68. Frankfurter Buchmesse präsentiert sich als Ort der Inspiration und Innovation
Buchmarkt Down Under zieht an

Frankfurt/Main — Die Frankfurter Buchmesse er­leb­te die­ses Jahr ei­nen leich­ten Auf­schwung: Die welt­größ­te Fach­mes­se für das in­ter­na­tio­na­le Pub­lish­ing hat ihre in­spi­rie­ren­de Be­deu­tung für die Buch­bran­che un­ter­stri­chen – mit 7.100 Aus­stel­lern aus über 100 Län­dern, mit rund 277.000 Be­su­chern – da­von mehr als 142.000 Fach­be­su­cher (2015: 140.000) –, mit über 4.000 Ver­an­stal­tun­gen und mit rund 10.000 ak­kre­di­tier­ten Jour­na­lis­ten, dar­un­ter 2.000 Blog­ger. An­ge­sichts des auch in Down Under an­zie­hen­den Buch­mark­tes zeig­ten sich die aus­tra­li­schen Buch­händ­ler be­son­ders ge­schäf­tig.

Den inhaltlichen Schwerpunkt der Buchmesse bil­de­ten dies­mal die Eh­ren­gäs­te Flan­dern und die Nie­der­lan­de, die dem Mes­se­pub­li­kum auf viel­fäl­ti­ge Wei­se ih­re Buch­märk­te, Li­te­ra­tur und Kul­tur prä­sen­tier­ten. Die Buch­mes­se hat sich über­dies als bran­chen­über­grei­fen­der Treff­punkt für Player aus der Film­wirt­schaft und der Games­branche emp­foh­len. Die Mes­se­gäs­te er­leb­ten auf den über 2.000 Qua­drat­me­tern Aus­stel­lungs­flä­che des neuen Areals „The Arts+“ haut­nah die in­no­va­ti­ven Mög­lich­kei­ten, wel­che Virtual Reality und 3D-Kunst bie­ten.

Das „Literary Agents and Scouts Centre (LitAg)“ stell­te wie­der Re­kor­de auf: Über 700 Li­te­ra­tur­agen­ten aus 300 Agen­tu­ren nutz­ten das Rech­te­zen­trum, um ab­ge­schirmt vom all­ge­mei­nen Messe­tru­bel an 460 Ti­schen Ge­sprä­che und Rech­te­ver­hand­lun­gen im Halb­stun­den­takt zu füh­ren. Etwa 50 Pro­zent der LitAg-Kun­den ka­men aus der eng­lisch­spra­chi­gen Welt, 15 Pro­zent wa­ren deutsch­spra­chi­ge Rech­te­händ­ler. Zu­gleich nutz­ten über 3.400 Be­su­cher aus 74 Län­dern den „Bu­si­ness Club“ der Frank­fur­ter Buch­mes­se im drit­ten Jahr sei­nes Be­ste­hens als ex­klu­si­ves Ar­beits­zen­trum und op­ti­ma­len Ort zum Netz­wer­ken. In An­leh­nung an die Leip­zi­ger Buch­mes­se lu­den die Frank­fur­ter Buch­mes­se und der „Ini­tia­ti­ve für Gas­tro­no­mie Frank­furt e. V.“ erst­mals zur „Book­night“ ins Bahn­hofs­vier­tel ein: Acht aus­ge­wähl­te Clubs, Bars und Res­tau­rants bo­ten ein Pro­gramm aus Per­for­man­ces, Le­sun­gen und ku­li­na­ri­schen Neu­in­ter­pre­ta­tio­nen nie­der­län­di­scher Klas­si­ker.

Die fünf Mes­se­ta­ge vol­ler Bü­cher und Ideen nutz­ten die­ses Jahr laut der „Australian Publishers Association“ auch 35 aus­tra­li­sche Aus­stel­ler – von A wie „Alien & Unwin“ bis Z wie „Ziptales“. Sie ga­ben ei­nen tie­fen Ein­blick in die sich er­ho­len­de Bran­che und den Buch­markt Down Under, wel­cher ⭲ im zwei­ten Jahr in Fol­ge an Fahrt ge­won­nen hat. Laut Nielsen BookScan wur­den 2015 mit 56,4 Mil­lio­nen Bü­chern 979 Mil­lio­nen Dol­lar um­ge­setzt. Im Jahr 2014 waren es noch 55,4 Mil­lio­nen Bü­cher und 937 Mil­lio­nen Dol­lar. Dies ist zwar sehr viel we­ni­ger als die 1,3 Mil­liar­den Dol­lar Um­satz in 2010, doch die neuen Zah­len be­in­hal­ten wei­ter­hin nicht die E-Book-Ver­käu­fe, weil die­se in Aus­tra­lien bis­lang nicht zu­ver­läs­sig er­fasst wer­den. Die E-Book-Ver­käu­fe sol­len Schät­zun­gen zu­fol­ge recht sta­bil bei 20 Pro­zent Markt­an­teil lie­gen.

Australian publishers continue to produce books with international appeal, 
with many titles finding rights and translation deals in diverse territories
long after their initial domestic publication.
Brad Jefferies, Think Australian 2016

Ver­gan­ge­nes Jahr ver­öf­fent­lich­ten 3.996 aus­tra­li­sche Ver­la­ge (2014: 3.815) ins­ge­samt 19.971 neue Ti­tel (2014: 20.877), ein wei­te­rer leich­ter Rück­gang zum Spit­zen­wert von 2013 mit 28.234 Buch­ti­teln. Die­se Zah­len be­in­hal­ten so­wohl Print als auch E-Book-Edi­tio­nen, da die­se un­ter­schied­li­che In­ter­na­tio­na­le Stan­dard­buch­num­mern (ISBN) tra­gen. Ins­ge­samt pub­li­zier­ten 2015 in Aus­tra­lien 27 Un­ter­neh­men über 100 Ti­tel im Jahr – ein Rück­gang im Ver­gleich zu 2013 mit 33 Fir­men, doch ein An­stieg zu 2014 mit 24. Da­ne­ben pro­du­zier­ten 90 Ver­la­ge je­weils zwi­schen 20 und 99 Ti­tel und 78 Ver­la­ge zwi­schen elf und 20 Ti­tel. Am un­te­ren Ende der Ska­la ver­öf­fent­lich­ten 2.355 aus­tra­li­sche Ver­la­ge, zu­meist Ei­gen­ver­la­ge, le­dig­lich ei­nen Buch­ti­tel im Ka­len­der­jahr. Geht es um For­ma­te, so do­mi­nie­ren wei­ter­hin Print­pro­duk­te den aus­tra­li­schen Buch­markt: Paper­back-Ti­tel mach­ten 50 Pro­zent der Ver­käu­fe aus (mi­nus vier Pro­zent), Di­gi­ta­le Ver­sio­nen 22 Pro­zent (plus zwei Pro­zent zu 2014, aber ein Rück­gang um neun Pro­zent zu 2013). Laut BookScan kauf­ten die Aus­tra­lier zu rund 46 Pro­zent Non­fic­tion (plus 2 Pro­zent zu 2014), 24 Pro­zent Fic­tion (gleich­blei­bend) und 30 Pro­zent Kin­der­bü­cher (mi­nus ein Pro­zent).

Ein ein­drucks­vol­ler Hö­he­punkt war dies­mal der erst­ma­li­ge Auf­tritt von Best­sel­ler­au­to­rin Kim McCosker auf der Buch­mes­se. „4 In­gredients“ ist das am meis­ten ver­kauf­te aus­tra­li­sche Koch­buch, das im Ei­gen­ver­lag er­schie­nen ist: Nach 8 Mil­lio­nen ver­kauf­ten Exem­pla­ren und 26 Ti­teln in 22 Län­dern stell­te Kim ihre appe­tit­an­re­gen­den Koch­re­zep­te in einer „Gour­met Gallery-Show­küche“ den Mes­se­be­su­chern vor. Die ⭲ 69. Buch­messe fin­det kom­men­des Jahr vom 11. bis zum 15. Ok­to­ber in Frank­furt mit dem Eh­ren­gast Frank­reich statt. 


Erstveröffentlichung

Print: Die neue Woche in Aus­tra­lien, 59. Jg., Nr. 44/2016, Diens­tag, 1. No­vem­ber 2016, S. 10, Ko­lum­ne „Aus­tra­lien/Neu­see­land/Deutsch­land“ [133/5/4/5, vier Fo­tos].
Online: ⤉ woche.com.au, Diens­tag, 1. No­vem­ber 2016. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2020.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker