Freistaat soll Zusagen einhalten
Unterbringung von Flüchtlingen „Daueraufgabe für die Kommunen“

Rosenheim — Bund, Länder und Kommunen müs­sen sich auf mehr Flücht­lin­ge und Asyl­be­wer­ber ein­stel­len. Un­ter­brin­gung und Be­treuung wer­den zur „Dauer­auf­ga­be für die Kom­mu­nen“. Dies kon­sta­tiert die Be­zirks­vor­sit­zen­de des Baye­ri­schen Städ­te­tags im Re­gie­rungs­be­zirk Oberbayern, Ober­bür­ger­meis­te­rin Gabriele Bauer. Doch Städ­te, Land­krei­se und Ge­mein­den be­fin­den sich noch „in ei­nem dauer­haf­ten Kri­sen­ma­na­ge­ment“. Nach An­sicht des Vor­stands des Baye­ri­schen Städ­te­tags soll der Frei­staat sei­ne Zu­sa­gen ein­hal­ten und mehr Per­so­nal und Fi­nanz­mit­tel stellen.

Die Bezirksversammlung befasste sich auf ihrer Tagung in Rosenheim ein­ge­hend mit Maß­nah­men zur men­schen­wür­di­gen Un­ter­brin­gung und Be­treuung von Flücht­lin­gen und Asyl­be­wer­bern. Da­für wer­den laut Maria Els, Vi­ze­prä­si­den­tin der Re­gie­rung von Oberbayern, auch in 2015 „er­heb­li­che An­stren­gun­gen“ der kom­mu­na­len Ge­biets­kör­per­schaf­ten er­for­der­lich sein. Au­ßer­dem gel­te es, „ein Klima der Ak­zep­tanz zu schaf­fen“ und das eh­ren­amt­li­che En­ga­ge­ment zu ko­or­di­nie­ren. Ober­bür­ger­meis­te­rin Gabriele Bauer zu­fol­ge be­we­gen die Mit­glieds­städ­te des Baye­ri­schen Städ­te­tags Fra­gen der Fi­nan­zie­rung, Ver­tei­lungs­ge­rech­tig­keit, Be­treuung und Integration.

Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land. […] Ich sage wieder und wieder: Wir können das schaffen, und wir schaffen das.
Dr. Angela Merkel, MdB (CDU), Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, 15. September 2015

„Menschen mit traumatischen Kriegserlebnissen, die mit den schlim­men Fol­gen von Fol­ter, Ver­fol­gung oder Ver­ge­wal­ti­gung zu kämp­fen ha­ben, brau­chen si­che­re, war­me und tro­cke­ne Räu­me, Ver­pfle­gung und Ge­sund­heits­ver­sor­gung“, er­klärt Bauer. Die Kom­mu­nen sorg­ten im Zu­sam­men­wir­ken mit staat­li­chen Stel­len für Un­ter­künf­te und die Be­treuung der Flücht­lin­ge und Asyl­be­wer­ber. Die Hil­fe für Men­schen in Not sieht die Be­zirks­ver­samm­lung al­ler­dings als „hu­ma­ni­tä­re Ge­mein­schafts­auf­ga­be“ für Bund, Län­der und Kom­mu­nen gleichermaßen.

Abbau bürokratischer Hürden

Gefragt sei dabei weniger „perfekter bü­ro­kra­ti­scher Ab­lauf“ als viel­mehr „Im­pro­vi­sa­tion“: „Viel­fach ste­hen bü­ro­kra­ti­sche Hür­den, un­ge­klär­te Zu­stän­dig­kei­ten und Fi­nan­zie­rungs­fra­gen ei­ner prag­ma­ti­schen und mensch­li­chen Lö­sung im Weg“, ver­deut­licht Bauer und nennt Bau­recht, Ver­ga­be­recht, Aus­län­der­recht und Asyl­recht als Bei­spie­le. „Mit schnel­len und un­bü­ro­kra­ti­schen Ge­neh­mi­gun­gen, et­wa zur Nut­zung von Ka­ser­nen­ge­län­den, wä­re oft schon viel geholfen.“

Der Vorstand des Bayerischen Städtetags hält zu­nächst mehr Per­so­nal beim Bun­des­amt für Mi­gra­tion und Flücht­lin­ge für un­ab­ding­bar, um ge­ord­ne­te Asyl­ver­fah­ren durch­füh­ren zu kön­nen. Ge­braucht wür­den auch mehr Fi­nanz­mit­tel von Bund und Land, um den Men­schen in Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen und Ge­mein­schafts­un­ter­künf­ten die ers­te me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung und so­zia­le Be­treuung ge­ben zu kön­nen. Der Frei­staat müs­se dann für ein nach­hal­ti­ges und trag­fä­hi­ges Un­ter­brin­gungs­kon­zept sor­gen. Au­ßer­dem be­nö­ti­ge die „enor­me Hilfs­be­reit­schaft der Be­völ­ke­rung“ ei­ne Anleitung.

Wenn die Bundeskanzlerin gesagt hat ‚Wir schaffen das’,
darf aus diesem Satz jetzt nicht werden ‚Ihr werdet das schon hinbekommen, ohne uns.’
Prof. Dr. Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg sowie
Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, 21. März 2019 (dpa/1F289CF)

Bauer fordert ferner eine län­ger­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve für die Men­schen: „Sie brau­chen Wohn­raum, brau­chen Brü­cken in un­se­re Ge­sell­schaft, um sich bei uns in­te­grie­ren zu kön­nen.“ Dies funk­tio­nie­re über Schu­len, sprach­li­che An­ge­bo­te und den Zu­gang zu Ar­beits­plät­zen. Kin­der von Flücht­lin­gen und Asyl­be­wer­bern so­wie un­be­glei­te­te Min­der­jäh­ri­ge „brau­chen ei­nen schnel­len und un­kom­pli­zier­ten Zu­gang zum Schul­un­ter­richt“, be­tont Bauer.

Bernd Buckenhofer, Ge­schäfts­füh­rer des Baye­ri­schen Städ­te­tags, er­kennt in­des bei al­len Be­tei­lig­ten den Wil­len, die Pro­ble­me schnell in den Griff zu bekommen. 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 27. Jg., Nr. 48/2014, Sams­tag, 29. No­vem­ber 2014, S. 1f., Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ [125/3/1/6].
Online: ⤉ blick-punkt.com, Diens­tag, 25. No­vem­ber 2014; ⤉ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⤉ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⤉ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⤉ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, Sams­tag, 29. No­vem­ber 2014. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2024.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker