Corona-Krise: Konjunkturpaket gegen die Folgen des Lockdowns
Scholz: „Mit Wumms aus der Krise“

Berlin — „Wir wollen mit Wumms aus der Krise kommen“, be­tont Vi­ze­kanz­ler und Fi­nanz­mi­nis­ter Olaf Scholz (SPD). „Grund­stein“ da­für ist laut Bun­des­kanz­le­rin Dr. Angela Merkel (CDU) das 130 Mil­liar­den Eu­ro schwe­re Kon­junk­tur- und Wachs­tums­pa­ket der schwarz-ro­ten Bun­des­re­gie­rung. Die his­to­risch gro­ße Staats­aus­ga­be be­zweckt, aus dem schwers­ten Wirt­schafts­ein­bruch der Ge­schich­te der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land heraus­zu­kom­men, in­dem der vom Lockdown aus­ge­brems­ten Wirt­schaft wie­der auf die Bei­ne ge­hol­fen und der Kon­sum der Bür­ger an­ge­regt wird. Kern­maß­nah­men der Gro­ßen Koa­li­tion in der Corona-Krise: vorüber­ge­hen­de Ab­sen­kung der Mehr­wert­steuer, Ent­las­tun­gen für Fa­mi­lien, Fi­nanz­sprit­zen für Kom­mu­nen zur Kom­pen­sa­tion der Aus­fäl­le bei den Ge­wer­be­steuer­ein­nah­men, „Über­brü­ckungs­hil­fen“ für Mit­tel­ständ­ler und So­lo­selbst­stän­di­ge so­wie hö­he­re Kauf­prä­mien für kli­ma- und um­welt­freund­li­che Elek­tro­fahr­zeu­ge. Die Ar­beits­ge­mein­schaft Mit­tel­stand, in der un­ter an­de­rem der Deut­sche In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer­tag e. V. (DIHK), der Deut­sche Ho­tel- und Gast­stät­ten­ver­band e. V. (DEHOGA Bun­des­ver­band), der Han­dels­ver­band Deutsch­land – HDE e. V. und der Zen­tral­ver­band des Deut­schen Hand­werks e. V. (ZDH) or­ga­ni­siert sind, be­wer­tet das Kon­junk­tur­pa­ket als „wert­vol­les Sig­nal zur rich­ti­gen Zeit, um die Fol­gen der Corona-Krise wei­ter ab­zu­fe­dern und auch ein gu­tes Stück aus ihr heraus­zu­füh­ren“. Doch es gibt auch kri­ti­sche Stimmen.

Wegweiser

Volkswirtschaftliche Konsequenzen des Lockdowns

COVID-19 ⭲ bleibt vi­ru­lent: An­ga­ben des Ro­bert Koch-In­sti­tuts (RKI) zu­fol­ge ha­ben sich seit Be­ginn der Corona-Krise 184.543 Men­schen in Deutsch­land nach­weis­lich mit SARS-CoV-2 an­ge­steckt (Stand: 9. Ju­ni). Wäh­rend 8.711 mit dem Coronavirus in­fi­zier­te Men­schen star­ben, ha­ben rund 170.200 Men­schen die In­fek­tion über­stan­den. Die Re­pro­duk­tions­zahl, kurz: R-Wert, liegt der­zeit knapp über der kri­ti­schen Mar­ke von 1,0 – näm­lich bei 1,11.

Es wird immer Gruppen geben, die man nicht erreicht.
Wichtig ist, dass die Mehrheit sich an die Regeln hält.
Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, 10. Ju­ni 2020 (dpa/6615CB)

Die ⭲ volks­wirt­schaft­li­chen Kon­se­quen­zen des Lockdowns ver­an­schau­li­chen drei Bei­spie­le. Fokus Bun­des­re­pu­blik. Die Zahl der Ar­beits­lo­sen ist im Mai im Ver­gleich zum April um 169.000 auf 2,813 Mil­lio­nen Men­schen ge­stie­gen. Die Ar­beits­lo­sen­quo­te ging um 0,3 Punk­te auf 6,1 Pro­zent nach oben, mel­det die Bun­des­agen­tur für Ar­beit (BA). Im Ver­gleich zum Mai 2019 nahm die Ar­beits­lo­sig­keit so­gar um 577.000 Per­so­nen zu. Die In­dus­trie rech­net für die­ses Jahr mit ei­ner schwe­ren Re­zes­sion. „Die Wirt­schafts­leis­tung dürf­te um real 6,5 Pro­zent sin­ken. Die Er­ho­lung wird sich bis weit ins Jahr 2022 er­stre­cken“, prog­nos­ti­ziert der Haupt­ge­schäfts­füh­rer vom Bun­des­ver­band der Deut­schen In­dus­trie e. V. (BDI), Dr. Joachim Lang.

Fokus Bayern. Nach Feststellung des Bayerischen Landesamts für Statistik (LfStat) muss­te das ver­ar­bei­ten­de Ge­wer­be im April ge­gen­über dem Vor­jah­res­mo­nat ein Um­satz­mi­nus von 34,7 Pro­zent auf rund 20 Mil­liar­den Eu­ro ver­zeich­nen. Die Aus­lands­um­sät­ze nah­men um 42,9 Pro­zent auf 9,8 Mil­liar­den Eu­ro ab, die Ex­port­quo­te be­trug 49 Pro­zent. Die Um­sät­ze mit den Län­dern der Eu­ro­zo­ne san­ken um 49,5 Pro­zent, ihr An­teil am Ge­samt­um­satz be­lief sich auf 15,5 Pro­zent. Die Pandemie zwingt auch den Tou­ris­mus in die Knie: Laut LfStat hat­ten im April le­dig­lich 6.438 Be­her­ber­gungs­be­trie­be ge­öff­net. Ge­gen­über dem Vor­jah­res­mo­nat bra­chen die Gäs­te­zah­len um 94,5 Pro­zent auf rund 173.000 Gäs­te­an­künf­te ein, die Zahl der Über­nach­tun­gen sank dras­tisch um 89,8 Pro­zent auf rund 800.000.

Die negativen Folgen für den Arbeitsmarkt werden zwangs­läu­fig
bis weit in das Jahr 2021 hinein spür­bar blei­ben.
Wolfram Hatz, Prä­si­dent der „vbw – Ver­ei­ni­gung der Baye­ri­schen Wirt­schaft e. V.“, 9. Ju­ni 2020 (dpa/65D496)

Fokus Südostoberbayern. Die Stim­mung bei den hei­mi­schen Un­ter­neh­men hat sich dras­tisch ver­schlech­tert. Das zeigt die ak­tu­el­le Kon­junk­tur­um­fra­ge der In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer für Mün­chen und Ober­bayern. Der IHK-Kon­junk­tur­in­dex für die Land­krei­se Altötting, Mühldorf a.Inn, Traunstein, Berchtesgadener Land so­wie Stadt und Land­kreis Rosenheim fiel von 114 Punk­ten auf 86 Punk­te – Be­leg für ei­nen mas­si­ven Wirt­schafts­ein­bruch, be­fin­det die Vor­sit­zen­de des IHK-Re­gio­nal­fo­rums Süd­ost­ober­bayern, Irene Wagner. „Der Weg zu­rück wird uns viel Kraft und Zeit kos­ten.“ Das Kon­junk­tur- und Wachs­tums­pa­ket der Gro­ßen Koa­li­tion set­ze je­doch „wich­ti­ge Im­pul­se“, meint Wagner. Für die Re­gion sei zu­dem wich­tig, dass sich zeit­nah der Grenz­ver­kehr normalisiere.

Kurzfassung des Konjunkturpakets

Das größte Konjunkturpaket der Nachkriegszeit in Höhe von 130 Mil­liar­den Eu­ro für die Jah­re 2020 und 2021 soll den Weg aus der Wirt­schafts­kri­se wei­sen und die Bin­nen­nach­fra­ge stei­gern. Die Eck­punk­te kurz ge­fasst:

  • Senkung des Mehrwertsteuersatzes von 19 Pro­zent auf 16 Pro­zent und des er­mä­ßig­ten Sat­zes von 7 Pro­zent auf 5 Pro­zent im zwei­ten Halb­jahr 2020.
  • Einmaliger Bonus von 300 Eu­ro für Fa­mi­lien pro Kind. Der Be­trag ist zu ver­steuern und wird nicht auf die Grund­si­che­rung an­ge­rech­net.
  • Deckelung der So­zial­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge bei ma­xi­mal 40 Pro­zent bis 2021.
  • För­de­rung des Kaufs kli­ma­freund­li­cher Last­wa­gen, Flug­zeu­ge und Schif­fe.
  • Verdoppelung der Kauf­prä­mie für kli­ma- und um­welt­freund­li­che Elek­tro­fahr­zeu­ge.
  • Ausgleich der aus­fal­len­den Steuer­ein­nah­men für Kom­mu­nen.
  • Über­brü­ckungs­hil­fen für Mit­tel­ständ­ler und So­lo­selbst­stän­di­ge.
  • Entlastung von Un­ter­neh­men und Bür­gern bei Ener­gie­prei­sen.
  • Steuerliche Entlastungen für in Schief­la­ge ge­ra­te­ne Un­ter­neh­men.
  • Investitionen in die Infrastruktur.
  • Finanzspritzen für For­schung und Mo­der­ni­sie­rung bei Di­gi­ta­li­sie­rung, Kom­mu­ni­ka­tion, High­tech, Klima- und Ener­gie­wen­de.
  • Eigenproduktion wich­ti­ger Me­di­zin­ar­ti­kel, Auf­bau ei­ner na­tio­na­len Not­fall­re­ser­ve für künf­ti­ge Pandemien.
  • Investitionen in Kran­ken­häu­ser.
  • Prämien für Aus­bil­dungs­plät­ze.
  • Steuererhöhungen für Au­tos mit ho­hen Ab­gas­wer­ten.
  • Insolvenzverfahrensverkürzung auf drei Jahre.
  • Hilfsprogramm für Kunst und Kul­tur.
  • Investitionsprogramm für den Ausbau von Kin­der­gär­ten, Kitas, Krippen und Ganztagsschulen.

Andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) kurbeln ih­re Volks­wirt­schaf­ten mit ähn­li­chen Kon­junk­tur­pa­ke­ten an. Frank­reich mo­bi­li­siert laut Wirt­schafts- und Fi­nanz­mi­nis­ter Bruno Le Maire rund 450 Mil­liar­den Eu­ro, um sei­ne Wirt­schaft zu ret­ten. Spa­nien in­ves­tiert ins­ge­samt 200 Mil­liar­den Eu­ro: Mi­nis­ter­prä­si­dent Pedro Sánchez spricht vom größ­ten Maß­nah­men­pa­ket in der Ge­schich­te der spa­ni­schen De­mo­kra­tie. Ita­lien hat seit März zwei gro­ße Hilfs­pa­ke­te in Höhe von 25 und 55 Mil­liar­den Eu­ro be­schlos­sen. Und die Prä­si­den­tin der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­sion, Ursula von der Leyen, hat ein durch Schul­den fi­nan­zier­tes Pro­gramm zur wirt­schaft­li­chen Er­ho­lung im Um­fang von 750 Mil­liar­den Euro vorgeschlagen.

(Eigen-)Lob …

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) sieht die Maß­nah­men der Gro­ßen Koa­li­tion als ei­ne Mi­schung aus klas­si­schem „Kon­junk­tur­pa­ket“ und län­ger­fris­tig an­ge­leg­tem „Zu­kunfts­pa­ket“: Das Kon­junk­tur­pa­ket ent­fal­te sei­ne Wir­kung in den Jah­ren 2020 und 2021, das Zu­kunfts­pa­ket in Hö­he von 50 Mil­liar­den Eu­ro tra­ge Kli­ma­wan­del und Di­gi­ta­li­sie­rung Rech­nung. Da­her spricht Peter Altmaier (CDU), Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Ener­gie, von ei­nem „Kraft­pa­ket“. Bayerns Mi­nis­ter­prä­si­dent Dr. Markus Söder (CSU) hält die Mil­liar­den­hil­fen we­gen der Rück­la­gen des Bun­des für ver­tret­bar: Vie­le Maß­nah­men seien be­fris­tet, die Mehr­wert­steuer­sen­kung die „größ­te Steuer­sen­kung der letz­ten Jahre“.

Wir sind verliebt ins Gelingen.
Peter Altmaier, MdB (CDU), Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Ener­gie im Ka­bi­nett Merkel IV, 12. Ju­ni 2020 (dpa/668561)

Der CSU-Politiker Manfred Weber, Frak­tions­vor­sit­zen­der der Eu­ro­päi­schen Volks­par­tei (EVP) im EU-Par­la­ment (EP), fasst das Pa­ket über­dies als wich­ti­ges Zei­chen für die Eu­ro­päi­sche Union auf: „Deutsch­land als größ­te Volks­wirt­schaft in der EU gibt mit die­sem Kon­junk­tur­pa­ket ein Sig­nal des Auf­bruchs in die EU.“ Die wirt­schaft­li­che Er­ho­lung der EU sei im deut­schen In­ter­es­se: „Deutsch­land braucht für den wirt­schaft­li­chen Auf­trieb auch die Nach­fra­ge aus den Nach­bar­län­dern“, er­klärt Weber. Paolo Gentiloni, EU-Kom­mis­sar für Wirt­schaft und Wäh­rung und Kom­mis­sar für Steuern und Zoll­union in der Kom­mis­sion von der Leyen, meint, das Pa­ket zeu­ge von po­li­ti­schem Mut: „Die eu­ro­päi­sche Wirt­schaft wird sich nicht er­ho­len, oh­ne dass die deut­sche wie­der deut­lich wächst, und um­ge­kehrt. Des­halb wird die­ses Pa­ket ganz Eu­ro­pa hel­fen – so wie das eu­ro­päi­sche Kon­junk­tur­pa­ket auch Deutsch­land hel­fen wird.“

Aus der Wirtschaft kommen überwiegend po­si­ti­ve Sig­na­le. So kann das Pa­ket bei­spiels­wei­se laut „Bitkom – Bun­des­ver­band In­for­ma­tions­wirt­schaft, Te­le­kom­mu­ni­ka­tion und neue Me­dien e. V.“ die di­gi­ta­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit stei­gern: „Die Bun­des­re­gie­rung hat die Zei­chen der Zeit er­kannt, ver­zich­tet auf ein Stroh­feuer und in­ves­tiert in das di­gi­ta­le Deutsch­land“, meint Bitkom-Prä­si­dent Achim Berg. Ähn­lich die BMW Group: „Die be­schlos­se­nen Maß­nah­men sind ein wert­vol­ler Trans­for­ma­tions­be­schleu­ni­ger, um noch mehr Kun­den für nach­hal­ti­ge Mo­bi­li­tät zu be­geis­tern“, meint Oliver Zipse, Vor­stands­vor­sit­zen­der der BMW AG. „Wir be­grü­ßen das Kon­junk­tur­pa­ket und die ge­samt­wirt­schaft­li­che Wir­kung für das Land.“

… und Tadel

Aus Sicht der Opposition ist das Konjunkturpaket allerdings un­zu­rei­chend. AfD-Bun­des­vor­sit­zen­der Prof. Dr. Jörg Meuthen be­wer­tet zwar Ein­zel­maß­nah­men po­si­tiv – et­wa die För­de­rung der Di­gi­ta­li­sie­rung, die Un­ter­stüt­zung der Kom­mu­nen so­wie die Hil­fen für klei­ne und mitt­le­re Un­ter­neh­men –, un­term Strich sei das Pa­ket aber „we­nig ziel­ge­rich­tet und so­mit wir­kungs­los“. Die stell­ver­tre­ten­de AfD-Bun­des­spre­che­rin Beatrix von Storch er­gänzt, die Rück­nah­me der Mehr­wert­steuer­er­hö­hung von 2007 ge­he grund­sätz­lich in die rich­ti­ge Rich­tung. „Das muss aber dauer­haft er­fol­gen und nicht nur für sechs Mo­na­te – sonst bleibt es bei ei­nem Stroh­feuer.“ Der stell­ver­tre­ten­de AfD-Bun­des­spre­cher Stephan Brandner re­sü­miert: „Ins­ge­samt sind die an­ge­kün­dig­ten Maß­nah­men un­am­bi­tio­niert, un­aus­ge­go­ren und lang­wei­lig. Vie­le Mil­liar­den, die nach­fol­gen­de Ge­ne­ra­tio­nen ab­stot­tern müs­sen, wer­den sinn- und plan­los verschleudert.“

Man kann ja an allem rumnörgeln.
Man kann auf der Welt zu denen zählen, die in der Ecke sitzen und sagen,
es wird definitiv alles schlecht ausgehen. Aber ehrlicherweise kann man kein Land regieren, wenn man so eine Haltung hat.
Olaf Scholz (SPD), Vi­ze­kanz­ler und Fi­nanz­mi­nis­ter im Ka­bi­nett Merkel IV, 12. Ju­ni 2020 (dpa/6677C0)

Für Bündnis 90/DIE GRÜNEN ist das Paket hin­ge­gen „bes­ser als be­fürch­tet, auch dank des gro­ßen Drucks der Grü­nen und der Kli­ma­be­we­gung“. Der „jah­re­lan­ge Spar­kurs der GroKo zu­las­ten öf­fent­li­cher In­ves­ti­tio­nen“ sei zu­min­dest vor­erst über­wun­den. Die FDP hält wie­de­rum Zeit­punkt und Um­fang des Kon­junk­tur­pa­kets für an­ge­mes­sen. Für den Par­tei- und Frak­tions­vor­sit­zen­den Christian Lindner bleibt das Pa­ket aber hin­ter sei­nen Er­war­tun­gen zu­rück: „Für den Bin­nen­kon­sum fehlt die Zu­ver­sicht, für pri­va­te In­ves­ti­tio­nen und den Neu­auf­bau von Rück­la­gen fehlt der fi­nan­ziel­le Frei­raum.“ Er­for­der­lich sei ei­ne „in der Brei­te wirk­sa­me Steuer­re­form“ – „von der voll­stän­di­gen Ab­schaf­fung des So­li­da­ri­täts­zu­schlags, über die Re­du­zie­rung des Mit­tel­stands­bauchs und der Kal­ten Pro­gres­sion bis hin zu Än­de­run­gen bei der Kör­per­schaft­steuer und den Ab­schrei­bungs­be­din­gun­gen“. Da­ge­gen be­wer­tet Bernd Riexinger, Vor­sit­zen­der der Par­tei DIE LINKE, das Pa­ket als „ver­ta­ne Chan­ce“, denn die so­zia­le Ab­si­che­rung der Men­schen, die nö­ti­gen In­ves­ti­tio­nen und ei­ne zu­kunfts­ge­wand­te so­zia­le oder öko­lo­gi­sche Idee fehlten.

Hubert Aiwanger, Bundesvorsitzender der Freien Wähler, be­an­stan­det schließ­lich feh­len­de Schrit­te zur Stär­kung der in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit deut­scher Un­ter­neh­men: „Der stra­te­gi­sche Be­freiungs­schlag für den In­dus­trie­stand­ort Deutsch­land ist aus­ge­blie­ben. Ge­samt­be­wer­tung: der Pa­tient Deutsch­land wur­de weich ge­bet­tet, die ret­ten­de Ope­ra­tion wur­de versäumt.“

Lob und Tadel kommen auch von Umwelt- und Sozialverbänden. Wäh­rend Sascha Müller-Kraenner, Bun­des­ge­schäfts­füh­rer vom „Deut­sche Um­welt­hil­fe e. V. (DUH)“, die Ei­ni­gung auf ei­ne na­tio­na­le Was­ser­stoff­stra­te­gie be­grüßt, kri­ti­siert die stell­ver­tre­ten­de DUH-Bun­des­ge­schäfts­füh­re­rin, Barbara Metz, die Chan­ce wä­re ver­tan, im Ge­bäu­de­be­reich ei­ne Sa­nie­rungs­wel­le an­zu­sto­ßen. Adolf Bauer, Prä­si­dent vom So­zial­ver­band Deutsch­land e. V. (SoVD), freut zwar die ver­läss­li­che Re­ge­lung von Kurz­ar­bei­ter­geld, der Kin­der­bo­nus von 300 Eu­ro pro Kind, der Ki­ta- und Schul­aus­bau, die Son­der­in­ves­ti­tio­nen in ÖPNV, die Ent­las­tung von Al­lein­er­zie­hen­den und der Ab­bau bü­ro­kra­ti­scher Hür­den. Da­rüber hinaus wä­re je­doch ein „In­ves­ti­tions­pro­gramm Bar­riere­frei­heit“ drin­gend ge­bo­ten gewesen.

Ein paar Cent pro Monat werden weder einen Kon­junk­tur­im­puls aus­lö­sen
noch Zuversicht und Sicherheit steigern.
Klaus Müller (Bündnis 90/DIE GRÜNEN),
Vor­stand „Ver­brau­cher­zen­tra­le Bun­des­ver­band e. V. (vzbv)“, 12. Ju­ni 2020

Mitentscheidend dürfte letztlich das Konsumverhalten der Bür­ger sein. So ist bei­spiels­wei­se der Baye­ri­sche Ein­zel­han­del nach den Wor­ten von Bernd Ohlmann, Ge­schäfts­füh­rer vom „Han­dels­ver­band Bayern (HBE) e. V.“, „Licht­jah­re vom Nor­mal­mo­dus ent­fernt“. Aus­ser­dem warnt der „Bund der Steuer­zah­ler e. V. (BdSt)“ vor stei­gen­der Staats­ver­schul­dung als Fol­ge des Kon­junk­tur­pa­kets: „Die heu­ti­gen Hil­fen sind mor­gen und über­mor­gen schwe­re Las­ten für die öf­fent­li­chen Haus­hal­te“, mahnt BdSt-Präsident Reiner Holznagel. Ver­feh­len die Maß­nah­men ih­ren Zweck, könn­ten al­so die nach­fol­gen­den Ge­ne­ra­tio­nen vor ei­nem gi­gan­ti­schen Schul­den­berg und der Aus­sicht auf mi­ni­ma­le Renten stehen. 


Erstveröffentlichung

Print: Ro­sen­hei­mer blick, Inn­ta­ler blick, Mang­fall­ta­ler blick, Was­ser­bur­ger blick, 33. Jg., Nr. 24/2020, Sams­tag, 13. Ju­ni 2020, S. 1f., Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ (Kurz­fas­sung) [187/3/1/10]; Inn-Salz­ach blick, 12. Jg., Nr. 24/2020, Sams­tag, 13. Ju­ni 2020, S. 1f., Ko­lum­ne „Leit­ar­ti­kel“ (Kurz­fas­sung) [187/3/1/10].
Online: ⭱ blick-punkt.com (Kurz­fas­sung), Diens­tag, 9. Ju­ni 2020; ⭱ E-Paper Ro­sen­hei­mer blick, ⭱ E-Paper Inn­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Mang­fall­ta­ler blick, ⭱ E-Paper Was­ser­bur­ger blick, ⭱ E-Paper Inn-Salz­ach blick, Sams­tag, 13. Ju­ni 2020. Stand: Neu­jahr, 1. Ja­nu­ar 2024.
 

Dr. Olaf Konstantin Krueger M.A.

Digitaljournalist – Digitalpolitiker