bau­wa­gen­party“ auf. Die zwölf jun­gen Er­wach­se­nen sa­ßen ge­mein­sam oh­ne MNB an ei­nem Tisch und kon­su­mier­ten Al­ko­hol. Sie wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 13. Februar 2021, Burghausen (Lkr Altötting). Die PI Burg­hau­sen be­en­det in ei­nem Fri­seur­la­den „ver­bo­te­ne Fri­seur­dienst­leis­tun­gen“. Vier Per­so­nen aus drei Haus­stän­den wer­den an­ge­zeigt, der Fri­seur­la­den ge­schlos­sen.
  • 14. Februar 2021, Jachenau (Lkr Tölz-Wolfratshausen). Die PI Bad Tölz be­en­det mit meh­re­ren Strei­fen­wa­gen­be­sat­zun­gen ei­ne Feier von Eis­schwim­mern. Die rund 60 Per­so­nen un­ter­schrit­ten den Min­dest­ab­stand, tru­gen kei­ne MNB und stam­men aus ver­schie­de­nen Haus­stän­den. Meh­re­re Dut­zend Per­so­nen wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 19. Februar 2021, Holzkirchen (Lkr Rosenheim). Die PI Holz­kir­chen be­en­det in Otterfing ei­ne Pri­vat­feier mit über zehn Per­so­nen. Bei der Auf­lö­sung ei­ner wei­te­ren Feier mit rund zehn Per­so­nen in ei­ner Woh­nung in Schliersee be­schimpft der Gast­ge­ber die Po­li­zei­be­am­ten bei der Fest­stel­lung der Per­so­na­lien mit der­ben Schimpf­wör­tern, so­dass ge­gen ihn auch we­gen Be­lei­di­gung er­mit­telt wird. Al­le wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt. In Oberammergau wer­den eben­falls neun Per­so­nen an­ge­zeigt, die sich in ei­ner Woh­nung zu ei­ner Party ge­trof­fen ha­ben.
  • 20. Februar 2021, Waldkraiburg (Lkr Mühldorf a.Inn). Bei der Über­prü­fung ei­ner rund 30-köp­fi­gen Ju­gend­grup­pe durch ei­ne Strei­fe der PI Wald­krai­burg am Stadt­platz flüch­ten ei­nig­e. Zwölf Per­so­nen wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 26. Februar 2021, Kreis­stadt Mühldorf a.Inn. Ein­satz­kräf­te des Ret­tungs­diens­tes, der Feuer­wehr und der Po­li­zei be­en­den ei­ne Ge­burts­tags­feier von drei Per­so­nen aus ver­schie­de­nen Haus­stän­den am Inn­ka­nal­ufer am Met­ten­hei­mer Weg. Ei­ne ver­mut­lich stark al­ko­ho­li­sier­te Per­son hat­te sich im un­weg­sa­men Ge­län­de ver­letzt. Die Feiern­den wer­den an­ge­zeigt, un­ter an­de­rem we­gen des Ver­dachts des Haus­frie­dens­bruchs und we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV.
  • 26. Februar 2021, Stadt Rosenheim. Die Po­li­zei löst im Be­reich des Tur­ner­wegs ei­ne Party auf. Zehn Ju­gend­li­che wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 26. Februar 2021, Bad Aibling (Lkr Rosenheim). Die PI Bad Aib­ling löst ei­ne Party in Feldkirchen-Westerham mit 27 Per­so­nen auf. Al­le wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 11. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 6. März 2021, Hausham (Lkr Miesbach). Bei der Über­prü­fung ei­ner Hüt­te durch ei­ne Strei­fen­be­sat­zung der PI Mies­bach flüch­ten meh­re­re Ju­gend­li­che von der Ört­lich­keit. Neun Per­so­nen aus ver­schie­de­nen Haus­stän­den wer­den er­grif­fen, ein Ju­gend­li­cher be­schimpft die Ein­satz­kräf­te bei der An­zei­gen­auf­nah­me als „Scheiß Bul­len“ und er­hält ei­ne ge­son­der­te An­zei­ge we­gen Be­lei­di­gung.
  • 6. März 2021, Freilassing (Lkr Berchtesgadener Land). Die PI Frei­las­sing trifft in ei­ner Woh­nung in der Mün­chner Stra­ße auf sie­ben feiern­de Per­so­nen. Ver­mut­lich ge­nau­so vie­len Gäs­ten ge­lingt die Flucht über den Bal­kon im ers­ten Stock.
  • 6. März 2021, Ingenried (Lkr Weilheim-Schongau). Die PI Schon­gau be­en­det ei­ne grö­ße­re Feier in ei­ner Hüt­te na­he des Er­ben­schwan­ger Wei­hers. Bei Ein­tref­fen der Po­li­zei­strei­fe flüch­tet ein Groß­teil der Teil­neh­mer. Sechs Per­so­nen wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 12. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 6. März 2021, Wasserburg a.Inn (Lkr Rosenheim). Die PI Was­ser­burg trifft in ei­ner Woh­nung im Stein­müh­len­weg acht Per­so­nen aus ver­schie­de­nen Haus­hal­ten an, die sich nicht an die In­fek­tions­schutz­maß­nah­men hal­ten. Al­le wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 12. BayIfSMV an­ge­zeigt.
  • 7. März 2021, Wasserburg a.Inn (Lkr Rosenheim). Die PI Was­ser­burg löst ei­ne jun­ge Party­ge­sell­schaft in der Nä­he der Dienst­stel­le auf. Sie­ben Ju­gend­li­che wer­den we­gen Ver­sto­ßes ge­gen das 12. BayIfSMV an­ge­zeigt.

Verstörende Polizeieinsätze

Die Einsatzkräfte stehen zuweilen selbst in der Kritik, ins­be­son­de­re bei be­klem­men­den Sze­nen, die fo­to­gra­fiert oder ge­filmt über so­zia­le Netz­wer­ke bun­des­weit ver­brei­tet wer­den und die Ver­hält­nis­mä­ßig­keit von Maß­nah­men in­fra­ge stellen.

  • Et­wa je­ne Maß­nah­me am 3. Ja­nu­ar 2021 im nord­rhein-west­fä­li­schen Ski-Ort Win­ter­berg, wo ei­ne Hun­dert­schaft die Ro­del-Pis­te kon­trol­liert und Ta­ges­tou­ris­ten mit Kin­dern nach Hau­se schickt.
  • Oder je­ne Kon­trol­le am 22. Fe­bru­ar 2021 im Hamburger Jenischpark, bei der ein Strei­fen­wa­gen mit Si­re­ne und Blau­licht ei­nem flüch­ten­den 17-Jäh­ri­gen ra­sant hin­ter­her­fährt. Der am Steuer sit­zen­de Po­li­zist muss sich so­wohl straf­recht­lich als auch – wenn die­ses Straf­ver­fah­ren ab­ge­schlos­sen ist – dis­zi­pli­nar­recht­lich ver­ant­wor­ten.
  • Oder je­ne Partyauflösung am 6. März 2021 im Gasthaus Weingast in Kematen, Bad Feilnbach, wo die Po­li­zei mit elf Strei­fen­wa­gen an­rückt, um das An­we­sen zu kon­trol­lie­ren. Neun Per­so­nen „so­wie ein­deu­ti­ge Tat­sa­chen für ei­ne zu­vor statt­ge­fun­de­ne Ge­burts­tags­feier mit ge­schätz­ten 30 Per­so­nen“ wer­den fest­ge­stellt. Wäh­rend der An­zei­gen­auf­nah­me kom­men laut Po­li­zei­be­richt Nach­barn hin­zu, so­li­da­ri­sie­ren sich mit der Party­ge­sell­schaft und dis­pu­tie­ren mit den Ein­satz­kräf­ten.
  • Oder je­ne Räu­mung am 7. März 2021 im Frankfurter Hafenpark, wo sich ein Flashmob teils oh­ne Min­dest­ab­stand und MNB ver­sam­melt und un­ter mu­si­ka­li­scher Be­glei­tung Al­ko­hol konsumiert.

Polizeipräsident Kopp hatte allerdings schon Mitte De­zem­ber be­tont, die Ur­sa­che für die Ein­schrän­kun­gen sei das Coronavirus: „Nur ge­mein­sam kön­nen wir die­se schwie­ri­ge Zeit meis­tern. Des­halb noch ein­mal mein Ap­pell an al­le, sich drin­gend an die gel­ten­den Re­geln zu hal­ten und so Ge­sund­heit zu schüt­zen und Le­ben zu retten!“ 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 35. Jg., Nr. 10/2021, Sams­tag, 13. März 2021, S. 1f., Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ (Kurz­fas­sung) [200/3/1/7]; Inn-Salz­ach blick, 12. Jg., Nr. 10/2021, Sams­tag, 13. März 2021, S. 1f., Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ (Kurz­fas­sung) [200/3/1/7].
Online: ⭱ blick-punkt.com, Mitt­woch, 10. März 2021; ⭱ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⭱ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, ⭱ E-Paper Inn-Salz­ach blick, Sams­tag, 13. März 2021. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2024.
Publikationsverzeichnis: ⭲ Index 2021.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker