Konflikt um „Attel 6“ entschärft
Stadtrat stimmt für B-Plan

Wasserburg am Inn — Der Streit um die künf­ti­ge Be­bauung des Klos­ter­schän­ke-Grund­stücks in At­tel scheint bei­ge­legt: Die vom Bau­aus­schuss zu­nächst emp­foh­le­ne Ver­än­de­rungs­sper­re ist vom Tisch, der Stadt­rat stimm­te ein­mü­tig für die Er­stel­lung ei­nes Be­bauungs­plans, der Bau­un­ter­neh­mer trägt die Kos­ten und zeigt sich ge­nau­so wie die Bür­ger­ini­tia­ti­ve „zu­frie­den“.

Ent­zün­det hat­te sich der Kon­flikt um das Grund­stück „At­tel 6“ an der Ab­sicht des Bau­trä­gers, dort ei­nen vier­stö­ck­igen Wohn­block mit Tief­ga­ra­gen und 30 Wohn­ein­hei­ten zu er­rich­ten. Ei­ne rasch ge­grün­de­te Bür­ger­ini­tia­ti­ve woll­te die­sen „Rie­gel“ ver­hin­dern. Der Bau­aus­schuss lehn­te zu­dem den Vor­be­scheids­an­trag da­zu ab: Das vor­ge­schla­ge­ne 67 Me­ter lan­ge Wohn­ge­bäu­de mit vier Voll­ge­schos­sen wür­de sich nicht in die Um­ge­bung ein­fü­gen. Tat­säch­lich ist At­tels Be­bauung im Sü­den und Wes­ten ge­prägt von of­fe­ner Bau­wei­se mit ma­xi­mal zwei­ge­schos­si­gen Ein- und Zwei­fa­mi­lien­häu­sern. Die­se wer­den nur im Nor­den durch ein gro­ßes Ge­bäu­de der Stif­tung At­tel er­gänzt.

Der Bau­trä­ger zog sei­nen An­trag zu­rück, plan­te „frei­wil­lig“ um. Nun schlug er ei­ne Rei­hen­haus­an­la­ge mit Car­ports vor: zehn Rei­hen­häu­ser mit zehn Wohn­ein­hei­ten und 20 Stell­plät­zen. Den­noch emp­fahl der Bau­aus­schuss dem Stadt­rat An­fang Mai, ei­ne Ver­än­de­rungs­sper­re auf dem Grund­stück zu er­las­sen und erst ei­nen Be­bauungs­plan (B-Plan) zu er­stel­len. Ei­ne Ei­ni­gung vor Chris­ti Him­mel­fahrt ent­schärf­te aber den Kon­flikt. In der ent­schei­den­den Stadt­rats­sit­zung vom 17. Mai er­läu­ter­te Bür­ger­meis­ter Michael Kölbl (SPD), die Si­tua­tion sei „in ei­nem kon­struk­ti­ven Ge­spräch“ mit al­len Ver­ant­wort­li­chen vom Land­rats­amt, dem Bau­trä­ger und den Mit­glie­dern der Bür­ger­ini­tia­ti­ve er­ör­tert wor­den, die avi­sier­te Ver­än­de­rungs­sper­re mit­hin ob­so­let. Nach dem Vo­tum des Stadt­rats wird jetzt ein B-Plan für „At­tel 6“ auf­ge­stellt.

Be­bauungs­plan – Mo­dell – Be­tei­li­gungs­ver­fah­ren

Er­fah­rungs­ge­mäß dauert das Er­stel­len ei­nes B-Plans zwi­schen ei­nem drei­vier­tel Jahr und zwei Jah­ren. Da in At­tel aber be­reits für das an die Klos­ter­schän­ke an­gren­zen­de Grund­stück ein B-Plan be­steht, könn­te die­ser „im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren“ er­wei­tert wer­den. „Ein Jahr ist rea­lis­tisch“, sagt Was­ser­burgs Stadt­bau­meis­te­rin Mechtild Herrmann.

Wohn­bau­un­ter­neh­mer Jürgen Drösel zeigt sich ob die­ser Per­spek­ti­ve „zu­frie­den“. Sei­ner Aus­sa­ge nach könn­te schon auf der näch­sten Stadt­rats­sit­zung am 28. Ju­ni ein Mo­dell vor­ge­stellt wer­den. Die­ses ver­an­schau­licht die künf­ti­ge Be­bauung. Und mit dem Bau kön­ne ohne­hin nicht vor An­fang kom­men­den Jah­res be­gon­nen wer­den. Das 2955 Qua­drat­me­ter gro­ße Grund­stück wird bis da­hin an­der­wei­tig ge­nutzt: Die Klos­ter­schen­ke schließt erst zum 31. De­zem­ber. Selbst Sindy Limmer von der „Bür­ger­ini­tia­ti­ve zum Er­halt des dörf­li­chen Cha­rak­ters von At­tel“ ist „zu­frie­den“. Ihr sei zu­ge­si­chert wor­den, dass das Pla­nungs­bü­ro al­le Be­lan­ge be­rück­sich­ti­gen werde. „Wir ha­ben jetzt ei­ne Ba­sis, auf der es er­träg­lich wer­den soll­te“, so Lim­mer.

Die Pla­nung soll laut Drö­sel nach den Pfingst­ferien star­ten. So­bald der B-Plan öf­fent­lich aus­liegt, kön­nen die Pla­nungs­un­ter­la­gen ei­nen Mo­nat lang ein­ge­se­hen wer­den. Ein­wän­de müs­sen bis zum En­de der Aus­le­gung schrift­lich ein­ge­reicht sein, sonst brau­chen sie nicht mehr be­rück­sich­tigt zu wer­den. Oh­ne Ein­sprü­che könn­ten im ers­ten Quar­tal 2019 auf „At­tel 6“ die Bag­ger an­rol­len. 


Erstveröffentlichung

Print: Was­ser­bur­ger blick, 31. Jg., Nr. 21/2018, Sams­tag, 26. Mai 2018, S. 1/23, Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ [115/4/–/5].
Online: ⭱ blick-punkt.com, Sams­tag, 26. Mai 2018; ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, Sams­tag, 26. Mai 2018. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2020.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker