Hörfunkprogramm „Deutsche Stimme in Südaustralien“ bald digital
„Guten 01010100 01100001 01100111!“
Adelaide — Die Digitalisierung des Hörfunkprogramms bedeutet einen Umbruch für die „Deutsche Stimme in Südaustralien (DS)“. Das sehr beliebte deutschsprachige Programm wird in Adelaide vom Funkhaus der "Ethnic Broadcasters Inc. (EBI)" an sechs Tagen die Woche jeweils eine Stunde lang ausgestrahlt. Sender und Moderatoren bereiten sich gegenwärtig auf die zeitgleiche digitale Umstellung aller öffentlichen Stationen im März 2011 vor. Während eines einwöchigen "Radiothon", der 5EBI-FM rund 60.000 Dollar an Spenden brachte, besprach die DS mit der Deutschen Welle die künftige Kooperation und mit Honorarkonsul James Robert Porter die Förderung des Nachwuchses.
Wegweiser
- 5EBI-FM
- Enge Hörerbindung
- Kooperation mit Deutscher Welle
- Förderung durch DW und CBAA
- "Radiothon 2010" erfolgreich
5EBI-FM
Im Jahr 1975 gegründet, ist 5EBI-FM heute Adelaides wichtigste multikulturelle Radiostation. Sie deckt sowohl den Großraum der südaustralischen Metropole ab als auch deren ländliches Umland. Rund 500 ehrenamtliche Moderatoren gestalten das Programm in 47 Sprachen. Seit 1. Mai 1977 ist „German Voice SA“, die „Deutsche Stimme in Südaustralien“, fester Bestandteil von 5EBI-FM. Sie erreicht vor Ort rund 13.000 deutschsprachige Hörer und über ihre Website www.germanvoicesa.net können die aktuellen sechs Sendungen im RealPlayer-Format weltweit angehört und heruntergeladen werden (die WOCHE berichtete).
Das Funkhaus von 5EBI-FM in 10 Byron Place besteht aus vier Studios, die durch ihre Verkleidung mit dunkelbraunen Holzpaneelen sehr solide wirken. Livesendungen kommen aus dem geräumigen Studio 2, vorproduziert wird in Studio 4. Angeschlossen sind die "EBI Library" – ein nach Ländern sortiertes umfangreiches CD-Lager –, sowie Büros, Versammlungsräume und ein Bar-Bereich, der kürzlich auf Initiative von DS-Moderatorin Monika Hein renoviert wurde. Allein in neue Aufnahmetechnik hat der Sender 2009 rund 40.000 Dollar investiert.
Enge Hörerbindung
Bei der DS ist die Bindung zwischen Hörern und Moderatoren „sehr eng“, weiß Dieter Fabig. Er ist seit 1981 bei 5EBI-FM, gegenwärtig deren Schatzmeister sowie Vorsitzender und Moderator der DS. Für seine mannigfaltigen Verdienste um die deutschsprachige Gemeinschaft erhielt er 1989 den "Medal of the Order of Australia (OAM)" und 1991 das Bundesverdienstkreuz (BVK). Laut Fabig ist das Durchschnittsalter der Hörer „hoch: zwischen 70 und 80 Jahre“. Ein Projekt zur Etablierung eines deutschsprachigen Jugendprogramms musste mangels Quote und Beständigkeit nach zweieinhalb Jahren eingestellt werden.
2007 ergab eine Umfrage aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der DS, dass sich zwar 95 Prozent der Hörer für Neuigkeiten aus Deutschland interessieren. „Allerdings sagt ihnen deutsche Politik im Detail kaum noch etwas, es sei denn, es geht um die Rente“, erklärt Fabig. So speisen sich die vorgeschriebenen 51 Prozent Wortbeiträge in den Sendungen oft aus den gewünschten lokalen Berichten, die verbleibenden 49 Prozent hauptsächlich aus volkstümlicher Musik, von Andy Borg über Florian Silbereisen bis hin zu Roger Whittaker.
Wie die Hörer auf die Digitalisierung reagieren werden, ist noch unklar, zumal sie auf jeden Fall entsprechende Empfangsgeräte benötigen. Doch Henk de Weerd, Programm- und Produktionsleiter bei 5EBI-FM, beruhigt, der Umbau der Studios sowie die Umschulung der Moderatoren werden „einige Zeit“ in Anspruch nehmen. Obschon Studio 4 bald digital umgerüstet sei, würden die anderen drei Studios erst nach und nach erneuert. Für eine Übergangszeit von einem Jahr werde dann sowohl analog als auch digital gesendet. Zu empfangen sei dann neben 5EBI-FM auch "5EBI-DIGITAL", so der interne Arbeitstitel. Das dürfte Hörern wie Moderatoren zur Umstellung ausreichend Zeit geben.
Kooperation mit Deutscher Welle
5EBI-FM überträgt täglich auch Programme und Spots der Deutschen Welle (DW). Bei einem Gedankenaustausch zwischen der DS, vertreten durch Dieter Fabig und Sigi Brown, und der DW, repräsentiert durch Angelika Newel und Esther Blank, erwähnte Fabig den Wunsch der DS-Hörer, den Fokus der DW-Nachrichten stärker auf Meldungen aus Deutschland auszurichten, denn Weltnachrichten in englischer Sprache lieferten bereits die australischen Medien. Die DW wiederum will bei ihrer Berichterstattung die Hintergründe der Meldungen noch stärker erläutern und so ein vertieftes Verständnis der Zusammenhänge ermöglichen. Um den englischsprachigen Nachwuchs einzubinden, könnte die Hälfte des DS-Programms inzwischen sogar in Englisch ausgestrahlt werden, doch laut Fabig akzeptierten das die Stammhörer bislang nicht. Ob im Zuge der Digitalisierung mittelfristig doch einmal bilingual gesendet werde, würde die Zeit zeigen.
Förderung durch DW und CBAA
Derweil fördert die DW in Kooperation mit der "Community Broadcasting Association of Australia (CBAA)" australische Nachwuchsjournalisten über Praktika und Stipendien. So ermöglicht das "Mike Thompson/Deutsche Welle Internship" australischen Hochschulabsolventen mit Deutschkenntnissen und einer Ausbildung in Radio-, Online- und Videojournalismus ein halbjährliches Praktikum beim DW-RADIO: Ein Karrieresprungbrett, arbeiten doch manche inzwischen bei der "Australian Broadcasting Corporation (ABC)" oder beim "Special Broadcasting Service (SBS)". Im zehnten Jahr des Bestehens hat gerade der deutsche Honorarkonsul James Robert Porter Freude an den Preisträgern, denn diesmal erhielten zwei Nachwuchsjournalistinnen aus seinem Amtsbezirk das begehrte Stipendium: Hannah Wandel (23) und Jessie Wingard (28) werden ab Januar 2011 unter professioneller Anleitung von Bonn aus berichten.
"Radiothon 2010" erfolgreich
Anlass zur Freude hatte auch die DS: Der "Radiothon", eine Spendenaktion, war erfolgreich und zum Abschluss besuchten am „Tag der offenen Tür“ noch über 400 Hörer das Funkhaus. Dort tauschten sie sich auch mit den Moderatoren und Mitarbeitern der DS aus: David und Sigi Brown, Dieter Fabig, Monika Hein, Waldemar Lippki, Christa Michaelis und Ruth Scheffler. Zeitweise waren kaum genügend Stühle für alle vorhanden. Doch viele wollten ohnehin lieber das Tanzbein schwingen zur Livemusik der beliebten Adelaider Entertainer John Kampus am Vormittag, und Herbert Stauber am Nachmittag. Für den großen Hunger zwischendurch hatte Monika Hein den "Barossa Fine Foods Gourmet Barbecue" mit Thüringer Bratwürstchen, Leberkäse und Kassler vorbereitet. Und mit etwas Glück brachte die abschließende Tombola so manchem Gast sogar noch ein Präsent. ✻
Erstveröffentlichung
Print: Die Woche in Australien, 53. Jg., Nr. 44/2010, Dienstag, 2. November 2010, S. 10, Kolumne „Australien“ [211/5/2/9, zwei Fotos].
Online: ⤉ woche.com.au, Dienstag, 2. November 2010. ⭱ rdu.powweb.com/germanvoicesa, Dienstag, 2. November 2010. ⭱ m-publishing.com, Donnerstag, 4. November 2010. Stand: Neujahr, 1. Januar 2024.