Corona-Krise: Revitalisierung des stationären Einzelhandels in Rosenheim
Adlmaier: „Schwuppdiwupp ist die Stadt voll“
Rosenheim — Das City-Management Rosenheim (CM) tritt Befürchtungen wie der des Handelsverbandes Deutschland entgegen, die zurückliegenden Lockdowns bewirken eine Welle an Unternehmensinsolvenzen und die Innenstädte veröden. Rosenheims Innenstadt ist eine der attraktivsten Deutschlands, betonen unisono der ehemalige Vorsitzende Paul Adlmaier, der neue Vorsitzende Rainer Pastätter, Geschäftsführerin Sabrina Obermoser und Oberbürgermeister Andreas März. Gleichwohl sei eine Revitalisierung des stationären Einzelhandels durch neue Formate vonnöten. Die 22. Jahreshauptversammlung des CM im Kultur+Kongress Zentrum Rosenheim (KU’KO) zog turnusgemäß ein Fazit zu den Stadtmarketing-Maßnahmen des letzten Jahres und wählte einen neuen Vorstand. März verlieh Adlmaier für jahrzehntelanges Engagement die städtische Verdienstmedaille.
Wegweiser
- Restriktive behördliche Corona-Maßnahmen
- März: „Von Leerstand ohne Ausweg deutlich entfernt“
- Wechsel an der CM-Spitze
Restriktive behördliche Corona-Maßnahmen
Die Lockdowns 2020/2021 wirken tiefgreifend auf die ⭲ kommunale Geschäftswelt und das Stadtmarketing: „Wir sind vom Kümmerer zum Blitzableiter geworden“, konstatierte Geschäftsführerin Sabrina Obermoser auf der Jahreshauptversammlung des „City-Management Rosenheim e. V. (CM)“. Im Zuge der ⭲ „Lockdown-Wellen“ musste verschiedenen Veranstaltungen „der Stecker gezogen werden“. Einfache Aktionen bedurften außerordentlich vieler Absprachen und verpufften dennoch, wenn sie nicht beworben werden durften. So wurde letztlich etwa ein kommunaler Lieferservice gecancelt.
Den restriktiven behördlichen Corona-Maßnahmen zum Trotz lief gleichwohl einiges rund – in 2020 der „cityscheck“-Sonderverkauf, Marketingaktionen wie „Nimm Platz“, „Sommer in Rosenheim“, „Adventsbus“, „Kripperlweg“, „KulTürchen“ und „Kassenlotterie“ sowie in 2021 das „Osterradeln“, die Imagekampagne „Wieder offen für Neues“, die Instagram-Challenge „Bildschönes Rosenheim“, der „Sommer in Rosenheim“ mit Beachvolleyballfeld auf der Loretowiese, Konzertreihe „Strandkorb Festival“ im Mangfallpark und Transit Art Festival in der Stadt, zudem das „Shopping Plus“ und die Fassadenbeleuchtungsnacht „Lange Nacht: Rosige Zeiten“.
Der scheidende CM-Vorsitzende Paul Adlmaier ermutigte in seiner Abschiedsrede denn auch Stadt und Verwaltung, die ⭲ City attraktiv zu halten und bei vier verkaufsoffenen Sonntagen zu bleiben. Der jüngste Erfolg von „Lange Nacht: Rosige Zeiten“ zeige, es bedürfe wenig, die Schönheit der Stadt zu veranschaulichen: „Schwuppdiwupp ist die Stadt voll.“ Doch eine schöne Stadt alleine reiche nicht aus: Die Menschen müssten auch in den Geschäften einkaufen können.
März: „Von Leerstand ohne Ausweg deutlich entfernt“
Oberbürgermeister Andreas März (CSU) erläuterte, Rosenheim könne sich zwar kaum gegen den „Zangenangriff des Online-Handels“ wehren und die Innenstadt verzeichne nach den Lockdowns mehr Leerstände: Von den laut CIMA-Erhebung 2018 insgesamt 346 Ladeneinheiten seien derzeit 22 oder 6,5 Prozent ungenutzt, weitere zwölf Geschäfte würden demnächst geschlossen, zehn anders genutzt und 19 seien wieder vermietet. Doch: „Von Leerständen ohne Ausweg sind wir in Rosenheim deutlich entfernt.“ Rosenheims Innenstadt sei weiterhin attraktiv für Neuansiedlungen – auch dank des Erhalts von GALERIA (Karstadt) Rosenheim, denn „ein Leerstand von 15.000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche mitten in unserer Stadt wäre eine Katastrophe gewesen“.
Gegen die Lockdowns habe die Stadt „erfolgreich Widerstand geleistet“. Dazu beigetragen hätten staatliche ⭲ Finanzhilfen in Höhe von rund 44 Millionen Euro. Allein die Stadt habe etwa drei Millionen Euro Gewerbesteuer gestundet, auf 37.000 Euro Sondernutzungsgebühren verzichtet, die Weihnachtsbeleuchtung 2020 mit 80.000 Euro übernommen, über Sponsoren 540.000 Euro für den „Sommer in Rosenheim“ aufgewendet und 26.000 Euro in die Aktion „Rosenheim blüht auf“ investiert sowie über Fördermittel des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie im Rahmen des Projekts „Digitale Einkaufsstadt Bayern“ den Vermarktungskanal ⭱ rosenheim.jetzt als zusätzliches Schaufenster für inzwischen 150 Einzelhändler und Gastronomen mit 150.000 Euro unterstützt.1 Da solche Finanzhilfen nicht fortgeführt werden könnten, sei neben einer „Haushaltskonsolidierung mit Augenmaß“ Konstanz in der Wirtschaftspolitik erforderlich.
Wechsel an der CM-Spitze
Fokus: Finanzen. Das 1999 gegründete CM steht laut Geschäftsbericht 2020/2021 trotz geringer Verluste durch Rücklagen „gut da“. Die Einnahmen betrugen 240.376,61 Euro (konkret: 208.772,58 Euro an Mitgliedsbeiträgen, 31.603,72 Euro aus Veranstaltungen/Projekten und 0,31 Euro durch sonstige Einträge), die Ausgaben beliefen sich auf 253.621,11 Euro (genau: 39.896,13 Euro für Betriebskosten und 213.724,98 Euro für Veranstaltungen, Projekte, Themen, Öffentlichkeitsarbeit und Gremienarbeit), der Jahresfehlbetrag liegt bei 13.244,50 Euro.
So konnte sich Adlmaier ruhigen Gewissens nach zwanzig Jahren vom Vorsitz zurückziehen: „Es war eine außergewöhnliche Ehre, das Amt so lange inne gehabt zu haben“, merkte der 58-Jährige an, bevor ihm Oberbürgermeister März für jahrzehntelanges Engagement die städtische Verdienstmedaille verlieh. Zum neuen, auf der Jahreshauptversammlung gewählten Vorstand gehören: Erster Vorsitzender Rainer Pastätter (Geschäftsführer RPPV GmbH), Zweiter Vorsitzender und Stellvertreter Thomas Treibenreif (Geschäftsführer Krumtünger, Gold- und Silberwaren GmbH & Co. KG), Schatzmeister ist Christian Kolb (Geschäftsführer Kolb Immobilien), sowie Schriftführerin Judith Gebhart de Ginsberg (Leitung Stadtmarketing – Stadt Rosenheim). Der Vorstand hat drei Beisitzer: Stefan Grandauer (Geschäftsführer GFH Immobilien GmbH), Stefan Glocker (geschäftsführender Gesellschafter Herrenmoden Böck GmbH) und Helmut Greimel (Prokurist und Geschäftsleitung für WEKO und Schleudermaxx). Kassenprüfer sind Markus Ostermaier (Gebietsdirektor Sparkasse Rosenheim – Bad Aibling) und Jens Köhler (Regionaldirektor Region Rosenheim, meine Volksbank Raiffeisenbank eG). ✻
Erstveröffentlichung
Print: Rosenheimer blick, Inntaler blick, Mangfalltaler blick, Wasserburger blick, 35. Jg., Nr. 40/2021, Samstag, 9. Oktober 2021, S. 1f., Kolumne „Leitartikel“ (Kurzfassung) [154/3/2/4+5; ein Foto].
Online: ⭱ blick-punkt.com (Kurzfassung), Dienstag, 5. Oktober 2021; ⭱ E-Paper Rosenheimer blick, ⭱ E-Paper Inntaler blick, ⭱ E-Paper Mangfalltaler blick, ⭱ E-Paper Wasserburger blick, Samstag, 9. Oktober 2021. Stand: Neujahr, 1. Januar 2024.
Publikationsverzeichnis: ⭲ Index 2021.
Verweise
DiscOlaf: Seit 1984 – Feten – Feste – Feiern
DiscOlaf-Charts revisited. „DiscOlaf-Charts“ dokumentieren seit 1988 die Musikpräferenzen der anspruchsvollen Clubber und Fans, hier: ein Rücksprung ins Jahr 2011. Mehr Information ist online abrufbar unter ⭱ m-publishing.com und ⭱ discolaf.de.
DiscOlaf-ClubSingleTop50_2011_Gesamtschau