Millionen für Rosenheims Daseinsvorsorge
Bugl: „Förderung, die sich sehen lassen kann“

Rosenheim — Die kreisfreie Stadt Rosenheim ist ein starker Wirt­schafts­stand­ort: Dies be­le­gen so­wohl ak­tu­el­le sta­tis­ti­sche Ana­ly­sen wie der Jah­res­wirt­schafts­be­richt 2016/2017 der Wirt­schafts­agen­tur der Stadt Rosenheim als auch Stand­ort­um­fra­gen wie die der IHK für München und Oberbayern. Ne­ben der Ein­schät­zung der Leis­tungs­fä­hig­keit und der Ent­wick­lungs­per­spek­ti­ven des Wirt­schafts­stand­orts Rosenheim sind auch die Leis­tun­gen der Stadt für di­ver­se Ein­rich­tun­gen im kul­tu­rel­len, sport­li­chen, so­zia­len und er­zie­he­ri­schen Be­reich be­deut­sam. Ein Blick in den Haus­halts­plan für 2017 zeigt, wie stark die kom­mu­na­len Ein­rich­tun­gen sub­ven­tio­niert und da­durch die Bür­ger ent­las­tet wer­den.

Rosenheims wirtschaftliche Stärken liegen für Wirt­schafts­de­zer­nent Thomas Bugl auf der Hand: eine wach­sen­de Be­völ­ke­rung, leis­tungs­fä­hi­ge und wett­be­werbs­star­ke mit­tel­stän­di­sche Fa­mi­lien­un­ter­neh­men, ein ro­bus­ter re­gio­na­ler Ar­beits­markt, ho­he Grün­der- und Di­gi­ta­li­sie­rungs­dy­na­mik, ein wirt­schafts­star­kes Um­land, über­durch­schnitt­li­che Kauf­kraft, gu­te über­re­gio­na­le Ver­kehrs­an­bin­dun­gen so­wie ein at­trak­ti­ver Ein­zel­han­del und ein deut­lich an­stei­gen­der Stadt­tourismus.

Mit Rosenheims Schwächen hält Bugl aber nicht hin­term Berg: ein im Ver­hält­nis viel zu klei­nes Stadt­ge­biet, ei­ne da­raus re­sul­tie­ren­de ge­rin­ge Flä­chen­ver­füg­bar­keit im wohn­wirt­schaft­li­chen und im ge­werb­li­chen Be­reich so­wie für die Ver­kehrs­in­fra­struk­tur, ho­he Grund­stücks­kos­ten und stei­gen­de Miet­prei­se, ho­he Le­bens­hal­tungs­kos­ten und ei­ne zu­neh­men­de Ge­fähr­dung der ho­hen Zen­tra­li­tät im Ein­zel­han­del.

Seriöse Haushaltspolitik bedeutet, gemeinsam das Auf­ga­ben­spek­trum der Stadt
wei­ter­hin auf Pflicht und Kür zu durch­fors­ten. Das heißt Auf­ga­ben­ab­bau und kri­ti­sche Über­prü­fung un­se­rer Stan­dards, wo dies sinn­voll und ge­bo­ten ist.
Dies gilt für den Er­geb­nis­haus­halt ge­nau­so wie für die in­ves­ti­ven Auf­ga­ben der Stadt.
Mit die­ser seriö­sen Haus­halts­po­li­tik sind wir seit Jah­ren er­folg­reich.
Gabriele Bauer (CSU), Ober­bür­ger­meis­te­rin der Stadt Ro­sen­heim, 19. De­zem­ber 2019

In Abwägung der Stärken und Schwächen kommt Bugl zum Schluss, Ro­sen­heim sei ins­ge­samt ein star­ker Wirt­schafts­stand­ort. Die Stadt ran­gie­re zu Recht in gro­ßen bun­des­wei­ten Ran­kings im ers­ten Vier­tel al­ler deut­schen Städ­te und Land­krei­se. Da­rüber hi­naus er­mög­li­chen Steuern der Stadt, Leis­tun­gen der Da­seins­vor­sor­ge zu so­zial­ver­träg­li­chen Ent­gel­ten an­zu­bie­ten. Hier sub­ven­tio­niert die Stadt ein brei­tes Spek­trum an kom­mu­na­len Ein­rich­tun­gen. Schon ein all­ge­mei­ner Blick ver­an­schau­licht die fi­nan­ziel­le Di­men­sion der städ­ti­schen Leis­tun­gen – für Stadt­bib­lio­thek, Volks­hoch­schu­le, Städ­ti­sche Ga­le­rie, Städ­ti­sches Museum, Stadtarchiv, Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen und Schulen.

Rosenheim: städtische Subventionen

Die Kosten der Stadtbibliothek werden durch die Jah­res­ge­büh­ren nur zu rund 16 Pro­zent ge­deckt. Ins­ge­samt schießt die Stadt hier etwa 1,4 Mil­lio­nen Eu­ro zu. Das Ver­an­stal­tungs­pro­gramm wird zu 80 Pro­zent über Spon­so­ren­gel­der und den För­der­ver­ein mit ei­ner Ge­samt­sum­me von zir­ka 15.800 Eu­ro fi­nan­ziert. Für die Volks­hoch­schu­le be­lau­fen sich die Ge­samt­auf­wen­dun­gen auf 1,4 Mil­lio­nen Eu­ro. Da­von wer­den 42,8 Pro­zent durch Kurs­ge­büh­ren ge­deckt. Die Stadt un­ter­stützt die VHS im Haus­halts­plan für 2017 mit 613.000 Eu­ro im Jahr.

Bei der Städtischen Galerie kön­nen durch Ein­nah­men aus Ein­trit­ten und Ver­käu­fen aus dem Shop gut ein Fünf­tel (20,2 Pro­zent) der jähr­li­chen Auf­wen­dun­gen ge­deckt wer­den. Sie wird über den städ­ti­schen Haus­halt mit rund 407.000 Eu­ro be­zu­schusst. Das Städ­ti­sche Mu­seum kann durch ein Ein­tritts­geld von 4 Eu­ro pro Er­wach­se­nen und Ver­käu­fe aus dem Mu­seums­shop nur knapp fünf Pro­zent der an­fal­len­den Kos­ten de­cken. Der Zu­schuss­be­darf be­läuft sich folg­lich auf 387.000 Eu­ro. Das Stadt­ar­chiv wie­de­rum ist im städ­ti­schen Haus­halt 2017 mit Auf­wen­dun­gen von rund 428.000 Eu­ro er­fasst. Die Ein­nah­men für die­ses Jahr sind im Haus­halts­plan mit zir­ka 6.000 Eu­ro veranschlagt.

Wir stärken unsere Stadt, damit sie im Dreieck der Bal­lungs­räu­me München, Salzburg und Innsbruck ei­gen­stän­dig be­ste­hen kann. Es darf aber auch kei­nen Zwei­fel ge­ben:
Wir müs­sen sehr sorg­fäl­tig da­rauf ach­ten, dass der Rah­men des fi­nan­ziell Mög­li­chen nicht ge­sprengt wird. Wir müs­sen be­wusst ent­schei­den, in wel­cher Ab­fol­ge
wir uns wel­che Maß­nah­men leis­ten kön­nen und wollen.
Gabriele Bauer (CSU), Ober­bür­ger­meis­te­rin der Stadt Rosenheim, 21. De­zem­ber 2017

Die Stadt Rosenheim leistet zudem Zuschüsse für die vier Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen in städ­ti­scher Trä­ger­schaft und für 34 Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen in freier Trä­ger­schaft. Ers­te­re kos­ten die Stadt jähr­lich et­wa 2,1 Mil­lio­nen Eu­ro, Bund und Land tra­gen zu­sätz­lich ei­nen An­teil von rund 1,2 Mil­lio­nen Eu­ro. Der Sub­ven­tions­grad be­trägt rund 52,5 Pro­zent. Für die Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen in freier Trä­ger­schaft zahlt die Stadt et­wa 7,5 Mil­lio­nen Eu­ro. Er­gän­zen­de Zu­schüs­se von Bund und Land be­lau­fen sich auf 6,9 Mil­lio­nen Euro.

Rosenheim ist mit über 30 Schulen und ins­ge­samt über 28.000 Schü­le­rin­nen und Schü­lern ei­ne Schul­stadt mit re­gio­na­ler und über­re­gio­na­ler Be­deu­tung. Die Stadt trägt die Kos­ten für 15 Schu­len in Hö­he von rund 14,4 Mil­lio­nen Eu­ro. Fünf wei­ter­füh­ren­de Schu­len stel­len ih­re Un­ter­richts­stät­ten auch Schü­lern aus den an­gren­zen­den Land­krei­sen zur Ver­fü­gung. Da­von ver­ur­sa­chen die vier staat­li­chen Schu­len (drei Gym­na­sien und ei­ne Real­schu­le) Kos­ten von rund 4,5 Mil­lio­nen Eu­ro. Ei­ne Be­son­der­heit auch in fi­nan­ziel­ler Hin­sicht ist die städ­ti­sche Real­schu­le für Mäd­chen, für die die Stadt auch das Per­so­nal stellt: Ge­samt­kos­ten von über 4 Mil­lio­nen Eu­ro las­sen die Kos­ten pro Schü­lerin auf 6.260 Eu­ro stei­gen. Die Sub­ven­tions­quo­te der Stadt je Land­kreis­schü­le­rin liegt da­mit bei 77,6 Pro­zent.

Das Ausstellungszentrum Lokschuppen deckt sei­ne Kos­ten zu 82,2 Pro­zent – ein Spit­zen­wert bei kul­tu­rel­len Ein­rich­tun­gen. Un­term Strich wird die Stadt heuer voraus­sicht­lich rund 620.000 Eu­ro zu­schie­ßen. Dies ent­spricht ei­nem Be­trag von 3,10 Eu­ro pro Ein­tritts­kar­te. Bei ei­ner Kos­ten­de­ckung von 45,5 Pro­zent für das Kul­tur- und Kon­gress Zen­trum (KU’KO) be­läuft sich der Zu­schuss­be­trag pro Ein­tritts­kar­te auf 16,30 Eu­ro. Bei ins­ge­samt prog­nos­ti­zier­ten 125.000 Be­su­chern 2017 er­gibt sich ein Ge­samt­be­trag von zwei Mil­lio­nen Eu­ro, den die Stadt aus ih­ren Haus­halts­mit­teln übernimmt.

Die verfügbaren Haushaltsmittel werden in ei­ner re­prä­sen­ta­ti­ven De­mo­kra­tie
im­mer knap­per sein als die vor­han­de­nen Wün­sche.
Gabriele Bauer (CSU), Ober­bür­ger­meis­te­rin der Stadt Ro­sen­heim, 22. De­zem­ber 2016

Schließlich bieten die Stadtwerke Rosenheim den Bür­gern preis­wer­ten Ba­de­spaß im Frei- und Hal­len­bad. Der Ein­tritts­preis für ei­ne Er­wach­se­nen­ein­zel­kar­te be­trägt der­zeit 3,30 Eu­ro. Die tat­säch­li­chen Kos­ten pro Ba­de­gast lie­gen je­doch bei 10,85 Eu­ro im Frei­bad und bei 8,19 Eu­ro im Hal­len­bad. Das ent­spricht ei­ner Ver­bil­li­gung von 70 Pro­zent im Frei­bad und 60 Pro­zent im Hallenbad.

Angesichts dieses Volumens städtischer Subventionen spricht Wirt­schafts­de­zer­nent Bugl denn auch von ei­ner „För­de­rung, die sich se­hen las­sen kann“. 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 30. Jg., Nr. 28/2017, Sams­tag, 15. Ju­li 2017, S. 1/10, Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ [216/5/–/7].
Online: ⭱ blick-punkt.com, Frei­tag, 14. Ju­li 2017; ⭱ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⭱ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, Sams­tag, 15. Ju­li 2017. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2021.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker