Herbstfest Rosenheim 2017: Halbzeit
Schönes und Kurioses von der Wiesn

Rosenheim — Ein Auftakt nach Maß: strah­len­der Son­nen­schein, feier­li­cher Ein­zug, mo­de­be­wuß­te Tracht­ler, be­geis­ter­te Fest­be­su­cher – das 156. Ro­sen­hei­mer Herbst­fest zeigt sich bis­lang von sei­ner schöns­ten Sei­te. Ei­ni­ge ku­rio­se Er­eig­nis­se gibt es den­noch – und ein paar Tipps für Dirndl.

Rasante Fahrgeschäfte, Attraktionen für jedes Alter, bes­te Volks­fest­stim­mung, zünf­ti­ge Mu­sik, gu­tes Es­sen, süf­fi­ges Bier: Die Herbst­fest­be­su­cher kön­nen wahr­haf­tig „schee­ne Do­ge“ auf dem dies­jäh­ri­gen Ro­sen­hei­mer Herbst­fest ver­le­ben. Zeigt sich das Wet­ter nach den zu­nächst an­ge­kün­dig­ten Schauern wie­der so herr­lich wie in der ⭲ ers­ten Halb­zeit, so wird die Ei­ne-Mil­lion-Be­su­cher-Mar­ke leicht ge­knackt. Letz­te Wo­che stell­te blick be­reits ein­ge­hend das be­ein­dru­cken­de Fest- und Sport­pro­gramm vor, dies­mal geht es um ei­ni­ge ku­rio­se Er­eig­nis­se.

Erst zum Fest – dann zur Therme

Der erste Herbstfest-Tag endete für sie­ben jun­ge Heim­keh­rer im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes „feucht-fröh­lich“ in der Chiem­gau-Ther­me: Ei­ne Strei­fe der Po­li­zei­in­spek­tion Prien be­en­de­te ge­gen 4.30 Uhr den Ba­de­spaß von vier Mäd­chen und drei Bur­schen im Al­ter von 17 bis 19 Jah­ren, die al­le­samt aus der Um­ge­bung stam­men. Wie sie den Be­am­ten ge­gen­über an­ga­ben, hat­ten sie nach ei­nem aus­gie­bi­gen Herbst­fest-Auf­takt drin­gend Ab­küh­lung be­nö­tigt und wa­ren wi­der­recht­lich in das Ther­men­ge­län­de ein­ge­drun­gen. Ei­ne Nacht­schwes­ter der in un­mit­tel­ba­rer Nä­he be­find­li­chen Kli­nik be­merk­te die ver­gnüg­lich plant­schen­de Ju­gend­grup­pe und alar­mier­te die Po­li­zei. Die sie­ben er­hiel­ten ei­nen Platz­ver­weis und ei­ne An­zei­ge we­gen Haus­frie­dens­bruchs.

Sein kaum vorbildliches Verhalten in Bezug auf das Rauchverbot in den Zel­ten be­scher­te ei­nem jun­gen Bad Feiln­ba­cher be­reits am zwei­ten Herbst­fest-Tag ein Wiesn­ver­bot. Trotz mehr­fa­cher Auf­for­de­rung durch den Si­cher­heits­dienst zün­de­te sich der 22-Jäh­ri­ge im­mer wie­der ei­nen Glimm­sten­gel an und muss­te schließ­lich aus dem Zelt be­glei­tet wer­den. Doch mit dem Wiesn­ver­bot nahm es der Mann eben­so we­nig ge­nau wie mit dem Rauch­ver­bot. Kurz da­rauf war der Rau­cher wie­der auf dem Fest­ge­län­de und si­cher­te sich durch sei­ne Un­ein­sich­tig­keit ei­ne Über­nach­tung bei der Ro­sen­hei­mer Po­li­zei.

Zu vorgerückter Stunde spielte auch noch das „Wildbieseln“ ei­ne heraus­ge­ho­be­ne Rol­le: Ob­wohl im Um­feld des Herbst­fes­tes zahl­rei­che Toi­let­ten­an­la­gen be­trie­ben wer­den, ver­rich­te­te ein 50-jäh­ri­ger Münch­ner sei­ne Not­durft im Flöt­zin­ger Bier­gar­ten. Die we­ni­gen Me­ter bis zur Toi­let­te hät­ten dem Mann ei­nen Buß­geld­be­scheid über rund 100 Eu­ro er­spart. Das rich­ti­ge Au­ge hat­ten Be­am­te der Wiesn­wa­che zu­dem bei der Kon­trol­le ei­nes 61-jäh­ri­gen Ro­sen­hei­mers: Ei­ne Über­prü­fung er­gab, dass der Mann auf­grund ei­ner nicht be­zahl­ten Ver­kehrs­straf­tat mit­tels Haft­be­fehl ge­sucht wur­de.

Österreicher auf dem Herbstfest

Das Rosenheimer Herbstfest lockt vor allem am Wochenende immer mehr Be­su­cher aus Ti­rol an. Dass hier­bei der ein oder an­de­re Fest­be­su­cher über die Strän­ge schlägt, bleibt nicht aus, und ein „hei­mat­li­ches Macht­wort“ wirkt oft Wun­der. So ver­rich­ten auch in die­sem Jahr ei­ne Kol­le­gin von der Po­li­zei Kuf­stein und ein Be­am­ter aus Wörgl Dienst auf der Lo­re­to­wie­se.

Grundlage dafür ist der deutsch-ös­ter­rei­chi­sche Po­li­zei-Ko­opera­tions­ver­trag. Da­nach dür­fen die Kol­le­gen in Uni­form mit voll­stän­di­ger Aus­rüs­tung und Dienst­waf­fe zu­sam­men mit der Wiesn­wa­che ihren Dienst ver­rich­ten. Die Fest­be­su­cher zei­gen sich stets in­ter­es­siert und stel­len we­gen der fast iden­ti­schen Uni­form spä­tes­tens am net­ten Dia­lekt den Un­ter­schied fest.

Vorsicht vor Langfingern

Die Wiesnwache bittet die Festbesucher, ihre Wertgegenstände stets im Au­ge zu be­hal­ten. Klein­ga­no­ven nut­zen das dich­te Ge­drän­ge und die oft­mals feh­len­de Auf­merk­sam­keit bei sorg­los ab­ge­stell­ten Ge­gen­stän­den wie Hand­ta­schen. Die Po­li­zei emp­fiehlt, Bar­geld, Do­ku­men­te oder Mo­bil­te­le­fo­ne am Kör­per zu tra­gen und nach Mög­lich­keit die Ta­schen mit ei­nem Reiß­ver­schluss zu ver­schlie­ßen.

Die Erfahrung, bestohlen worden zu sein, musste am drit­ten Herbst­fest-Tag ein jun­ges Wiesn-Madl zu­sam­men mit ih­ren Freun­den im Auerbräu-Biergarten ma­chen. In ei­nem un­be­ob­ach­te­ten Mo­ment griff ein Lang­fin­ger in die ab­ge­stell­te Hand­ta­sche der 18-Jäh­ri­gen und ihr Smart­phone war weg. Vom Dieb fehlt bis­lang je­de Spur. Im Ge­gen­zug währ­te die Freu­de über ein ge­stoh­le­nes Fuß­ball­tri­kot des FC Bar­ce­lo­na bei zwei 14-Jäh­ri­gen nur kurz: Oh­ne die er­for­der­li­che Ab­lö­se­sum­me in ei­nem Sport­ge­schäft zu ent­rich­ten, flüch­te­ten die jun­gen Män­ner Rich­tung Lo­re­to­wie­se. Be­am­te der Wiesn­wa­che hiel­ten die Au­gen of­fen und konn­ten in­ner­halb der re­gu­lä­ren Spiel­zeit ei­nen Tri­kot­wech­sel her­bei­füh­ren. Rich­tig schwer mach­ten es die bei­den Ro­sen­hei­mer den Be­am­ten da­bei nicht: Ei­ner der Bar­ca-Fans hat­te das Tri­kot be­reits über­ge­zo­gen und leuch­te­te ge­ra­de­zu in der Men­ge. Es folg­te ei­ne An­zei­ge we­gen La­den­dieb­stahls.

Aufmerksam ist die Wiesnwache aber auch bei bereits er­teil­ten Wiesn­ver­bo­ten: Die Be­am­ten wis­sen ge­nau, wer das Fest­ge­län­de nicht mehr zu be­tre­ten hat und grif­fen des­halb zwei be­kann­te Ge­sich­ter er­neut auf. Ge­gen ei­nen 25-jäh­ri­gen Ro­sen­hei­mer und ei­nen 22-jäh­ri­gen Kol­ber­moo­rer wur­den Straf­an­zei­gen we­gen Haus­frie­dens­bruchs er­stat­tet.

Dank der Wiesnwache

Herzlich bedankt hat sich die Wiesnwache hingegen bei zwei Herbst­fest­be­su­che­rin­nen aus Raub­ling: Die zwei Dirndl wur­den vor dem Haupt­ein­gang auf ei­ne äl­te­re Da­me auf­merk­sam, die of­fen­sicht­lich an Kreis­lauf­pro­ble­men litt. Für­sorg­lich be­treu­ten sie die 79-Jäh­ri­ge bis zum Ein­tref­fen des Ret­tungs­diens­tes.

Umherstehende Festbesucher verhinderten am vier­ten Herbst­fest-Tag zu­dem ei­ne dro­hen­de Schlä­ge­rei: Nach Ver­stän­di­gung der Wiesn­wa­che be­ka­men zwei Män­ner mit bos­nisch-her­ze­go­wi­ni­scher Staats­an­ge­hö­rig­keit ih­re Ag­gres­sio­nen nicht mehr in den Griff und wur­den zur Wiesn­wa­che be­glei­tet. Dort be­lei­dig­ten die bei­den 46 und 31 Jah­re al­ten Män­ner die Be­am­ten aufs Übels­te und er­hiel­ten zu ei­ner Straf­an­zei­ge noch ein Wiesn­ver­bot. Der ge­sam­te Vor­fall wur­de mit Body­cam auf­ge­zeich­net und dient nun als Be­weis­mit­tel.

Auch ein 21-jähriger Rohrdorfer wird sich demnächst straf­recht­lich ver­ant­wor­ten müs­sen. Beim Ver­las­sen des Fest­ge­län­des be­lei­dig­te er völ­lig grund­los meh­re­re Po­li­zei­be­am­te und war nicht zu be­ruhi­gen. Schließ­lich muss­te der al­ko­ho­li­sier­te Mann in Ge­wahr­sam ge­nom­men wer­den und leis­te­te hier­bei noch Wi­der­stand. Ei­ne Po­li­zei­be­am­tin wur­de leicht ver­letzt.

Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim

Dieses Jahr führt der „Frauen- und Mäd­chen­not­ruf Ro­sen­heim e. V.“ in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Wirt­schaft­li­chen Ver­band die Ak­tion „A si­che­re Gau­di für Frauen und Mäd­chen“ durch, die von den Lo­ka­len und Bars in der In­nen­stadt rund um das Fest­ge­län­de un­ter­stützt wird. Dirndl sol­len das Herbst­fest un­be­schwert ge­nie­ßen kön­nen. Der Frauen­not­ruf gibt Tipps für den Herbst­fest­be­such.

Tipp 1 zur Vorsicht bei K.O.-Trop­fen: Be­hal­te Dein Glas im Blick. Trink nur, was Du kennst. Du fühlst Dich nicht gut? Dann sag’ das Freun­din­nen oder dem Per­so­nal. Und: Küm­me­re Dich um Freun­din­nen, de­nen es schlecht geht. Tipp 2 für den Not­fall: For­de­re an­de­re zum Hel­fen auf. Wen­de Dich an ganz kon­kre­te Per­so­nen: „Sie mit der blauen Ja­cke, bit­te hel­fen Sie mir!“ Oder ruf’ die Po­li­zei un­ter 110. Tipp 3 Im Ge­drän­ge kann man sich leicht ver­lie­ren. Ver­ein­bart des­halb ei­nen ein­deu­ti­gen Treff­punkt. Tipp 4: Trag’ Geld, Handy und Schlüs­sel im­mer am Kör­per. Tipp 5: Über­leg’ Dir vor­her ei­nen si­che­ren Heim­weg.

Der Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim bietet auch über das Herbst­fest hi­naus sei­ne Hil­fe an. Mehr In­for­ma­tion hier­zu ist on­line ab­ruf­bar un­ter www.frauennotruf-ro.de. Mehr In­for­ma­tion zum Herbst­fest ist on­line ab­ruf­bar un­ter www.herbstfest-rosenheim.de und www.wirtschaftlicher-verband.de.

Hilfe kommt umgehend

Die Wiesnwache befindet sich übrigens im Erd­ge­schoss des Glücks­ha­fens, ist täg­lich von 13 Uhr bis Mit­ter­nacht be­setzt und te­le­fo­nisch er­reich­bar un­ter 0 80 31/2 00 22 50. Je­der Fest­be­su­cher kann un­ter der Not­ruf­num­mer 110 di­rekt mit der Ein­satz­zen­tra­le im Po­li­zei­prä­si­dium in Ver­bin­dung tre­ten. Ge­ra­de bei ver­däch­ti­gen Wahr­neh­mun­gen bit­tet die Po­li­zei da­rum, dies un­ver­züg­lich und ohne Scheu zu tun. Erst­mals bie­tet das Po­li­zei­prä­si­dium Ober­bayern Süd wäh­rend der Herbst­fest­zeit auch ein „Bür­ger­te­le­fon“ an. Un­ter Ruf­num­mer 0 80 31/2 00 44 44 wer­den täg­lich in der Zeit von 10 Uhr bis Mit­ter­nacht po­li­zei­re­le­van­te Fra­gen rund um das Herbst­fest be­ant­wor­tet.

Die Feuerwehr ist im Kapuzinerweg parallel zum Auerbräu-Biergarten sta­tio­niert, täg­lich in Be­reit­schaft von 11 Uhr bis 23.30 Uhr, sonntags von 10 Uhr bis 23.30 Uhr, und te­le­fo­nisch er­reich­bar un­ter Ruf­num­mer 0 80 31/7 96 80 02. Die Sa­ni­täts­con­tai­ner der BRK-Be­reit­schaft be­fin­den sich gleich ne­ben der Pfer­de­reit­bahn na­he dem Rie­sen­rad. Die eh­ren­amt­li­chen Hel­fer sind täg­lich von 11 Uhr bis Mit­ter­nacht so­wie sonn­tags ab 10 Uhr im Ein­satz so­wie te­le­fo­nisch er­reich­bar un­ter Ruf­num­mer 0 80 31/7 96 80 01.

Fundsachen können am Haupttor im Wiesn-Fundbüro in der Ge­päck­auf­be­wah­rung ab­ge­ge­ben oder ab­ge­holt wer­den. Die Öff­nungs­zei­ten sind de­ckungs­gleich mit de­nen des Herbst­fes­tes, das Fund­bü­ro ist te­le­fo­nisch er­reich­bar un­ter Ruf­num­mer 01 76/76 43 11 11. Die Ge­gen­stän­de ver­blei­ben dort in der Re­gel ma­xi­mal ei­nen Tag und wer­den da­nach ins Fund­amt der Stadt Ro­sen­heim, Mösl­stra­ße 27, ge­bracht. Des­sen Öff­nungs­zei­ten sind mon­tags, diens­tags und frei­tags von 8 Uhr bis 12 Uhr und don­ners­tags von 14 Uhr bis 17 Uhr. Mitt­wochs ist das Fund­bü­ro ge­schlos­sen. 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 30. Jg., Nr. 35/2017, Sams­tag, 2. Sep­tem­ber 2017, S. 14–16, Ko­lum­ne „Wiesn-Halb­zeit“ [162/9/11/7; sie­ben Fo­tos].
Online: ⭱ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⭱ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, Sams­tag, 2. Sep­tem­ber 2017. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2020.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker

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