Aktion „Brennender Widerstand gegen B15 neu“
Mahnfeuer von Landshut bis Rosenheim

Kolbermoor — „Wir stehen Hand in Hand“, freut sich Vor­sit­zen­der Herbert Ernst. Mit 206 Mahn­feuern de­mon­striert letz­ten Sams­tag die „Ge­mein­schaft der Be­trof­fe­nen und Geg­ner der Auto­bahn­tras­se Regensburg – Rosenheim“ ih­ren Wi­der­stand ge­gen die ge­plan­te „B15 neu“. Die über­ge­ord­ne­te For­de­rung lau­tet, die Tras­se aus dem an­ste­hen­den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan zu strei­chen. In Kolbermoor ha­ben sich die Ini­tia­to­ren darüber hi­naus et­was Be­son­de­res ein­fal­len lassen.

Alle beteiligten Bürgerinitiativen ko­or­di­nie­ren und do­ku­men­tie­ren die Ak­tio­nen auf Face­book. Al­lein in Loholz tref­fen sich an die­sem Abend trotz ge­le­gent­li­chen Nie­sel­re­gens rund 40 Teil­neh­mer, tau­schen sich aus, gril­len, un­ter­hal­ten sich. Das ge­sel­li­ge Bei­sam­men­sein wird hier un­ter­stützt vom Ver­ein „Stop-B15-neu“, der Grü­nen Lis­te Kolbermoor und dem BUND Na­tur­schutz in Bayern, Orts­grup­pe Kolbermoor. Die „Ak­tions­grup­pe Kolbermoor“ spricht spä­ter von 100 Sym­pa­thi­san­ten al­lein zwi­schen Ellmosen und Loholz.

Die „Geschlossenheit nach außen“ ist da­bei für Herbert Ernst das Wich­tig­ste. Die „Ge­mein­schaft“ ver­sucht seit nun­mehr vier­zig Jah­ren, die 132 Ki­lo­me­ter lan­ge und 26 Me­ter brei­te Auto­bahn zu ver­hin­dern. Da­bei hat sie vie­le Wi­der­stands­for­men an­ge­wen­det: von Pro­test­ver­samm­lun­gen ent­lang der ge­sam­ten Stre­cke über De­mon­stra­tio­nen und Fa­ckel­zü­ge bis hin zu An­trä­gen an die Ge­mein­de- und Stadt­rä­te. Sie ar­gu­men­tiert im We­sent­li­chen, dass die Au­to­bahn min­des­tens zehn Hek­tar baye­ri­sches Kul­tur­land zer­stö­re, die Land­schaft zer­schnei­de und ver­sie­ge­le, Orts­um­ge­hun­gen in Landshut, Taufkirchen und Dorfen blo­ckie­re, die Ver­kehrs­be­dar­fe nicht ge­ge­ben und die Kos­ten zu hoch seien. Zahl­rei­che Ge­mein­den, Städ­te und Land­krei­se hät­ten längst da­ge­gen op­po­niert und nur München wer­de ei­ne Ent­las­tung erfahren.

Ralf Exler vom BUND Naturschutz betont deshalb, die Mahnfeuer soll­ten den ver­ant­wort­li­chen Po­li­ti­kern zei­gen, „wie vie­le Leu­te ge­gen die B15 neu sind“. Die „Wahr­neh­mung“ sol­le ge­schärft wer­den. Auch für Stadt­rä­tin Andrea Rosner (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) geht es um „Auf­merk­sam­keit, So­li­da­ri­tät und Ge­mein­sam­keit“. Die Land­krei­se dürf­ten nicht ge­gen­ein­an­der aus­ge­spielt wer­den: „Was hier pas­siert, ist das Den­ken des letz­ten Jahr­tau­sends, und nicht, was man sich un­ter ei­ner nach­hal­ti­gen, zu­kunfts­orien­tier­ten Ver­kehrs­po­li­tik vor­stellt: Wir wis­sen, dass das ohne die B15 neu geht.“ Rosner ver­deut­licht, die Bünd­nis­grü­nen en­ga­gier­ten sich in­ten­siv mit den Be­trof­fe­nen für den Land­schafts­er­halt. „Vie­le er­ken­nen den Wert, wenn es sie sel­ber be­trifft – und wir Grü­nen er­ken­nen den Wert, auch wenn es uns sel­ber noch nicht betrifft.“

Zum Mahnfeuer und Grillen in Loholz gehören außer po­li­ti­sche For­de­run­gen noch ei­ne Preis­ver­lei­hung und ei­ne Vor­stel­lung der be­son­de­ren Art. Christine Wiesner hat ei­ne Aus­schrei­bung ge­won­nen, de­ren Ziel die Na­mens­su­che für ei­nen un­be­nann­ten Platz in Kolbermoor war. Für „Platz der Spin­ne­rei­frauen“ er­hält Wiesner von der Vor­sit­zen­den der Grünen Lis­te Kolbermoor, Else Huber, ei­ne Sai­son­kar­te für das Schwimm­bad Kolbermoor. Und nach Ein­bruch der Dun­kel­heit be­geis­tert Hanna Specht die Teil­neh­mer mit ei­ner ar­tis­ti­schen Dar­bie­tung von Fi­gu­ren aus Feuer, dem Feuer­poi: ei­ne Kunst­form, die ur­sprüng­lich von den Maori aus Neuseeland stammt. 


Erstveröffentlichung

Online: ⤉ blick-punkt.com, Mon­tag, 12. Mai 2014; ⭱ m-publishing.com, Sams­tag, 17. Mai 2014. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2024.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker