Zustimmung zu „TTIP in veränderter Form“
AfD-Politiker Starbatty verteidigt Freihandelsabkommen
Rosenheim — „TTIP ist elementar“, betont Joachim Starbatty. Das geplante transatlantische Freihandelsabkommen wirke „wohlfahrtsfördernd“ und die vorgesehenen Schiedsgerichte schützten Investoren mit Recht. Der renommierte Ökonom, emeritierte Professor für Volkswirtschaftslehre und EP-Abgeordnete der „Alternative für Deutschland (AfD)“ räumte aber in Rosenheim vor rund sechzig Parteigängern und Sympathisanten noch Klärungsbedarf ein.
Die südostoberbayerischen AfD-Kreisverbände hatten Prof. Dr. Joachim Starbatty eingeladen, um über aktuelle Entwicklungen in der Währungspolitik und Finanzwirtschaft zu sprechen. Bei der EU-Wahl im Mai hatte die AfD 7,1 Prozent erhalten, zog ins Europäische Parlament (EP) mit sieben Abgeordneten ein. Diese gehören inzwischen zur Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten, der drittstärksten Fraktionsgemeinschaft im EU-Parlament nach der Europäischen Volkspartei und der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten. Starbatty ist Mitglied im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für internationalen Handel.
Je weniger Ahnung man von Wirtschaft hat, desto lauter ist man wohl bei der Kritik.
Hans-Olaf Henkel, MdEP, Vizesprecher der AfD, 22. Oktober 2014
In seiner einstündigen Rede ging der als „Euro-Kläger“ bundesweit bekannte Starbatty sowohl auf die Arbeitsweise des EP ein als auch auf die Politik im Euroraum. Der 74-jährige Wirtschaftswissenschaftler hob hervor, die AfD wolle „Europa liebenswert erhalten“, doch in Brüssel sei der „Druck Richtung Zentralisierung“ groß. Das liege auch am EP, das nach mehr Gewicht strebe.
Unter Zustimmung rügte Starbatty die „Billigzinspolitik“ der Europäischen Zentralbank und griff namentlich ihren Präsidenten Mario Draghi an. Dieser verhindere Reformanstrengungen und befördere Fehlspekulationen: „Was die EZB macht, ist von großer Gefahr.“
Starbatty kritisierte zudem Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und die CDU. „Wer sagt: ‚Scheitert der Euro, dann scheitert Europa’, nimmt Deutschland in Haftung.“ Griechenland wäre zum „Zombiestaat“ geworden und die EU betriebe „Konkursverschleppung“. Um diese abzuwenden, werde umgehend ein „tragfähiges Geschäftsmodell“ benötigt, denn: „Je länger wir zuwarten, desto schlimmer wird der Crash.“
Jetzt mag sie vielleicht noch in ein oder zwei Landtage einziehen,
aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie den Weg der Piraten gehen wird.
Peter Tauber, MdB, Generalsekretär der CDU, über die AfD, 6. September 2014
In der anschließenden einstündigen Diskussion ging Starbatty auch auf die AfD selbst ein. Spekulationen der politischen Mitbewerber, die AfD werde das Schicksal der Piratenpartei erleiden und nach einer Hochphase wieder an Bedeutung verlieren, trat Starbatty energisch entgegen: „Wir sind eine bürgerliche Partei aus der Mitte der Gesellschaft, sind auf dem Weg zu einer Volkspartei, betreiben vorwärtsgewandte Politik.“ 2013 gegründet, sei die AfD noch jung, die „Euro-Problematik“ ihr Gründungsimpuls und ein Parteiprogramm verabschiedete sie in 2015 mit Bedacht. Derweil sei es „besser, kein Parteiprogramm zu haben, als eines, an das man sich nicht hält“.
Bei TTIP prüfe die AfD gegenwärtig noch, wie weit etwa der Abbau der „nichttarifären Handelshemmnisse“ gehen werde. In Kürze sollen Fragen zum Handelsabkommen auf der Website www.joachim-starbatty.de beantwortet werden. ‡